Alle Jahre wieder

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Ausgabe 18.12.2019 – Die Sicht des Raiffeisen Chefökonomen

Martin Neff - Chefökonom Raiffeisen Genossenschaft
Martin Neff – Chefökonom Raiffeisen Genossenschaft

Weihnachten steht mal wieder vor der Türe und die Hektik in den Geschäften ist gross wie jedes Jahr, wenn es im letzten Moment drum geht, noch irgendetwas zu kaufen. Geschenke bleiben Pflicht auch 2019. Es geht in der Schweiz bei Weihnachtsgeschenken um Milliarden. Lassen wir doch mal ein bisschen die Statistik zu Weihnachten sprechen.

Man darf davon ausgehen, dass wir pro Kopf etwa CHF 320.– für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Das macht satte CHF 2,8 Milliarden. Nicht alle geben gleich viel aus, immerhin 4 % von uns mehr als CHF 1'000.–, 15 % weniger als CHF 100.–. Das Gros lässt sich Weihnachtsgeschenke zwischen CHF 200.– und CHF 500.– kosten. Männer geben in der Regel pro Kopf etwa 10 % mehr aus als Frauen. Bewohner der Genferseeregion geben am meisten aus, gefolgt von den Nordwestschweizern und Zürchern. Nach Haushaltstyp sortiert liegen Familien mit Kindern vor Paaren und Alleinstehenden. Am wenigsten kaufen die Ostschweizer Weihnachtsgeschenke. Noch immer ist der Einkauf vor Ort die präferierte Form des Geschenkerwerbs. 39 % gehen dazu in ein Einkaufszentrum oder ein Kaufhaus, nur unwesentlich weniger (36 %) in ein Fachgeschäft oder einen Fachmarkt. Nur 4 % kaufen Geschenke beim Discounter. Fast jeder Fünfte (16 %) geht gar nicht ins Geschäft, sondern bestellt seine Geschenke bequem von zu Hause aus im Internet. Über die Hälfte kauft zumindest einen Teil der Weihnachtsgeschenke im Ausland. Hochbetrieb herrscht im Dezember auch bei der Schweizer Post. Sie allein dürfte im Weihnachtsverkehr gut 26 Millionen Pakete verarbeiten.

 

Gut vorbereitet

Weihnachten beginnt indes schon vor dem Dezember, denn Herr und Frau Schweizer rennen nicht im letzten Moment für den Geschenkkauf in die Läden, sondern die Hälfte hat bereits einen Monat vor Heiligabend die Geschenkkäufe getätigt. Ein weiteres Fünftel erledigt seine Weihnachtseinkäufe drei Wochen und 15 % zwei Wochen vor Weihnachten. So dass nur noch etwa 10 % übrigbleiben, die in der letzten Woche vor dem Fest noch auf den Strassen rumwuseln. Mir kommt das immer nach mehr vor. Vielleicht liegt das aber auch an der besonderen Eile der Spätzünder und derer, die sich sonst noch im letzten Moment mit irgendetwas eindecken müssen. Insgesamt ist die Schweiz aber allem Anschein nach rechtzeitig gerüstet für das grösste Fest des Jahres. Auch im Einkaufsverhalten vor Weihnachten spiegelt sich das eine oder andere, unter anderem auch geschlechterspezifische Klischee wider, sprich Sie schenkt Socken, Er Ohrringe. Frauen geben eher mehr für Kleidung aus, Männer für Schmuck. Zur Unterhaltung schenken Frauen eher Bücher (auch E-Books), Männer Smartphones oder Games. Die Geschenke liegen an Heiligabend bevorzugt unter einer Nordmannstanne (zwei Drittel aller Bäume) oder einer Fichte (20 %). Die Deutschschweizer lieben mehrheitlich (62 %) Kerzen als Weihnachtsbaumbeleuchtung aber nur 12 % der Westschweizer. Die stehen auf elektrische Beleuchtung. Über 90 % Westschweizer versehen ihren Christbaum mit einer Lichterkette. Apropos Baum: Gemäss einer Umfrage aus dem Jahr 2017 kaufen 46 % der Befragten überhaupt keinen Weihnachtsbaum. 2 % kaufen den Baum an Heiligabend selbst, knapper geht’s nicht.

 

Assoziationen und Bräuche

Welche Assoziationen verbinden wir eigentlich mit Weihnachten, dem eigentlichen Hauptfest (neben Ostern und Pfingsten) des Kirchenjahres? Nun, offenbar immer weniger Geistliches. Für die meisten von uns geht es an Weihnachten vor allem darum, Zeit mit der Familie zu verbringen. Fest zur Weihnacht gehören auch ein Festtagsessen und Geschenke und zwar in dieser Reihenfolge. Erst dann folgt die Kirche bzw. ein Gottesdienst. Wenn überhaupt, dann wird die Kirche am ehesten noch an Weihnachten besucht. Zwar verbindet mit Weihnachten nur noch knapp 20 % der Menschen die Erinnerung an die Geburt Jesu, aber an Weihnachten selbst geht noch immer mehr als ein Drittel in die Kirche oder sogar einen Gottesdienst. Das Spirituelle rund um Weihnachten hat dem Kommerziellen längst Platz gemacht. Aber unter dem Weihnachtsbaum wird immer noch gesungen, ein bisschen zumindest. In fast jedem zweiten Deutschschweizer Haushalt, doch nur jedem vierten Westschweizer Haushalt ertönen noch die alten Weisen. Auch Weihnachten wandelt sich, von Jahr zu Jahr, aber das Datum bleibt wohl immer dasselbe. Anlässlich dessen wünsche ich Ihnen eine frohe Weihnacht und auch gleich noch einen guten Rutsch ins neue Jahr. Sie lesen in der zweiten Januarwoche wieder von mir.