Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche

Agieren, nicht reagieren ist das Motto der Schweizerischen Nationalbank. Sie gehört zu den ersten Notenbanken, die ihre Geldpolitik lockert. Dank ihrem proaktiven Vorgehen liegt die Inflation bereits seit Monaten im Zielband.

Chart der Woche

Angepasste Zinserwartungen

Renditeentwicklung 10-jähriger deutscher Staatsanleihen

Angepasste Zinserwartungen

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Seit Anfang Jahr haben die Renditen für deutsche Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren deutlich zugelegt. Dies spiegelt die veränderten Erwartungen der Anleger wider. Sie gehen mittlerweile davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen später und weniger stark senken wird. Das verdeutlicht aber auch das Dilemma der Währungshüter: Mit den höheren Zinsen wird zwar die Inflation bekämpft, gleichzeitig aber auch die wirtschaftliche Entwicklung belastet. Die Euphorie aus dem vierten Quartal 2023 um rasche Zinssenkungen ist damit verflogen.

Aufgefallen

Reddit geht an die Börse

Das soziale Netzwerk Reddit hat sich dem Publikum geöffnet. Am Donnerstag, dem ersten Handelstag, stieg der Aktienkurs 48%. Damit ist das Unternehmen mit 8 Milliarden US-Dollar bewertet.

Auf der Agenda

Konjunkturbarometer

Am 28. März veröffentlicht die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) ihr Konjunkturbarometer. Dieses gilt als Vorlaufindikator der Schweizer Konjunktur.

SNB legt vor

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) agiert proaktiv und senkt den Leitzins von 1.75% auf 1.5%. Ausschlaggebend ist laut SNB die Entwicklung der Teuerung, die seit Juni 2023 wieder konstant unter 2% liegt. Das ist der Bereich, den die Währungshüter mit Preisstabilität gleichsetzen. Aufgrund der durch die Zinssenkung angestiegenen Zinsdifferenz schwächte sich der Franken unter anderem gegenüber dem US-Dollar, dem Euro und dem britischen Pfund ab. Um allenfalls Gegensteuer zu geben, behält sich die SNB vor, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren. Der Swiss Market Index (SMI) reagierte positiv auf die Zinssenkung. Ansonsten war es am Aktienmarkt im Wochenverlauf verhältnismässig ruhig. Der Private-Equity-Konzern Partners Group hat ein durchzogenes Jahr hinter sich. Bei einem leicht höheren Ertrag konnte der Gewinn gehalten werden. Mit einem optimistischen Ausblick versuchte das Unternehmen, die Stimmung der Investoren anzuheben. Einen soliden Abschluss legte die Industriegruppe Georg Fischer vor, auch wenn das Ergebnis aufgrund der Übernahme des finnischen Rohrleitungsspezialisten Uponor nicht einfach mit dem Vorjahr verglichen werden kann. Wegen diesem Zukauf wurden aber die Ziele für 2025 angehoben. Die Situation um den angeschlagenen Biotechkonzern Idorsia hellt sich auf. Nachdem ein Medikament gegen Bluthochdruck die US-Zulassung erhalten hat, erschliesst sich dem Unternehmen ein potenzieller Milliardenmarkt, worauf die Aktien zeitweise über 40% zugelegt haben. Die Aktionäre des Solarzellenherstellers Meyer Burger haben an einer ausserordentlichen Generalversammlung einer Kapitalerhöhung im Umfang von 200 Millionen Franken zugestimmt.

 

Lonza rockt

Positive Nachrichten vermeldete der Pharmaauftragsfertiger Lonza. Das Unternehmen kauft von Roche eines der grössten Werke zur Herstellung biologischer Medikamente. Der Kaufpreis beträgt 1.2 Milliarden US-Dollar. Zudem sollen 500 Millionen Dollar in den Ausbau gesteckt werden. Aufgrund der zugekauften Kapazitäten erhöht Lonza seine Umsatzprognose für die Periode 2024 bis 2028. Neu rechnet man mit einem Wachstum von 12% bis 15% (zuvor 11% bis 13%). Die Anleger freuts. Am Tag der Ankündigung legten die Valoren 6% zu. Seit Anfang Jahr summiert sich das Plus auf gut 47%.

 

US-Fed kämpft gegen Inflation

Die US-Notenbank Fed hat ihre Erwartungen für die Kerninflation für das laufende Jahr leicht angehoben. Da verwundert es nicht, dass die Währungshüter um Jerome Powell die Leitzinsen unangetastet liessen. Die Fed rechnet unverändert mit drei Zinssenkungen. Allerdings könnte eine schwache Entwicklung des Arbeitsmarktes die Geldpolitik beeinflussen. Der Aktienmarkt reagierte positiv auf die Äusserungen des Fed-Chefs: Der breite S&P 500 und der Dow Jones Index kletterten auf ein Rekordhoch.

 

Richtungswechsel in Japan

Die Bank of Japan macht einen Schlussstrich unter die Negativzinspolitik. Der Leitzins soll neu zwischen 0 und 0.1% liegen, nachdem er seit 2016 bei -0.1% fixiert war. Der Schritt scheint klein, dennoch ist die Signalwirkung gross: Es handelt sich um die erste Zinserhöhung seit 17 Jahren. Ein weiterer bedeutender Schritt ist die Aufgabe der Zinskurvensteuerung. Diese verhinderte, dass die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen über 0% kletterten. Die Reaktion der Börse fiel unerwartet aus: Der japanische Yen verlor zunächst an Wert und der Obligationenmarkt reagierte kaum.

 

Bitcoin versagt als Goldersatz

Die jüngste Kursentwicklung der Kryptowährung Bitcoin zeigt klar, dass sich diese nicht als Goldersatz eignet. Zu hoch ist ihre Volatilität. Eben noch auf einem Allzeithoch, ist der Preis innerhalb nur einer Woche um zwischenzeitlich bis zu 15% eingeknickt und erholt sich seither nur zaghaft. Gleichzeitig setzt Gold seinen Höhenflug fort und kletterte diese Woche über 2'200 US-Dollar pro Unze auf ein Allzeithoch. Das gelbe Edelmetall profitiert dabei von der Aussicht auf sinkende Zinsen, was die Haltekosten reduziert. Das würde auch dem Bitcoin in die Hände spielen, wenn es sich dabei um ein etabliertes Investment handeln würde.