Anlageklasse im Fokus: Obligationen

Das Licht am Ende des Tunnels wird heller. Anleihen rentieren wieder positiv. Die Auswüchse der lockeren Geldpolitik werden aber noch Generationen begleiten.

Die Zinswende ist geschafft – In neun Monaten ins Plus

Geschafft! Die Zeit der Negativzinsen liegt mit dem jüngsten Zinsschritt der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hinter uns. Der Weg zurück zur Normalität ist geebnet. Die wichtigste Botschaft lautet: Geld hat wieder einen Wert und wird nicht mehr mit einem Strafzins belastet. Vor allem Anleger profitieren davon. Noch Anfang des Jahres lagen die Renditen für Schweizer Staatsanleihen für sämtliche Laufzeiten im Minus. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet: Die gesamte Zinskurve notiert im positiven Bereich. Allerdings zeigt sie inverse Tendenzen. Anleger erhalten für längere Laufzeiten also nicht höhere, sondern geringere Renditen. In der Vergangenheit war eine solche Struktur oft der Vorbote einer Rezession. 

Zinskurven Schweizer Staatsanleihen

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Obwohl wir für die Schweiz nicht von einem solchen Szenario ausgehen, ist die Wahrscheinlichkeit eines wirtschaftlichen Abschwungs in den vergangenen Monaten deutlich angestiegen. Auf 12-Monatssicht gehen wir davon aus, dass die längeren Zinsen vorerst höchstens noch moderat ansteigen dürften.

Auswüchse der lockeren Geldpolitik – Wie gewonnen, so zerronnen

Auch wenn die Märkte den Weg der Normalisierung eingeschlagen haben, bis die Auswüchse der Negativzinsphase vollständig abgearbeitet sind, dauert es noch lange – weit ins 22. Jahrhundert. Denn einige Staaten haben die niedrigen Zinsen der letzten Jahre genutzt und Obligationen mit 100-jähriger Laufzeit herausgegeben. Auf der Suche nach Rendite wurde von Anlegern scheinbar alles Mögliche zusammengekauft. Von Mexiko über Peru bis Österreich war für jedes Risikobewusstsein etwas dabei. Für Anleger entpuppten sich diese Obligationen als Desaster. Einem oft intakten Kreditrisiko stehen Laufzeiten gegenüber, die jetzt ihren Tribut fordern. Kursverluste von gut 40% allein in diesem Jahr sind keine Seltenheit. 

Kursverlauf 2.1 % Österreich 2117

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Unter Druck sind auch Schwellenländeranleihen. Mit dem Zinsanstieg vor allem in den USA erhalten Investoren eine sicherere Alternative in US-Dollar. Aufgrund dieser Entwicklung ist die Risikoprämie für Schwellenländeranleihen deutlich angestiegen. Obwohl sich das Anlageumfeld für Obligationen mit steigenden Zinsen grundsätzlich verbessert hat, bleiben wir angesichts der damit einhergehenden Unsicherheiten vorsichtig und halten (noch) an unserem taktischen Untergewicht fest.