«Auf einen Blick» – Unsere Sicht auf die Märkte

Evergrande, Schuldenobergrenze, Inflation und steigende Zinsen. Für Volatilität ist gesorgt. Wir bleiben taktisch leicht defensiv positioniert, haben aber drei antizyklische Anpassungen vorgenommen. Gold und Schwellenländeraktien haben wir erhöht, Schweizer Immobilienfonds leicht reduziert.

Evergrande in Schieflage

Der chinesische Immobilienkonzern Evergrande steht kurz vor dem Konkurs. Mit Schulden von über 300 Milliarden US-Dollar wäre es eine der grössten Firmenpleiten in der Geschichte. Die Episode ist ein Warnschuss und zeigt exemplarisch die Folgen der seit Jahren ultraexpansiven Geldpolitik. Viele Firmen haben die Tiefzinsen für ein schuldenfinanziertes Wachstum genutzt, andere konnten sich dank günstigen Refinanzierungsbedingungen über Wasser halten. Evergrande ist diesbezüglich nur die Spitze des Eisbergs – es existieren weltweit Hunderte sogenannter «Zombiefirmen». In China rechnen wir dennoch nicht mit einem Flächenbrand. Die Regierung wird zwar Evergrande nicht retten, dafür das Finanzsystem stabilisieren.

 

Restriktivere Geldpolitik

Noch immer will sich Fed-Chef Jerome Powell nicht auf einen fixen Startpunkt zur Reduktion der Anleiherückkäufe festlegen. Zwischen den Zeilen liess er aber klar durchblicken, dass es sehr bald soweit sein wird. Zudem soll das Tapering zügig vonstattengehen und schon Mitte 2022 abgeschlossen sein. Derweil rechnet die Hälfte der Fed-Mitglieder bereits im kommenden Jahr mit einer ersten Zinserhöhung. Die Langfristzinsen haben reagiert und sind in den letzten Tagen deutlich angestiegen.

 

Schuldendrama

Es ist mittlerweile ein Déjà-vu: Die Schulden in den USA steigen Jahr für Jahr. Die Schuldenobergrenze liegt aktuell bei 28.5 Billionen US-Dollar und ist erreicht. Im Kongress zeichnet sich (noch) keine Einigung über eine Erhöhung ab. Für Volatilität ist gesorgt.

Deutschland hat gewählt

Die Bundestagswahlen in unserem nördlichen Nachbarland sind Geschichte. Klar ist aber noch wenig. Die Koalitionsgespräche unter den Parteien haben erst begonnen. Am wahrscheinlichsten scheint eine «Ampel»-Regierung (SPD, Grüne, FDP) unter Kanzler Olaf Scholz. Die Auswirkungen auf die Finanzmärkte sind gering – «politische Börsen haben kurze Beine».

 

Antizyklische Anpassungen

Wir bleiben taktisch leicht defensiv positioniert, haben aber drei antizyklische Änderungen in der Anlagetaktik vorgenommen: Bei Schweizer Immobilienfonds nehmen wir erste Gewinne mit und reduzieren die Position von «stark übergewichten» auf «leicht übergewichten». Im Gegenzug erhöhen wir aus Diversifikationsgründen die Goldposition. Auf der Aktienseite bleiben wir zwar insgesamt vorsichtig positioniert, kaufen aber opportunistisch bei Schwellenländeraktien zu.