Einfacher, individueller, mobiler – digitale Finanzlösungen sind erwachsen geworden

Self-Service setzt sich durch – auch bei den Finanzen. Digitale Vorsorge- und Anlagelösungen erlauben es, selbstständig Vermögen aufzubauen. Wo wir heute stehen und wohin die Reise geht, erklärt Laure Frank, Leiterin Digital Business von Raiffeisen Schweiz.

Digitale Vorsorge- und Anlagelösungen sind noch relativ jung. Wie haben sich die Angebote über die letzten Jahre verändert? 

Laure Frank: Man kann sagen: Sie sind erwachsen geworden. Digitale Anlagelösungen sind heute einfacher zu bedienen und das Anlageuniversum ist deutlich breiter als noch vor zehn Jahren. Mittlerweile stehen zahlreiche Fonds-Typen und Anlageklassen zur Auswahl. Auch die digitalen Vorsorgelösungen haben sich in den letzten Jahren im Schweizer Markt rasant weiterentwickelt.

Und wohin führt der Trend?

Ganz klar in Richtung Personalisierung. Die Nutzerinnen und Nutzer erwarten Lösungen, die auf sie zugeschnitten sind. Viele wollen ihr Portfolio individuell gestalten und persönliche Akzente setzen – etwa durch nachhaltige Anlagen.

«Der Trend bei digitalen Lösungen geht in Richtung Personalisierung.»

Laure Frank, Leiterin Digital Business bei Raiffeisen Schweiz

Wie werden die Lösungen von Raiffeisen diesem Bedürfnis gerecht?

Wir setzen auf das Baukastenprinzip. So kommen unsere Kundinnen und Kunden schnell zum passenden Portfolio und können dieses bei Bedarf ganz spezifisch ihren Wünschen anpassen. Die Kundinnen und Kunden wählen für das Basisportfolio eine von drei Kernausrichtungen sowie die passende Anlagestrategie – hierfür stehen vier verschiedene Strategien zur Auswahl, welche sich hinsichtlich ihres Risiko-Ertrags-Verhältnisses unterscheiden. Anschliessend gibt es die Möglichkeit, das Portfolio durch das Hinzufügen von Fokusthemen weiter zu personalisieren. So kann man sich wie bei einem Lego-Set die Bausteine für den Vermögensaufbau beliebig zusammensetzen.

Welche Personalisierungs-«Bausteine» sind besonders gefragt?

Besonders beliebt sind Themeninvestments, die ihren Fokus auf Themen wie erneuerbare Energien oder Digitalisierung ermöglichen. Für viele ist dies eine zentrale Anforderung an digitale Anlagelösungen. Das zeigt die Studie «Digitales Anlegen und Vorsorgen».

Wo liegen die Unterschiede zwischen digitalen Vorsorge- und Anlagelösungen?

Bei digitalen Vorsorgelösungen sind die Personalisierungsmöglichkeiten meist weniger ausgeprägt und der Anlagehorizont ist langfristiger. Dadurch interagieren die Nutzerinnen und Nutzer weniger häufig mit der Lösung als beim Anlegen.

Und welche Gemeinsamkeiten gibt es?

Für beide Bereiche gilt: Die Lösung muss einfach und intuitiv sein. Und sowohl beim Anlegen wie auch bei der Vorsorge geht es letztlich um nachhaltigen Vermögensaufbau. Deshalb verbinden wir die beiden Bereiche auch gezielt miteinander. So lassen sich unsere Vorsorge- und Anlagelösungen zum Beispiel mit ein und demselben Sparplan verknüpfen. Das ermöglicht thematisches Sparen, zum Beispiel auf ein Eigenheim.

Über die Studie «Digitales Anlegen und Vorsorgen in der Schweiz» 

Die Studie «Digitales Anlegen und Vorsorgen in der Schweiz» der Hochschule Luzern wurde von Raiffeisen Schweiz und Vontobel in Auftrag gegeben. Das LINK-Institut führte im November 2022 eine repräsentative Onlinebefragung von 1'027 in der Schweiz wohnhaften Personen aus allen Landesteilen durch. Ausgewertet wurde die Umfrage durch das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ.

 

Jetzt vollständige Studie «Digitales Anlegen und Vorsorgen» herunterladen

Wo liegen für Sie die Herausforderungen bei der Weiterentwicklung der Lösungen?

Unsere Lösungen sollen für jede und jeden zugänglich und verständlich sein. Deshalb versuchen wir, die Eintrittshürden so weit wie möglich abzubauen – beispielsweise durch einen einfachen Zugang, verständliche Formulierungen oder Transparenz bezüglich Gebühren und Investitionen. Das ist aber leichter gesagt als getan, denn einfache Lösungen sind häufig komplex in der Umsetzung. Der Aufwand lohnt sich jedoch, denn so tragen wir zu einem positiven Kundenerlebnis bei.

