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Vorsorgebarometer 2024: Reformen als Wissenstreiber
- Das Vorsorgewissen der Schweizer Bevölkerung ist gestiegen, bleibt aber tief
- Deutlich mehr 18- bis 30-Jährige besitzen eine Säule 3a
- Höhere Lebenshaltungskosten begünstigten die Annahme der 13. AHV-Rente
- Bei der Finanzierung der 13. AHV-Rente ist sich die Schweizer Bevölkerung uneins
St.Gallen, 26. September 2024. Das Raiffeisen Vorsorgebarometer 2024 zeigt zum siebten Mal ein aktuelles und repräsentatives Stimmungsbild der Schweizer Bevölkerung in Sachen Altersvorsorge. Im Vergleich zur ersten Erhebung im Jahr 2018 hat sich der Barometerwert von 587 auf aktuell 660 von 1'000 möglichen Punkten erhöht. Der Wert setzt sich aus den Einzelindikatoren Engagement, Wissen, Vertrauen sowie ökonomischen Kennzahlen zum Schweizer Vorsorgesystem zusammen. Gegenüber dem Vorjahr haben alle vier Einzelindikatoren zum positiven Anstieg von insgesamt 46 Punkten beigetragen. Am stärksten zugenommen hat der Wert Vertrauen. Insbesondere die am 1. Januar 2024 in Kraft getretene Reform AHV 21 sowie die Aussichten auf eine 13. AHV-Rente ab dem Jahr 2026 haben das Vertrauen älterer Personen in die AHV gestärkt. Beim diesjährigen Fokusthema «Volksinitiative: Für ein besseres Leben im Alter (13. AHV-Rente)» zeigt die Frage nach der bevorzugten Finanzierungsvariante eine gespaltene Schweizer Bevölkerung.
Vorsorgewissen bleibt trotz Anstieg Sorgenkind
Im Vergleich zu den Jahren 2018 bis 2022 schätzen signifikant mehr Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren ihr Vorsorgewissen als überdurchschnittlich ein. Seit dem Jahr 2022 stieg der Wert von 15 auf aktuell 20 Prozent. Dabei schätzen Männer ihr Vorsorgewissen in der aktuellen Befragung mit 25 Prozent deutlich öfter als überdurchschnittlich ein als Frauen (15%). Auch zwischen den Sprachregionen gibt es Unterschiede. In der Westschweiz geben 13 Prozent der Befragten an, sich im Thema «Vorsorgen» nicht auszukennen, im Tessin sind es 11 Prozent. In der Deutschschweiz waren es mit 7 Prozent deutlich weniger. Im Altersvergleich fällt vor allem auf, dass sich die 18- bis 30-Jährigen deutlich stärker mit ihrer Vorsorge auseinandersetzen als noch vor einem Jahr. Jedoch hat diese Altersgruppe im Vergleich zu den älteren Personen viel weniger Vertrauen in die 1. und 2. Säule des Schweizer Vorsorgesystems, dafür aber jede zweite 18- bis 30-jährige Person ein sehr hohes oder hohes Vertrauen in die 3. Säule. Entsprechend sind heute 61 Prozent dieser Altersklasse im Besitz einer Säule 3a. Bei der Befragung vor einem Jahr waren es noch 54 Prozent. Roland Altwegg, Leiter Produkte & Investment Services und Mitglied der Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz, zum Anstieg des Vorsorgewissens: «Die Abstimmungen über die Vorlagen der Altersvorsorge zu Beginn des Jahres, die Einführung der Reform AHV 21 und die damit einhergehende mediale Präsenz haben sicherlich dazu beigetragen, dass sich die Schweizer Bevölkerung intensiver mit der Altersvorsorge auseinandergesetzt hat.» Das zeigen auch die diesjährigen Resultate: Deutlich mehr Personen als noch im Vorjahr haben Kontakt zur AHV-Ausgleichskasse aufgenommen und entsprechende Informationen angefordert. Der Anteil der Personen, die sich noch gar nicht mit ihrer Altersvorsorge auseinandersetzen, hat sich von 17 Prozent im Vorjahr auf 14 Prozent reduziert. Nichtsdestotrotz bleibt das Vorsorgewissen mit 369 Punkten der schwächste aller Einzelindikatoren des aktuellen Vorsorgebarometers.
