Ein Olivia-Shirt entsteht

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Die Designerin des Schweizer Labels «Jungle Folk» Pauline Treis verkauft keine kurzlebigen Trendteile, sondern zeitlose Kleider aus hochwertigen Stoffen. Wir haben Kleinmanufakturen in Lima und Medellin besucht und mitverfolgt, wie eine neue Kollektion entsteht.

 

Nachhaltigkeit und Qualität haben ihren Preis

89 Franken kostet das «Olivia»-Shirt des Schweizer Labels Jungle Folk. Das Oberteil besteht aus 0,75 Metern besonders feiner peruanischer Pima-Baumwolle. Schon bei der Auswahl der Materialien legt Pauline Treis, der kreative Kopf hinter Jungle Folk, Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit. Den Stoff kauft sie bei Bergmann Rivera in Lima ein. Das Unternehmen beschäftigt 120 Familien in drei Provinzen in Peru und garantiert eine nachhaltige Produktion.

Treis produziert ihre Shirts gleich in Lima und beschäftigt dort einen Produktionsmanager, dem sie blind vertraut. Der Peruaner Adbel hat Textildesign studiert, wollte aber die Schneiderei seines Vaters nicht übernehmen. Lieber macht er sich jeden Tag auf den langen Weg, um die Produktion von Jungle Folk zu überwachen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Taxis geht er Stoffe einkaufen, bringt sie zu den Manufakturen, instruiert die Produzenten und versendet die fertigen Kleider in die Schweiz.

Adbel überwacht die Produktion in Lima

Der Produktionsmanager Adbel überwacht die Produktion in Lima.

Acht bis zehn Stunden Arbeit für die bunte Mode

Die erste Manufaktur, die wir besuchen, ist auf dem Dach eines dreistöckigen Familienhauses untergebracht. Kein Tourist wagt sich in das Quartier, die staubigen Strassen sind verlassen, es ist heiss. Zwei Männer sind in der Werkstatt damit beschäftigt, Prototypen für die Winterkollektion von Jungle Folk zu produzieren. Die Strickmuster kritzeln sie auf Zettel, probieren aus, korrigieren und verbessern, bis es sitzt.

Strickmuster in einem Notizheft notiert

Die Strickmuster für die Alpaca-Pullover werden anhand der Designs von Pauline angefertigt.

Acht bis zehn Stunden verbringen die Männer täglich in ihrer improvisierten Hütte auf dem Dach. Sie bedienen die Strickmaschine routiniert und lassen Cardigans, Mützen und Pullover aus feinster Alpaca-Wolle in modischen Farbtönen entstehen. So auch eine senfgelbe Strickjacke. Der Prototyp reist bald in die Schweiz, damit Pauline Treis die Jacke kontrollieren und für die Produktion freigeben kann.

Mann arbeitet kann mechanischer Strickmaschine

Die Kleinmanufakturen in Lima arbeiten in Hinterhöfen oder auf Dächern auf mechanischen Strickmaschinen.

Die Knöpfe für die Strickjacke fehlen noch, denn diese lässt Pauline Treis vom Künstler Terry in Medellin produzieren. In seinem Garten hoch über der kolumbianischen Metropole experimentiert er mit Naturmaterialien wie dem Nationalbaum «Guayacan amarillo». Pro Kollektion schneidet er bis 900 Knöpfe zu, schleift sie, bohrt Löcher und härtet sie in der Mikrowelle.

 

Und ab geht's in die Schweiz

Aber zurück nach Peru. Adbel mahnt zur Eile, denn die Distanzen in Lima sind weit. Die Näherinnen in der nächsten Werkstatt erwarten uns bereits und zeigen uns, wie sie das Olivia-Shirt zuschneiden und zusammennähen. Pro Shirt brauchen sie weniger als eine Stunde. So türmen sich auf dem langen Tisch gebügelte und verpackte Olivias. Gebündelt werden sie per Flugzeug in die Schweiz geschickt.

Frau faltet die fertigen Shirts

Die Shirts werden kontrolliert und für den Versand in die Schweiz vorbereitet.

In der Schweiz angekommen vertreibt Pauline Treis die Kleider über den Grosshandel und ihre Internetseite. Durch die konsequent nachhaltige Produktion haben die Stücke ihren Preis. Noch realisiert die junge Designerin keine grossen Margen. Zusammen mit ihrer Schwester Mathilde arbeitet sie aber Tag und Nacht, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden und immer neue Kollektionen auf den Markt zu bringen.