Anlageklasse im Fokus: Aktien

Die Welt ist im Krisenmodus. Kurseinbrüche und Unsicherheiten prägten das erste Halbjahr. Kaum ein Ort, an dem das so deutlich wird, wie an der Börse.

Von der Euphorie in den Bärenmarkt – Abgestrafte Technologieaktien

Viele Anleger möchten das erste Halbjahr wohl schnellstmöglich vergessen. Das Problem: Der Ausblick auf die kommenden sechs Monate ist nicht viel besser. Die Strategie «Buy the Dip», also bei Korrekturen nachzukaufen, hat sich bislang 2022 nicht bewährt. Zu gross sind die Unsicherheiten bezüglich Inflation, steigender Zinsen, einer sich abkühlenden Konjunktur, höherer Rohstoffkosten, Lieferengpässen und des Krieges in der Ukraine. 

Die Entwicklung an den Börsen seit Anfang Jahr reflektiert diese Ungewissheit. Bis zu einem Fünftel hatten viele europäische Börsen in den ersten sechs Monaten verloren. In den USA war das Minus noch ausgeprägter. Die Technologiebörse Nasdaq befindet sich mit einem Minus von mehr als 20% nach wie vor in einem Bärenmarkt. Dass der britische Aktienmarkt dieses Jahr mit einer einstelligen Minusperformance bislang besser abschneidet, liegt an der hohen Gewichtung des Energie- und Rohstoffsektors. Zudem kam der Markt in den vergangenen fünf Jahren kaum vom Fleck.

Entwicklung des Nasdaq Composite

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Vor allem der lange hochgejubelte Technologiesektor musste Federn lassen. Aufgrund der gestiegenen Zinsen sind künftige Gewinne per heute weniger wert. Ebenfalls unter Druck waren die Valoren der Corona-Gewinner der Vorjahre, bei welchen nun die pandemiebedingten Umsätze wegbrechen. In der Schweiz gehörten dazu Unternehmen wie der Pharmazulieferer Lonza, der Technologiekonzern Logitech oder die Onlineapotheke Zur Rose. 

In diesem Umfeld kletterte die Volatilität von einem im historischen Kontext niedrigen Niveau auf ein mittlerweile wieder deutlich höheres, was die Unsicherheit der Anleger spiegelt. Obwohl die Unternehmensergebnisse für das erste Quartal in vielen Fällen noch besser ausgefallen sind als erwartet, zeigten sich viele Firmen bereits vorsichtig, was die weitere Geschäftsentwicklung betrifft. 

Gerade die höheren Rohstoffpreise dürften vielerorts zu steigenden Kosten führen, die Gewinne schmälern und die Prognosen eintrüben. Die Bewertungen sind deshalb nur scheinbar günstig, was Investoren verunsichert und anlässlich der Halbjahresergebnisse für starke Schwankungen sorgen dürfte. 

Ungemach kam auch aus China. Aufgrund seiner Null-Covid-Strategie ist mit anhaltenden Lieferengpässen zu rechnen. Die hohen Rohstoffpreise und der andauernde Krieg in der Ukraine sprechen weiterhin für ein Untergewicht in Aktien. Aufgrund seiner defensiven Charakteristika bleiben wir im Schweizer Markt übergewichtet.