Anlageklasse im Fokus: Aktien

In einem Niedrigzinsumfeld sind Aktien gefragt. Sie bieten Rendite und Inflationsschutz. Allerdings muss dieser mit einer höheren Volatilität erkauft werden. Langfristig zahlt sich das aber aus.

Langfristig bieten Aktien Inflationsschutz – dafür müssen kurzfristige Schwankungen in Kauf genommen werden

Aktien schützen vor Inflation. Weil Unternehmen die Teuerung auf ihre Produkte überwälzen können und so die höheren Kosten an die Kunden weitergeben, profitieren davon auch die Aktionäre, etwa in der Form einer höheren Dividende. Aber nicht alle Unternehmen verfügen über dieselbe Preissetzungsmacht und können höhere Preise einfach weiterreichen. Bedingung ist etwa eine starke Marktstellung und damit verbunden eine gewisse Preisinelastizität der Nachfrage. Das heisst, Konsumenten kaufen das Produkt auch bei höheren Preisen, weil sie darauf angewiesen sind oder es nicht durch ein anderes ersetzen können.

Einen Vorteil haben global tätige Unternehmen, denn Internationalisierung und Marktmacht gehen Hand in Hand. Gerade weil das Unternehmen über stark nachgefragte Produkte verfügt, kann es diese international vertreiben und den Preis festlegen. Im Zentrum stehen etablierte Firmen. Schweizer Beispiele sind Nestlé, Roche oder Sika. Im Ausland gehören Unternehmen wie Coca Cola, McDonald‘s, Apple oder Google dazu. Die meisten Produkte dieser Firmen lassen sich nur bedingt durch andere ersetzen. Ist der Kunde nicht bereit einen höheren Preis zu bezahlen, muss er qualitative Abstriche hinnehmen oder seine Bedürfnisse werden nicht im selben Ausmass erfüllt. Das erinnert an Nifty Fifty. 

Der Schweizer Markt hat Anleger in den vergangenen Jahren gut vor Inflation geschützt. Im Schnitt legte der Swiss Market Index (SMI) inklusive Dividende seit 2000 fast 6% pro Jahr zu. Das liegt deutlich über der langjährigen Inflation, obwohl die Zeitspanne mit dem Platzen der Technologieblase zu Beginn des Jahrtausends sowie der Finanz- und Eurokrise zwei ausgesprochen negative Aktienperioden umfasst.

Börsen- und Inflationsentwicklung am Beispiel des Swiss Market Index (Januar 2000 bis Dezember 2019)

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

In absehbarer Zeit scheint Inflation kein Thema zu sein, dennoch ist sie bei Investoren präsent. An der Börse herrschen nach einem jahrelangen Aufwärtstrend inflationäre Tendenzen. Weil die Kursanstiege stärker ausgefallen sind als die operativen Fortschritte, verteuerten sich die Aktienbewertungen, was mit Preiserhöhungen vergleichbar ist. Die aktuellen Umsatz- und Gewinneinbussen verschärfen die Situation. Trotzdem bezahlen Anleger aufgrund scheinbar fehlender Alternativen immer höhere Prämien. Ein solches Umfeld ist anfällig für Korrekturen. Hinzu kommen die ungewisse Entwicklung rund um die Corona-Pandemie, der unsichere Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen und der mögliche EU-Austritt Grossbritanniens ohne Freihandelsabkommen. Aus diesen Gründen reduzieren wir taktisch unsere Aktienquote weiter, im Schweizer Markt von übergewichten auf neutral und bei US-Aktien von neutral auf untergewichten.