«Auf einen Blick» – Unsere Sicht auf die Märkte

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat sich dem Trend zu noch tieferen Zinsen bei ihrer jüngsten geldpolitischen Lagebeurteilung nicht angeschlossen. Vielmehr beweist sie mit Blick auf die negativen Effekte der Negativzinspolitik Augenmass.

Unendliche «Brexit»-Saga

Der Termin für den Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union (EU) – der 31. Oktober – rückt immer näher. Doch ob es dann tatsächlich zum «Brexit» kommen wird, ist nach wie vor ungewiss. So oder so wird es in den kommenden Wochen immer wieder Nachrichtenschlagzeilen zu diesem Thema geben. Abgesehen vom britischen Pfund und bei britischen Aktien dürften sich die Auswirkungen auf die Finanzmärkte aber in Grenzen halten. Für Anleger heisst es daher: «Abwarten und Tee trinken».

 

Ein weiterer Dreh an der Zinsschraube …

Mario Draghi hat kurz vor seinem Abtritt vom Chefsessel der Europäischen Zentralbank (EZB) nochmals ein umfangreiches Massnahmenpaket auf den Weg gebracht. Neben einem Neustart des Anleihekaufprogramms gab es die weitgehend erwartete Senkung des Einlagezinssatzes auf –0.5%. Innerhalb der Zentralbank rumort es nach dem Entscheid aber mehr denn je. Auch innerhalb der US-Notenbank Fed ist man sich immer weniger einig. Nach dem erwarteten Zinsschritt im September steht der Leitzins in den USA nun bei 2%. Ob er demnächst weiter gesenkt wird, hängt vor allem von der US-Konjunktur und vom Handelskrieg ab.

 

… aber nicht in der Schweiz

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat sich dem Trend zu noch tieferen Zinsen bei ihrer jüngsten geldpolitischen Lagebeurteilung nicht angeschlossen. Vielmehr beweist sie mit Blick auf die negativen Effekte der Negativzinspolitik Augenmass und gewährt den Banken eine spürbare Entlastung. Deren Belastung mit «Strafzinsen» sinkt zukünftig um rund die Hälfte. Die SNB signalisiert damit aber auch eine langanhaltende geldpolitische Eiszeit.

Erneute Konjunktur-Enttäuschung

Die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für Europa fielen Ende September unerwartet schwach aus. Dies insbesondere in Deutschland, wo im dritten Quartal nun eine weitere 3-Monatsperiode mit negativem Wachstum droht. Hoffnungen auf eine Stabilisierung bei den Vorlaufindikatoren wurden damit wieder jäh zunichte gemacht. Ein wirtschaftlicher Abschwung auf breiter (regionaler) Front ist aber weiterhin nicht unser Basisszenario.

 

Taktische Anpassung bei Aktien

Zwar hat die Konjunktur in Europa noch keinen Boden gefunden. Eine temporäre Bodenbildung bei den Anleiherenditen sowie die zuletzt zu beobachtende Rotation von defensiven Aktiensektoren und Wachstumstiteln hin zu zyklischen und günstig bewerteten Titeln spricht aber für europäische Aktien, welche wir auf «neutral» heraufstufen. Bei Japan nehmen wir nach dem guten Lauf der jüngsten Zeit Gewinne mit: neu «leicht untergewichten».