

Ist mein Haus für die Installation einer Photovoltaik-Anlage geeignet?
Mit der Installation einer Photovoltaik-Anlage engagieren sich Hausbesitzer aktiv für die Umwelt, machen sich unabhängig von Energielieferanten und sparen Stromkosten. Klingt gut, doch für wen eignet sich eine Photovoltaik-Anlage - wäre das auch etwas für Sie? Ein Experte von AGROLA Solvatec gibt im Interview Auskunft zu den wichtigsten Fragen, die bei der Anschaffung einer eigenen Photovoltaik-Anlage geklärt werden sollten.
Solarzellen wandeln Sonnenstrahlung in elektrische Energie um – ohne Abfall, Lärm und Abgase. Die Technik nennt sich Photovoltaik.
Photovoltaik-Experte Dominik Müller im Interview
Interview: Robert Wildi
Herr Müller, wie genau funktioniert eine Photovoltaik-Anlage?
Wenn Sonnenstrahlen auf die Solarpanels treffen, werden sie durch die Solarzellen direkt in Gleichstrom umgewandelt. Man spricht dabei vom Photovoltaik-Effekt, der einen physikalischen Vorgang beschreibt. Via Verkabelung wird der Gleichstrom dann in die Stromzentrale des Hauses, zum Beispiel im Keller, geleitet und von einem sogenannten Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt. Der Wechselstrom ist jener Strom, der über das Netzt transportiert und schliesslich im Haus für Kühlschrank, Waschmaschine oder Licht genutzt wird.
Wird der so produzierte Strom auch stets gänzlich verbraucht?
Nein, in Einfamilienhäusern liegt der durchschnittliche Nutzungsgrad des durch eine Photovoltaik-Anlage produzierten Stroms bei rund 25 Prozent. Die restlichen 75 Prozent werden ins öffentliche Stromnetz zurückgespeist, also praktisch verkauft. Man erhält von den Elektrizitätswerken dafür einen Rückspeisetarif. Allerdings ist dieser oft nicht sehr attraktiv, weshalb es für Betreiber von Photovoltaik-Anlagen gerade in Einfamilienhäusern oft Sinn macht, den Strom mittels Installation einer Batterie zu speichern und zu einem späteren Zeitpunkt dem Eigenbedarf zuzuführen.
Was ist der Unterschied zwischen Photovoltaik und Solarthermie?
Photovoltaik-Solarpanels produzieren Strom, während solarthermische Kollektoren nur Wärme produzieren. Das ist zum Beispiel gerade während der Sommerzeit nicht so praktisch, weil man dann ohnehin einen Überschuss an Wärme hat, der nicht gebraucht wird. Das führt dann öfter zu einer Überhitzung. Deshalb ist Photovoltaik speziell im Einfamilienhaus wirtschaftlicher zu betreiben als Solarthermie. Für grössere Gebäude, zum Beispiel öffentliche Schwimmbäder, wo es sehr viel Wärme zur Beheizung des Wassers braucht, eignet sich die Solarthermie hingegen viel besser.
Wann ist ein Haus für eine Photovoltaik-Anlage geeignet?
Idealerweise ist ein Haus freistehend und hat ein möglichst nach Süden ausgerichtetes Dach. Auch Flachdächer funktionieren gut. Eine geringe Verschattung ist ebenfalls positiv. Dazu muss ich aber sagen, dass moderne Photovoltaik-Anlagen auch eine Teilverschattung problemlos überbrücken können. Heute gilt in vielen Fällen sogar ein nach Ost-West ausgerichtetes Dach als ideal. Dort produziert die Photovoltaik-Anlage per Saldo zwar weniger Strom als auf einem Süddach, dafür liegt die Menge näher am konkreten Eigenbedarf. Das heisst, es muss weniger Strom gespeichert oder ins öffentliche Netz zurückgespeist werden.
Scheint denn in der Schweiz per Saldo genug Sonne für den Einsatz von Solartechnik?
Wir haben hier zwar keine Verhältnisse wie etwa in den arabischen Ländern. Trotzdem liegt die Sonneneinstrahlung in der Schweiz im guten Durchschnitt und reicht in allen Landesteilen problemlos für die Nutzung von Photovoltaik. Sehr hohe Stromerträge erreichen zum Beispiel Photovoltaik-Anlagen in alpinen Regionen, wo im Winter dank der Reflexion vom Schnee starke Sonneneinstrahlungen gemessen werden. Weil der Schnee oft die Dächer bedeckt, werden in den Bergen immer mehr Photovoltaik-Anlagen an Hausfassaden angebracht. Das gleiche gilt zum Beispiel auch für Stadtreihenhäuser, bei denen die Dächer eher als Terrassen oder für Grünflächen genutzt werden.
Gibt es denn ästhetisch ansprechende Photovoltaik-Anlagen für Hausfassaden?
Neben den blauen und schwarzen Standardmodulen kann man heute auch bezüglich Ästhetik einiges machen. Wenn ein Haus zum Beispiel denkmalgeschützt ist, kann man die Photovoltaik-Solarpanels in der entsprechend gewünschten Farben designen. Neben unterschiedlichen Farben sind heute auch Firmenlogos im Digitalaufdruck möglich. Natürlich kosten solche Anlagen dann etwas mehr als das schwarze Basic-Modell. Generell ist die Schweizer Photovoltaik-Branche im Bereich Farb- und Designentwicklung international in einer führenden Position.