Inflation prägt hohe Zustimmung zur 13. AHV-Rente
Für 68 Prozent der Personen, die bei der Abstimmung zur 13. AHV-Rente im März dieses Jahres ein «Ja» in die Urne gelegt haben, waren die überproportional gestiegenen Lebenshaltungskosten wie Mieten, Krankenkassenprämien, Strom und Lebensmittel ein Grund für ihre Zustimmung. Die Hälfte der Befürworter war der Ansicht, dass die AHV-Rente dem gesetzlichen Auftrag zur Existenzsicherung nicht mehr gerecht wurde und etwas mehr als ein Drittel (36%) bewegte das Argument, dass die Initiative besonders Frauen hilft, zur Annahme der Initiative. «Dass die AHV-Renten alle zwei Jahre an die Lohn- und Preisentwicklung angepasst werden – zum nächsten Mal per 1. Januar 2025 um 2,9 Prozent – ist offenbar vielen nicht bekannt», sagt Dr. Jürg Portmann, Co-Leiter Institut für Risk & Insurance an der ZHAW School of Management and Law. Knapp ein Viertel (23%) referenzierte auf die im Vorfeld der Abstimmung oft gehörte Position, dass die AHV gut genug finanziert sei und daher mehr ausbezahlt werden sollte.
Uneinigkeit über die Finanzierung der 13. AHV-Rente
Auch die Frage, wer bei einer zusätzlichen AHV-Altersrente zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern gehört, wurde in den Monaten vor dem Abstimmungstermin rege diskutiert. 37 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sie von der 13. AHV-Rente finanziell profitieren. 29 Prozent sind der Ansicht, dass die Initiative sie finanziell belasten wird. Hierbei zeigen sich grosse Unterschiede in den Altersklassen. Knapp die Hälfte (49%) der 18- bis 30-Jährigen rechnet damit, dass ihr Portemonnaie belastet wird. Bei den über 50-Jährigen glaubt hingegen die Mehrheit, finanziell zu profitieren. 31 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass kein zusätzlicher Finanzierungsbedarf besteht. Bei der Frage nach der bevorzugten Finanzierungsvariante herrscht Uneinigkeit. 35 Prozent der Befragten sind für eine kombinierte Erhöhung von Lohnbeiträgen und Mehrwertsteuer. Nur 19 Prozent sprechen sich für eine reine Erhöhung der Lohnbeiträge aus. 35 Prozent der Befragten lehnen beide Varianten ab. Die Option «nur Mehrwertsteuer» war zum Befragungszeitraum des Vorsorgebarometers noch keine vom Bundesrat portierte Variante. Dieser beschloss Anfang August, nach Ende des Befragungszeitraumes, die zusätzliche Altersrente ausschliesslich über die Mehrwertsteuer finanzieren zu wollen. «Die aktuelle Lösung des Bundesrates scheint also eher im Sinne der Schweizer Bevölkerung zu sein», sagt Tashi Gumbatshang, Leiter Kompetenzzentrum Vermögens- und Vorsorgeberatung bei Raiffeisen Schweiz.
Über das Vorsorgebarometer
Das Vorsorgebarometer basiert auf einer vom 11. bis 24. April 2024 mit Quantilope durchgeführten Online-Bevölkerungsbefragung mit 1'000 befragten Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren und auf der Analyse ökonomischer Daten. Zum dritten Mal wurden zusätzlich Personen im Alter von 66 bis 79 Jahren befragt. Diese Daten fliessen jedoch nicht in das Barometer ein, sondern dienen als Ergänzung und sind insbesondere in die Auswertung der Fragen zur 13. AHV-Rente eingeflossen. Die Studie ist repräsentativ für die internetnutzende Bevölkerung in allen Landesteilen der Schweiz und zeigt, wie es um die finanzielle Altersvorsorge in der Schweiz bestellt ist. Das Vorsorgebarometer wurde erstmals 2018 publiziert und wird jährlich erhoben, um fortlaufend neue Erkenntnisse zum Thema Vorsorge gewinnen zu können. Während Raiffeisen bei der Erstellung des Vorsorgebarometers die Unternehmer- und Konsumentenperspektive einbringt, deckt die ZHAW School of Management and Law den wissenschaftlichen Teil ab.