Prasselnder Geldregen – Dividendenausschüttungen vor einem neuen Rekord

2020 wird ein Rekordjahr – zumindest was die Dividendenausschüttungen anbelangt. Die im Swiss Performance Index (SPI) zusammengefassten Unternehmen zahlen in diesem Jahr rund 49 Milliarden Schweizer Franken an die Aktionäre aus. Im aktuellen Tiefzinsumfeld kommt der Dividende eine besonders wichtige Bedeutung zu und bleibt ein wichtiger Grund für die (relative) Attraktivität von Aktien.

Neuer Rekord – Gesamtausschüttungen steigen weiter an

Für die Aktionäre ist bald Zahltag, denn im März geht es so richtig los mit der Dividendensaison. Und 2020 dürfte diesbezüglich einen neuen Rekord bringen. In der Schweiz werden alleine die kotierten und im Swiss Performance Index (SPI) zusammengefassten Aktiengesellschaften insgesamt rund 49 Milliarden Schweizer Franken ausschütten. Um die Zahl in Relationen zu bringen: Dies entspricht ziemlich genau den für 2020 budgetierten Einnahmen des Bundes aus der direkten Bundessteuer (24 Milliarden) sowie der Mehrwertsteuer (23.5 Milliarden) oder pro Kopf rund 5‘720 Franken. Nur fliessen die Milliarden weder in die Taschen des Staates oder der breiten Bevölkerung, sondern kommen primär den Aktionären zu Gute. Der Trend bei den Ausschüttungen ist in den letzten Jahren klar nach oben gerichtet. Eine Ausnahme bildete das Jahr 2009, als im Zuge der globalen Finanz- und Bankenkrise die Dividenden teilweise gekürzt oder im Falle der Grossbanken UBS und Credit Suisse (fast) gänzlich gestrichen wurden.

Dividenden in Milliarden Schweizer Franken und Dividendenrendite

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Dividendenperlen – SMI Titel mit den höchsten Renditen

Im laufenden Jahr dürfte allerdings nichts anbrennen. Diverse namhafte Unternehmen haben bereits Dividendenerhöhungen angekündigt. So wird beispielsweise der Pharmamulti Novartis die Dividende von 2.85 auf 2.95 Franken pro Aktie anheben und insgesamt fast 7.5 Milliarden an die Aktionäre zurückführen. Die Dividendenrendite beläuft sich dabei auf rund 3.5 %. Damit weist Novartis zwar eine durchaus attraktive Dividendenrendite auf, gehört im Blue Chip Index allerdings «nur» zum Durchschnitt. Angeführt wird die Liste von Werten wie UBS, Swiss Re, Zurich Financial, Adecco und Swisscom. 

Neben der aktuellen Höhe der Ausschüttung sind allerdings auch der Trend sowie die Nachhaltigkeit entscheidend. Wichtig ist, dass die Dividenden nicht aus der Substanz oder gar durch eine Erhöhung des Fremdkapitals bezahlt, sondern durch die erwirtschafteten Gewinne und Cash Flows finanziert werden können. Eine wichtige Grösse ist diesbezüglich die sogenannte Dividendenausschüttungsquote. Diese gibt an, welchen Anteil des Jahresgewinns in Form von Dividendenzahlungen an die Aktionäre ausgeschüttet wird.

SMI-Titel mit den höchsten Renditen Dividendenrenditen in Prozent

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Idealerweise liegt der Wert unter 66 %. Bei sehr hohen Ausschüttungsquoten ist eine gewisse Vorsicht angebracht: Denn reduziert sich der Unternehmensgewinn beispielsweise aufgrund eines konjunkturellen Abschwunges oder wegen unternehmensspezifischen Faktoren, droht rasch eine Dividendenkürzung. Daneben ist auch die Konstanz der Dividendenzahlungen entscheidend. Der aktuelle Spitzenreiter was die Rendite anbetrifft, die Grossbank UBS, hat beispielsweise nach der Finanzkrise von 2008 die Ausschüttung während drei Jahren komplett eingestellt. Auch bei der aktuellen Ausschüttungsquote kann man die Nachhaltigkeit durchaus in Frage stellen. Hängige und unberechenbare Rechtsprozesse (wie beispielsweise in Frankreich) sowie der strukturelle Margendruck könnten durchaus dazu führen, dass die zukünftigen Ausschüttungen reduziert werden müssen. Anders sieht es bei Werten wie Roche, Novartis und Nestlé aus. Diese drei SMI-Gesellschaften haben ihre Ausschüttungen in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gesteigert.

Grosse Differenz

Anleger sollten generell ein besonderes Augenmerk auf die Dividendenrenditen legen. Rund 40 % der im langfristigen Durchschnitt erzielbaren Gesamtrenditen einer Aktienanlage stammen nämlich aus den Dividenden. Eindrücklich lässt sich dies zeigen, wenn man einen Preisindex mit dem entsprechenden «Total Return» Index vergleicht. Im Fall des Swiss Market Index (SMI) resultierte in der vergangenen Dekade unter Ausklammerung der Dividenden eine Gesamtrendite von 68.4 % (oder 5.9 % pro Jahr). Inklusive Dividende ergab sich sogar ein sattes Plus von über 132 %, was einer jährlichen Performance von 8.7 % entspricht.

Performanceunterschied mit (SMIC) und ohne Dividende (SMI)

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Aufgrund der aktuell hohen Bewertung vieler Aktienmärkte sowie der eher durchzogenen Wachstumsaussichten gehen wir davon aus, dass in den kommenden Jahren der Anteil der Dividende an der Gesamtrendite noch weiter zunehmen und an Bedeutung gewinnen wird. Sie bleibt auch ein wichtiges Argument für den Kauf von Aktien. Im aktuellen Tiefzinsumfeld mit Nullzinsen auf Sparguthaben sowie oft gar negativen Verfallrenditen bei Obligationen bleiben dividendenstarke Aktien für langfristig orientierte Anleger eine gute Alternative. Gerade das aktuelle Zinsumfeld dürfte zudem dazu beitragen, dass die Ausschüttungen vieler Unternehmen hoch blieben oder gar weiter steigen werden. Auch für die Firmen lohnt es sich nämlich zunehmend nicht mehr, ein grosses Liquiditätspolster vor sich herzuschieben und darauf allenfalls Negativzinsen zu bezahlen. Da scheint es auf jeden Fall sinnvoller die Aktionäre am Geschäftserfolg grosszügig partizipieren zu lassen. Der Geldregen dürfte also auch in Zukunft munter weiterprasseln.

Der CIO erklärt: Was heisst das für Sie als Anleger?

Der Swiss Performance Index (SPI) brachte es 2019 auf eine Gesamtrendite von über 30 %, wobei der mit Abstand grösste Performancetreiber einer deutlichen Bewertungsexpansion geschuldet war. Für dieses Jahr rechnen wir für die Aktienmärkte insgesamt mit bescheideneren Erträgen. Umso wichtiger wird in diesem Zusammenhang die Dividende. In einem Umfeld von Null- und Negativzinsen (welches in der Schweiz noch lange anhalten dürfte) sprechen für langfristig orientierte Anleger nicht zuletzt die Dividenden weiterhin für Aktien – auch wenn die Schwankungen an den Börsen in diesem Jahr hoch bleiben werden. 

Matthias Geissbühler, CIO Raiffeisen Schweiz