Anlageklasse im Fokus: Obligationen

Die konjunkturellen Rettungspakete der Regierungen im Zuge der Corona-Krise sind immens. Um die Massnahmen zu finanzieren, werden die Staatsschulden rapid ansteigen. Staatsanleihen bleiben unattraktiv.

Staatsverschuldung in den USA erreicht neue Rekorde

Die USA gelten als das Land der Superlative. Auch wenn es um geld- oder fiskalpolitische Massnahmen zur Abfederung der dramatischen wirtschaftlichen Konsequenzen der Corona-Pandemie geht, wird in den Vereinigten Staaten geklotzt und nicht gekleckert. Der Kongress hat bereits im März ein Fiskalpaket in der Höhe von 2.3 Billionen US-Dollar verabschiedet. Im April wurden nochmals 484 Milliarden nachgelegt. Somit belaufen sich die staatlichen Hilfen mittlerweile auf fast 3 Billionen US-Dollar. Das entspricht rund 15% des jährlichen Bruttoinlandsprodukts. Die USA hatten bereits 2019 ein Budgetdefizit von gut einer Billion eingefahren. Für dieses Jahr war (auch ohne Coronavirus) abermals ein Defizit in vergleichbarer Höhe veranschlagt. Dies zeigt deutlich, dass der amerikanische Staatshaushalt bereits seit längerem in Schieflage geraten ist. Aufgrund der zusätzlichen Unterstützungsmassnahmen wird sich nun 2020 das Budgetdefizit auf rund 4 Billionen US-Dollar belaufen. Die Gesamtverschuldung steigt somit weiter stark an.

Gesamtschulden des US-Finanzministeriums (Treasury)

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Unattraktive Zinsniveaus

Das Finanzministerium (US Treasury) stopft die Löcher im Budgethaushalt durch die Herausgabe von zusätzlichen Staatsanleihen. In einem «normalen» Umfeld würden aufgrund des hohen Finanzierungsbedarfs die Zinsen für die entsprechenden Anleihen ansteigen. Dieser Mechanismus verhindert in der Regel die unlimitierte Geldaufnahme und setzt einem aus dem Ruder laufenden Haushalt einen Riegel. Anders ist es natürlich, wenn als grösster (und de facto unlimitierter) Käufer der Staatsanleihen die eigene Notenbank auftritt.

Und genau dies geschieht in den USA, aber auch in Europa und Japan seit Jahren. In der aktuellen Corona-Krise haben die Notenbanken ihre Anleihekaufprogramme nochmals massiv ausgeweitet. Damit können sie neben den Leitzinsen auch die Kapitalmarktzinsen künstlich tief halten und den Staaten so erst die massiven Stimulusprogramme ermöglichen.  

Aus Anlegerperspektive bleiben Staatsanleihen unattraktiv. Die absoluten Zinsniveaus sind selbst bei 10-jährigen Laufzeiten uninteressant. Zwar ist aufgrund der von den Notenbanken manipulierten Zinsen auch in den nächsten Jahren kaum von einem Zinsanstieg auszugehen (siehe auch «Im Fokus»). Damit sind mögliche Buchverluste grundsätzlich eng begrenzt. Klar ist aber auch, dass die Notenbanken versuchen werden, die Realzinsen im negativen Bereich zu halten. Diese finanzielle Repression führt zu einem kontinuierlichen Vermögensverlust für Sparer und Obligationenanleger zugunsten der Staaten, welche so über Zeit die Schuldenlast reduzieren können.

Renditeentwicklung von Staatsanleihen

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office