Hier ist Frauenpower am Werk
Eigentlich war Laura Küng in der Hotellerie tätig – bis sie das Malergeschäft ihres Vaters übernahm. Mit klaren Vorstellungen, viel Herzblut und einer ordentlichen Portion Pink ist sie mit ihrem Frauenteam erfolgreich unterwegs.
Wenn Laura Küng in ihrem rosaroten Smart durch die Strassen fährt, drehen sich die Leute nach ihr um. Das gefällt der Malerin. Pink ist bei der Unternehmerin Programm. Auch bei der Arbeitskleidung und den Geschäftsräumen Binningen. Aber nicht einfach, weil es sich dabei um Lauras Lieblingsfarbe handelt. Pink ist in erster Linie ein Statement. In Ihrem Malerbetrieb beschäftigt die 30-Jährige ausschliesslich Frauen. Damit möchte sie in der männerdominierten Baubranche ein Zeichen setzen.
Ursprünglich war Lauras Weg allerdings ein anderer. Sie absolvierte die Hotelfachschule und arbeitete nach ihrer Ausbildung in einer Basler Jugendherberge. Dass sie einmal das Familienunternehmen übernehmen würde, war eigentlich nicht der Plan. Ihr Vater, der das Malergeschäft Karl Küng 1993 gründete, hatte bereits einen Nachfolger. Doch als dieser absprang, stellte sich Laura die Frage: Soll nach 30 Jahren das erfolgreiche Unternehmen aufs Mal nicht mehr existieren? Die Hotelfachfrau zögerte nicht lange und erklärte sich bereit, das Geschäft zu übernehmen. Einerseits, weil sie bereits früher diesen Gedanken hatte und andererseits, weil sie sich wünschte, ihr eigener Chef zu sein. Eine Hürde musste die Jungunternehmerin allerdings noch nehmen: «Mein Vater sagte ganz klar, ich müsse eine Malerlehre machen. Sonst würde man mich als Frau auf dem Bau nicht ernstnehmen.» Dank Matura reichte eine verkürzte Lehre. Diese absolvierte Laura bei ihrem Vater, der sie gleichzeitig Schritt für Schritt in die Geschäftsführung einführte. Vor einem Jahr war es dann so weit, Laura übernahm den Betrieb. Den Firmennamen «Malergeschäft Karl Küng GmbH» behielt sie bei. «Als stolze Tochter ist das eine Wertschätzung gegenüber meinem Vater», stellt Laura klar.
Vater als wichtigster Ratgeber
Der Übergang vom Seniorenchef zur Jungunternehmerin war ein Prozess. «Und an das Pink musste sich mein Vater zuerst einmal gewöhnen», lacht die Malerin. «Doch spätestens seit er selbst mit dem rosaroten Smart unterwegs ist, weiss ich: Er steht hinter mir.» Noch heute ist der Vater ihr wichtigster Ratgeber. Und er springt ein, wenn Not an der Frau ist. Übrigens ist Karl Küng der einzige Mann, den Laura in ihrem Betrieb akzeptiert. Jede männliche Jobbewerbung lehnt sie kategorisch ab, sagt die Unternehmerin ganz klar. «Es ehrt uns zwar. Aber wenn sich ein Mann bei uns bewirbt, hat er das Konzept nicht begriffen.»