Wie beziehen Sie die Kundenbedürfnisse in die Entwicklung mit ein?

Zum einen evaluieren wir die Bedürfnisse potenzieller Nutzerinnen und Nutzer durch regelmässige Marktforschungsumfragen. Zum anderen testen wir unsere Lösungen in unserem «User Experience Lab» in St.Gallen. Hier beobachten und analysieren wir, wie unsere Kundinnen und Kunden mit der Anwendung zurechtkommen und darauf reagieren. Beispielsweise schauen wir, ob Interaktionsmöglichkeiten mit dem Info-Button erkannt oder ob weiterführende Informationen genutzt werden. So können wir laufend Feedback sammeln, diese in unseren Lösungen einarbeiten und somit das Kundenerlebnis optimieren. 

Sehen Sie dabei Unterschiede in den Bedürfnissen und Anforderungen von Männern und Frauen?

Ja, wir stellen einige Unterschiede fest. Zum Beispiel zeigen Frauen eine höhere Sensibilität in Sachen Transparenz und legen grossen Wert auf Nachvollziehbarkeit – insbesondere bei nachhaltigen Anlagen. Männer hingegen orientieren sich eher an «harten» Kriterien wie dem Preis. Zudem möchten sie möglichst viel in Eigenregie machen – selbst traden zum Beispiel.

Können digitale Angebote die physische Anlageberatung vollständig ersetzen?

Ich denke nicht. Unsere Befragungen zeugen von einem eingeschränkten Vertrauen in Robo Advisors – also rein maschinelle «Anlageberater». Viele wünschen sich ein Zusammenspiel von Mensch und Maschine. Das sehen wir auch so. Die digitale und die physische Vorsorge- und Anlageberatung sollen sich gegenseitig bereichern. Deshalb ergänzen wir den digitalen Kanal mit physischer Expertise und verbinden so beide Welten.

Wie bringen Sie neben der persönlichen Beratung die physische Expertise in die digitalen Kanäle ein?

Unser Marktkommentar beispielsweise ist bei den Anlegerinnen und Anlegern sehr beliebt. Zudem bieten wir einen wöchentlichen «Börsenmagazin»-Podcast an. Darüber hinaus veranstalten wir zu verschiedenen Themen rund um den persönlichen Vermögensaufbau interaktive Livestreams, an denen die Teilnehmenden auch selbst Fragen stellen können. Das digitale Zeitalter bietet uns – aber auch unseren Kundinnen und Kunden – immer mehr Möglichkeiten.

Wie werden sich digitale Finanzlösungen in den nächsten Jahren verändern?

Sie werden sich noch stärker in Richtung «mobile» entwickeln. Momentan ist der Desktop für die meisten noch die erste Wahl, um komplexere Aktionen wie Wertpapierkäufe auszuführen. Die App auf dem Smartphone wird hingegen eher genutzt, um zwischendurch die Kursentwicklung zu beobachten oder Marktnews zu lesen. Dieses Verhältnis wird sich künftig sicherlich noch mehr zugunsten der Mobiles verschieben.

Wie Ihnen der Start ins digitale Anlegen einfach gelingt

Portrait Laure Frank

Laure Frank

Leiterin Digital Business Raiffeisen Schweiz

Laure Frank sorgt als Leiterin Digital Business von Raiffeisen Schweiz dafür, dass die digitalen Lösungen von Raiffeisen intuitiv und verständlich sind. Ihr Fokus gilt dem Ziel, ein einmaliges Kundenerlebnis zu bieten und dafür zu sorgen, dass die digitalen Lösungen von Raiffeisen entlang der Kundenbedürfnisse weiterentwickelt werden sowie einfach zugänglich sind.

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Sie werden sich noch stärker in Richtung «mobile» entwickeln. Momentan ist der Desktop für die meisten noch die erste Wahl, um komplexere Aktionen wie Wertpapierkäufe auszuführen. Die App auf dem Smartphone wird hingegen eher genutzt, um zwischendurch die Kursentwicklung zu beobachten oder Marktnews zu lesen. Dieses Verhältnis wird sich künftig sicherlich noch mehr zugunsten der Mobiles verschieben.

Wie werden sich digitale Finanzlösungen in den nächsten Jahren verändern?

Die Studie «Digitales Anlegen und Vorsorgen in der Schweiz» der Hochschule Luzern wurde von Raiffeisen Schweiz und Vontobel in Auftrag gegeben. Das LINK-Institut führte im November 2022 eine repräsentative Onlinebefragung von 1'027 in der Schweiz wohnhaften Personen aus allen Landesteilen durch. Ausgewertet wurde die Umfrage durch das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ.

 

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