Die Gestaltungsmöglichkeiten bei Solarfassaden, Building integrated Photovoltaic (BIPV) genannt, sind enorm. (Quelle: AGROLA Solvatec)
Sind Einsprachen etwa vom Nachbarn ein mögliches Hindernis?
In Kern- oder Schutzzonen ist es durchaus möglich, dass Gemeinden besondere Auflagen erteilen. Das Einholen der Einverständniserklärung der Nachbarn kann mit einem Ausstecken der zukünftigen Anlagengrösse erfolgen. Dieses Vorgehen ist aber meist nur bei einem „ordentlichen Verfahren“ nötig, bei dem das Baugesuch publiziert wird. Wenn ein Baugesuch für die Solaranlage eingereicht werden muss, haben die Nachbarn jederzeit die Möglichkeit, Einspruch zu erheben. In Bau- und Landwirtschaftszonen brauchen angepasste Solaranlagen auf Dächern keine Baubewilligung. Selbstverständlich empfiehlt es sich bei einem guten Verhältnis, frühzeitig die Nachbarn in die Pläne mit einzuweihen.
Braucht es zur Installation einer Photovoltaik-Anlage eine Baubewilligung?
Mit Einführung des neuen eidgenössischen Raumplanungsgesetzes im Jahr 2014 wurde die entsprechende Baubewilligungspflicht abgeschafft. Nur in Kernzonen benötigt man heute noch eine Baubewilligung. Teils wird das Gesetz kantonal indes noch unterschiedlich gehandhabt. So braucht es in gewissen Kantonen etwa für grössere Photovoltaik-Flachdachanlagen immer noch eine Bewilligung. Bei Einfamilienhäusern ist dies aber in der Regel landesweit nicht mehr der Fall.
Wie lange dauert der vollständige Einbau und die Montage einer Photovoltaik-Anlage?
Bei einem Einfamilienhaus normaler Grösse muss man mit rund drei Arbeitstagen rechnen. Für grössere Objekte sind es auch mal fünf Tage. Die Dauer steigt aber nicht prozentual zur Dach- oder Wohnfläche, weil der Aufwand für die Elektroinstallation immer etwa gleichbleibt.
Welche Lebensdauer hat eine Photovoltaik-Anlage?
In der Regel leisten Solarmodule während 30 bis 50 Jahren zuverlässig ihren Dienst. Bei der Elektronik, zum Beispiel den Wechselrichtern, sind es 15 bis 20 Jahre. Die Faustregel besagt daher, dass es während der Lebensdauer eines Solarmoduls einen einmaligen Ersatz der Elektronik braucht.
Welche Risiken gibt es bei Photovoltaik-Anlagen?
Da es sich um eine relativ komplexe Elektroinstallation handelt, sollte sie technisch einwandfrei und von fachmännischer Hand ausgeführt werden. Als Folge des aktuellen Nachfragetrends für Photovoltaik-Anlagen sind allerdings auch Anbieter in den Markt gedrängt, welche diese Qualität nicht gewährleisten können. Für den Hauseigentümer birgt dies ein gewisses Risiko. So können beispielsweise Kabel schlecht verlegt und ganze Anlagen verbaut werden, die schlicht nicht die versprochene Leistung bringen. Oft wird dies von Liegenschaftsbesitzern erst bemerkt, wenn die erste Wartung ansteht oder die effektive Stromleistung genau gemessen wird. In Deutschland wurden alarmierende Studien gemacht, die nachgewiesen haben, dass rund 80 Prozent der installierten Photovoltaik-Anlagen ungenügend performen. Tipp an die Eigentümer: Nicht einfach dem günstigsten Angebot folgen, sondern mehrere Anbieter vergleichen und nach Möglichkeit Referenzen einholen.
Ist mein Haus geeignet für eine Photovoltaik-Anlage?
Diese Frage lässt sich ganz einfach für jedes beliebige Hausdach und jede Hausfassade der Schweiz beantworten. In einem Gemeinschaftsprojekt erarbeiteten das Bundesamt für Energie, das Bundesamt für Landestopographie sowie MeteoSchweiz einen Solarkataster, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist auf sonnendach.ch
Auf sonnendach.ch kann abgefragt werden, ob das eigenen Haudach oder die Fassade für die Solarenergienutzung geeignet sind, und wieviel Strom und Wärme produziert werden könnte.
Zur Person
Dominik Müller ist Leiter Innovation und Technik bei AGROLA Solvatec.
Die Solvatec AG wurde 1998 gegründet und 2015 von der fenaco Genossenschaft übernommen. Die AGROLA AG, Tochtergesellschaft der fenaco, hat Solvatec per Januar 2019 unter «AGROLA Solvatec» in die AGROLA integriert. Die Marke AGROLA Solvatec bleibt als Premium-Marke für den Bereich Innovation und Technik am Markt bestehen. Das Solargeschäft der AGROLA ist am Markt mit zwei Marken präsent.