Nachhaltiges Bauen mit Minergie & Co.

Die Schweizer Standards für ein effizientes Bauen lassen sich sowohl für Sanierungen als auch für Neubauten anwenden. Jedoch verfolgen Minergie, GEAK® und SNBS dabei unterschiedliche Ansätze. Um herauszufinden, was zu Ihrem Vorhaben am besten passt, hier eine Übersicht der einzelnen Standards.

 Minergie vom GEAK® oder dem SNBS

In der Schweiz gibt es mehrere Standards für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Aber was unterscheidet Minergie vom GEAK® oder dem SNBS?

Folgende Themen werden in diesem Artikel aufgegriffen:

Mit Minergie energetisch sanieren oder bauen

Immobilien sanieren ist mit «Minergie Systemerneuerung» möglich, die Methode ist laut der Webseite des privaten Vereins seit Anfang 2016 in der Testphase. Dabei können Sie mit Minergie über maximal fünf Jahre hinweg die Gebäudehülle und Haustechnik verbessern, um mehr Energieeffizienz zu erhalten. Deutlich etablierter ist der Neubau mit Minergie. Dazu stehen drei Standards zur Verfügung:

  • Minergie
  • Minergie-P
  • Minergie-A

Sie alle beziehen zur Optimierung der Energieeffizienz die Gebäudehülle, Strom- und Wärmeversorgung und Haustechnik sowie Geräte, Beleuchtung und eine kontrollierte Lufterneuerung mit ein. Während Minergie sich dabei auf die energetische Qualität und Effizienz des Gebäudes konzentriert, zielt Minergie-P bei bester Effizienz auch auf mehr Komfort des Hauses ab. Minergie-P bezeichnet dabei Niedrigstenergie-Bauten.

Noch etwas weiter geht Minergie-A, das eine unabhängige Energieversorgung ermöglicht. Raumwärme, Wassererwärmung, Lufterneuerung sowie alle elektrischen Geräte und die Beleuchtung werden über selbst produzierte erneuerbare Energien versorgt. Minergie strebt dabei einen Energieverbrauch von maximal 55 kWh/m2 pro Jahr an, Minergie-P 50 kWh/m2 und Minergie-A unter 35 kWh/m2. Erreicht werden die Standards unter anderem durch herausragende Wärmedämmungen, eine Photovoltaik-Anlage oder auch ein spezielles Lüftungssystem.

Dieses ganzheitliche Konzept kann aber einen deutlichen Eingriff in die Planung Ihres Hauses bedeuten. Möchten Sie einen Neubau nach Minergie ausrichten, sollten Sie dies unbedingt bereits bei frühen Entwürfen des Gebäudes einbeziehen.

 

Zusätzliche Minergie-Zertifikate ECO und MQS nutzen

Übersicht der verschiedenen Minergiearten
Eine Übersicht der verschiedenen Minergiearten inklusive Umsetzungsablauf.

In Ergänzung zu den grundsätzlichen Standards, bietet Minergie unter anderem den Zusatz ECO an. Dieser soll sicherstellen, dass beim Bau oder der Modernisierung auf ökologische Materialien gesetzt wird, wie etwa Recycling-Beton. Aber auch gesundheitliche Aspekte, beispielsweise die Nutzung des Tageslichts oder eine gute Raumluft, bezieht ECO mit ein.

MQS Bau bringt dagegen weitere Kontrollen und eine Dokumentation des Baus mit sich. Das Ziel hierbei ist während des Bauprozesses eine Qualitätssicherung vorzunehmen. Gemeinsam mit Bauherren oder Planern prüft dabei ein unabhängiger Experte alle Bauteile, die im Zusammenhang mit Minergie stehen.

Bei dem weiteren Zertifikat MQS Betrieb wird die Leistung von Geräten sowie Bauteilen während der Nutzung bewertet. Ein Minergie-Experte kann beispielsweise prüfen, wie energieeffizient eine Heizung im Betrieb wirklich ist oder wie gut der Wärmeschutz im Sommer funktioniert. Daraus leitet er mögliche Massnahmen zur Optimierung ab. Mehr zu den Standards und Zertifikaten erfahren Sie auf www.minergie.ch.

 

Durch GEAK®Plus den Energieverbrauch optimieren

Mit dem Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK®) können Eigentümer herausfinden, wie der energetische Zustand ihres Gebäudes ist. Beim GEAK®Plus zeigen Experten darüber hinaus in einem umfassenden Beratungsbericht auf, welche Massnahmen zur Sanierung sinnvoll sind und wie hoch deren Kosten beziehungsweise Nutzen wären.

Die GEAK®-Experten prüfen dafür das gesamte Haus, von der Gebäudehülle bis zur Haustechnik. Im Verlauf der Beurteilung werden Schwachstellen aufgedeckt, beispielsweise zu hohe Wärmeverluste über die Fassade. Daraus leitet der Experte anschliessend seine Empfehlungen für eine mögliche Sanierung ab.

Sie erhalten somit durch den Gebäudeenergieausweis einen genauen Überblick als Grundlage für eine Erneuerungsstrategie, um den Energieverbrauch in Ihrem Haus möglichst stark zu minimieren. Dadurch können Sie vermeiden, unnötige oder wenig effiziente Massnahmen anzugehen. Und Sie erfahren, in welcher Reihenfolge Sie die Erneuerungen am besten durchführen.

Bei Neubauten setzt der GEAK® bereits in der Planungsphase an. Im Betrieb lassen sich dann die berechneten Werte nochmals überprüfen. Mehr zum Gebäudeenergieausweis erfahren Sie unter www.geak.ch

 

Mit dem SNBS die Umgebung des Hauses einbeziehen

Der noch junge Standard für nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) begleitet überwiegend Neubauten ab der Planung am Standort. Dabei werden die Nutzung, Effizienz und Umweltfreundlichkeit des Gebäudes nicht nur für sich genommen, sondern auch abhängig vom Standort und der Umgebung betrachtet. Die Bewertungen reichen von der Planung, über den Bau bis zum Betrieb des Hauses.

Der SNBS 2.0 ist kostenlos verfügbar, sodass Architekten ihn bei der Planung gratis anwenden können. Eine Zertifizierung ist dagegen kostenpflichtig. Dafür müssen Bauherren einen Antrag stellen. Die Zertifizierung unterscheidet in Silber (Gesamtnote 4 bis 4.9), Gold (Gesamtnote 5 bis 5.4) und Platin (Gesamtnote 5.5 bis 6.).

Bei bestehenden Gebäuden ist der Standard ebenfalls anwendbar. Finanziert wurde die Entwicklung des SNBS vom Bundesamt für Energie über das Programm EnergieSchweiz. Getragen und weiterentwickelt wird er vom Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz NNBS.