Anlageklasse im Fokus: Obligationen

Russische Obligationen leiden. Davon betroffen sind auch Schweizer Anleger, die davon wahrscheinlich gar nichts wissen. Dank Diversifikation ist der Einfluss aber gering.

Wenn Risiken real werden

Obligationen stehen für Sicherheit und stabile Auszahlungen, vor allem wenn sie als Investment Grade eingestuft werden und in Franken denominiert sind. Das dachten sich auch viele Anleger, die in Franken-Anleihen russischer Emittenten investierten. Etwa solche des Energiekonzerns Gazprom. Dass die Obligationen im Vergleich zu ihren Pendants aus anderen Ländern auch in guten Zeiten eine höhere Rendite abwarfen, war ganz generell auf die höheren politischen Risiken in Russland zurückzuführen. 

1.45 % Gazprom 23 Anleihe, in CHF

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Was das bedeutet, zeigte sich nun mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Seit Kriegsbeginn und den damit verhängten Sanktionen hat sich der Kurs dieser Obligationen mehr als halbiert. Natürlich ist Gazprom nicht Konkurs, dazu sind die Gasreserven zu gross, und auch die Abhängigkeit des Westens lässt das Geschäft nicht einfach einbrechen. Trotzdem gilt: Der Markt hat immer recht. Und im Moment fordert er für solche Obligationen eine höhere Risikoprämie. Länger laufende Obligationen leiden oft noch stärker, weil die Ungewissheit wächst, je länger die Unsicherheit anhält. Ob das gerechtfertigt ist, wird sich über die Zeit zeigen. Nichtsdestotrotz empfiehlt es sich, seine Investitionen auch bei der vermeintlich sicheren Anlageklasse Obligationen zu diversifizieren.

Schwache Entwicklung aufgrund steigender Zinsen

In der Schweiz hat es die genannte Anleihe gar in den Swiss Bond Index AAA-BBB geschafft. Dieser umfasst Obligationen, die an der Schweizer Börse gehandelt werden und mit dem Rating Investment Grade versehen sind. Auch der Index hat seit Anfang des Jahres an Wert verloren. Das ist allerdings grösstenteils auf die gestiegenen Zinsen zurückzuführen und nur in einem geringen Ausmass auf die Risiken russischer Emittenten, denn deren Gewicht ist gering.

Entwicklung Swiss Bond Index AAA-BBB

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Tatsächlich werden höhere Zinsen immer mehr zum Thema. Nachdem die britische Notenbank ihren Leitzins in drei Schritten wieder auf Vor-Corona-Niveau angehoben hat, hat auch die US-Notenbank Fed mit ihrem März-Entscheid die Zinswende definitiv eingeläutet. Seit Anfang des Jahres haben aber in allen Leitwährungen die Renditen für längere Laufzeiten angezogen. Da dies für Anleger Kursverluste bedeutet und wir mit weiter steigenden Zinsen rechnen, bleiben wir bei Anleihen untergewichtet.