«Früher zählte noch der Handschlag»

Was war früher anders? Was können die jungen Leute besser? Privatkundenberaterin Sabine Kaya (28) und Vermögensberater Daniel Vogel (61) diskutieren darüber im Generationeninterview.

Liebe Sabine, lieber Daniel, Hand aufs Herz: Was kann die jüngere Generation besser, was die ältere?

 

Daniel Vogel: Die jungen Leute gehen lockerer an die Dinge heran. Wenn zum Beispiel bei uns ein Prozess optimiert wird, wissen sie sofort wie sie es umsetzen. Wir brauchen Zeit, bis es uns logisch erscheint. Da merke ich den Altersunterschied.

Sabine Kaya: Wir kennen es nicht anders. Es gibt immer wieder etwas Neues. Aber auch wenn wir digital versierter sind: Die langjährige Berufserfahrung haben wir noch nicht.

Daniel Vogel: Das ist sicher so. In den Gesprächen spüre ich eher, wo die Bedürfnisse der Kundschaft liegen.

 

Wie profitiert ihr in der Zusammenarbeit voneinander?

Sabine Kaya: Ich nehme Daniel insbesondere bei komplexeren Anlagethemen oder bei Kundenterminen mit, bei denen wir Potenzial für Vermittlungen und weiterführende Beratungen wie zum Beispiel Pensionsplanungen sehen. Die Kundschaft schätzt seine jahrzehntelange Erfahrung. Und ich lerne jedes Mal dazu.

Daniel Vogel: Umgekehrt bin ich froh, wenn ich Sabine dabeihabe und sie noch während dem Gespräch alle digitalen Unterlagen bereitstellt. Da ist sie blitzschnell.

 

Wie hat sich das Bankgeschäft seit deinen Anfängen verändert, Daniel?

Daniel Vogel: Früher zählte noch der Handschlag. Heute benötigen wir bei allen Änderungen eine Unterschrift der Kundschaft. Dafür ist mein Job jetzt spannender: Früher gab es nur ein kleines Sortiment an Anlageprodukten, heute ist das Angebot vielfältiger und auf die Kundinnen und Kunden persönlicher zugeschnitten.

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Heute seid ihr bestimmt auch flexibler in Bezug auf die Arbeitszeiten …

Daniel Vogel: Ja. Früher hatten wir fixe Arbeitszeiten: von halb acht bis zwölf und von halb zwei bis fünf nach fünf. Heute können wir unseren Tag flexibler einteilen. Seit ich 50 Jahre alt bin, arbeite ich zudem im 95er-Modell. Ich habe nur 95 Prozent Lohn, dafür aber zwei Wochen mehr Ferien. Das ist Lebensqualität.

Sabine Kaya: Ich schätze sehr, dass wir diese Freiheiten haben. Wenn ich allerdings am Welcome Desk arbeite, bin ich an die Schalteröffnungszeiten gebunden.

 

Inwiefern habt ihr das Gefühl, dass die junge Kundschaft anders tickt als die ältere?

Sabine Kaya: Die jüngere Generation zu gewinnen, ist viel schwieriger. Junge Leute vergleichen die Angebote online, auch diese von den Mitbewerbern. Wir probieren immer wieder Neues aus – zum Beispiel das Durchführen eines Jugendforums. Dieser Event kam gut an.

Daniel Vogel: Die älteren Kundinnen und Kunden informieren sich bevorzugt direkt bei ihrer Kundenberaterin oder ihrem Kundenberater. Sie vertrauen darauf, dass wir ihnen die passenden Produkte empfehlen. Zum Schluss ein Blick in die Zukunft: Die Bank wird immer digitaler, auch in Bezug auf KI. Was löst diese Entwicklung bei euch aus?

Sabine Kaya: Zum einen ist es sinnvoll, künstliche Intelligenz zu nutzen. Zum anderen macht es auch ein wenig Angst, weil man nicht weiss, was die Zukunft noch alles bringen wird.

Daniel Vogel: Die Frage ist: Was ist der Mensch noch wert? Kann uns KI in diesem Job ersetzen? Ich bin aber überzeugt, dass es Lösungen geben wird.