«Wir Frauen haben ein besseres Auge für Sauberkeit»
Laura die Effizienzmeisterin
Doch wie kam es überhaupt zum Entscheid, ein reiner Frauenbetrieb zu sein? Die 30-Jährige nennt zwei Gründe: Qualität und Sauberkeit. «Wir arbeiten genauer als Männer und haben ein besseres Auge für Sauberkeit. Bevor wir die Baustelle verlassen, wird noch gestaubsaugt oder auch die Fenster geputzt.» Das Frauenteam kommt gut an – besonders auch bei der weiblichen Kundschaft. Die Kommunikation sei entspannter, die Atmosphäre freundlicher. «Meine Mädels sind alle mega härzig», schmunzelt Laura und betont: «Sie streichen nicht einfach Wände, sondern interessieren sich für das Gegenüber.» Was Laura aus ihrer Zeit in der Hotellerie mitgenommen hat, ist der Servicegedanke. «Die Kundschaft schätzt, dass wir sie von Anfang bis zum Schluss betreuen. Das ist nicht selbstverständlich bei einem Handwerksbetrieb», weiss die ehemalige Hotelfachfrau. Das Malergeschäft Karl Küng setzt auf Verbindlichkeit. «Wir informieren frühzeitig, wenn eine Terminverschiebung nötig ist und halten die Kundschaft jederzeit auf dem Laufenden.» Jede Baustelle erfasst Laura digital, damit sie immer über den aktuellen Stand Bescheid weiss. Es wundert kaum, dass die Unternehmerin intern als Effizienzmeisterin gilt.
Wichtig sind ihr aber auch ihre Mitarbeiterinnen. Lauras Führungsstil baut auf Vertrauen. Wie die Malerinnen ihre Zeit einteilen, ist ihnen überlassen. So hat die eine Angestellte die Möglichkeit, semiprofessionell Fussball zu spielen, eine andere gestaltet ihren Arbeitsalltag so, dass sie genügend Zeit für ihre Kinder hat. Die Stimmung im Team ist entspannt. Zickenkrieg? Fehlanzeige. Probleme diskutieren die Malerinnen direkt aus.
«Ich möchte jungen Frauen Mut machen, Malerin zu werden»
Vorbild für die Branche
Die grösste Herausforderung sieht Laura aktuell beim Fachkräftemangel. Deshalb positioniert sie ihre Malerei als Ausbildungsbetrieb. Eine Lernende ist bereits im dritten Jahr, zwei weitere folgen im August. «Ich möchte jungen Frauen Mut machen, den Beruf als Malerin zu lernen», erklärt Laura. Ein weiteres Zukunftsthema, das die Unternehmerin beschäftigt, ist die Nachhaltigkeit. «Wir streichen nur noch konservierungsmittelfreie Dispersionsfarben in Innenräumen. Das ist besser für die Umwelt und die Gesundheit.»
Wenn sich Laura selbst Gutes tun möchte, reitet sie mit ihren Pferden aus, geht mit ihren Hunden spazieren oder arbeitet im eigenen Garten. «Das ist für mich wie Ferien», schwärmt die Unternehmerin. Die Zeit dafür nimmt sie sich immer wieder mal an einem Nachmittag. Schliesslich fängt ihr Arbeitstag um halb sechs Uhr in der Früh an und endet oft spät abends. Egal, was Laura anpackt, sie macht es immer mit Power. Mit viel Herzblut, klaren Vorstellungen und einer kräftigen Portion Pink hat die Baselbieterin für sich einen neuen Standard gesetzt: mit einem Malerbetrieb, der nicht nur Wände, sondern auch überholte Rollenbilder streicht. Als Chefin, die vorlebt, was sie fordert. Und die zeigt, dass Tradition und Moderne keine Gegensätze sein müssen – wenn man mutig genug ist, beides zu verbinden.
«Hier fühle ich mich ernstgenommen»
Auch bei Bankgeschäften ist Laura Küng Vertrauen wichtig. Bei der Raiffeisenbank schätzt sie vor allem die Betreuung ihres Firmenkundenberaters.
Bereits ihre Eltern hatten bei der Raiffeisenbank Allschwil-Schönenbuch ein Geschäftskonto. Eine langjährige Beziehung, die Laura Küng als Nachfolgerin des Familienunternehmens aufrechterhalten wollte. «Die Betreuung war stets zuverlässig und vertrauensvoll.» In der aktuellen Zusammenarbeit schätzt die Malerin besonders den Austausch mit ihrem Firmenkundenberater Thierry Pellet. «Wir sind etwa gleich alt, deshalb passt er gut zu mir. Er versteht meine Herausforderungen und was mich beschäftigt. Bei der Raiffeisenbank fühle ich mich ernstgenommen.»