Unsere Geschichte

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«Hilfe zur Selbsthilfe durch Solidarität – Das Geld dort nutzbar machen, wo es erarbeitet wird.»

Nach diesen Grundsätzen Friedrich Wilhelm Raiffeisens gründete im Jahr 1900 Pfarrer Traber in Bichelsee/TG die erste «Raiffeisen'sche Darlehenskasse» in der Schweiz.
Am 1. Februar 1903 nahm der am 21. Dezember 1902 auf Initiative des «Einwohnervereins Mörschwil» gegründete «Darlehenskassen-Verein Mörschwil» seine Banktätigkeit auf. Damit war die heutige «Raiffeisenbank Mörschwil» gegründet, und 1953 konnte Emil Sieber im Jubiläumsbericht «50 Jahre Darlehenskasse Mörschwil» schreiben: «Die grosse Idee hat nicht nur Wurzel gefasst; die Institution der eigenen Bank im Dorf ist zu einem nicht mehr wegzudenkenden Wohlfahrtswerk geworden.»

Anhand von Auszügen aus Protokollen und Geschäftsberichten versuchten wir, die Entwicklung der Bank vom anfänglichen «Darlehenskassen-Verein» hin zum heutigen mordernen Geldinstitut aufzuzeichnen: Wir zitierten vieles (und hielten uns dabei an die zeitgenössische Rechtschreibung) – noch mehr aber mussten wir weglassen. Einzelne Ereignisse oder Entscheide mögen uns aus heutiger Sicht unverständlich sein oder Anlass zum Schmunzeln geben; zu ihrer Zeit waren sie wohl berechtigt oder sie sind aus ihrer Zeit und ihrem Umfeld heraus begründet.

Wir wünschen Ihnen beim Lesen der Chronik das, was die Mitglieder des Aufsichtsrates anno 1904 beim Zählen des «Baarvorrathes» hatten: Viel Vergnügen.

Arthur Dietrich
Chronist

 

 

1902 «Mörschwil. RAIFFEISEN. Letzten Sonntag (21. Dezember 1902) wurde hier ein Darlehenskassen-Verein gegründet. Demselben sind bereits 50 Mitglieder beigetreten.» (aus "Die Ostschweiz") 
1903«Für unentschuldigtes Wegbleiben von der Hauptversammlung wird eine Busse von 50 Rappen bezogen.» 
1906 «Laut Tagebuch ist der Baarvorrath heute Fr. 2'670.30, den wir mit Vergnügen einander vorzählten.» 
1906 «Zum ersten Mal tritt unsere Kassa entsprechend einem Beschluss der letzten Hauptversammlung mit einem gedruckten Jahresberichte vor die Öffentlichkeit.» 
1909 «Es wird mitgeteilt, dass eine Anzahl Sparbüchsen angeschafft wurden. Nach erfolgter Einlage von Fr. 1.– wird die Sparbüchse gratis verabfolgt.» 
1918«Kassastunden des Kassiers:
½ 8 bis 12 Uhr, ½ 2 bis 4 Uhr. Betreffend Sonntag erklärt sich der Kassier bereit, nach Beendigung des Gottesdienstes ½ bis 1 Stunde hinzugeben. Er spricht allerdings den Wunsch aus, es möchten an Sonntagen die Kassageschäfte sofort nach dem Gottesdienst erledigt werden.» 
1919«Als Hinterlage würde derselbe seine 6 Rinder (junge) im Wert von Fr. 2'000.– als Viehverpfändung leisten.» 
1923«Es erfolgte die Auszahlung der Geschäftsanteile, während dieser Zeit wurde jedem Mitglied ein Gratisschüblig verabreicht, welcher mit grossem Beifall und gutem Appetit angenommen wurde.» 
1929«Da unser Kassier im Falle ist, Maschinenschreiben Kenntnis zu besitzen, erwähnt der Vorsitzende, es dürfte in Anpassung an die neuzeitlichen Verhältnisse die Frage betreffend Anschaffung einer Schreibmaschine aufgerollt werden.» 
1930Statutenrevision: «Die Genossenschaft ändert ihren bisherigen Namen „Darlehenskassenverein Mörschwil“ ab in „Darlehenskasse Mörschwil“. Die Benennung „Verein“ wird durchgehend in „Genossenschaft“ umgewandelt.» 
1931«Die andauernde Weltkrise hatte eine grosse Arbeitslosigkeit zur Folge. Die weit um sich greifende wirtschaftliche Depression wirkt sich besonders im lokalen Geldverkehr sehr ungünstig aus.» 
1936«Das Versagen einiger grosser Banken, die sich in Auslandgeschäften stark engagiert hatten, erhöhte das Zutrauen zu den Raiffeisenkassen, welche keine Spekulation betreiben.» 
1949«Aussergewöhnliche Ausgaben:
Fr. 2'132.00 für eine Additionsmaschine
Fr.    542.40 für die wohlverdiente Ehrung des Kassiers
Fr.    850.00 für Lichtsignaleinrichtung
Fr.    544.00 für Schallstopptüre»
1953«Eine einmalige und ausserordentliche Auslage verursachte die wohlgelungene 50 Jahr-Jubiläumsfeier. Wir sind davon überzeugt, dass dieser schöne Feiertag das Solidaritätsgefühl unserer in der Kasse verkörperten Dorfgemeinschaft verstärkt hat, sodass sich dieser Mehraufwand in materiellen Belangen vollauf rechtfertigen liess.» 
1955«Neuer Amtstitel: Unser Kassier soll künftig den Titel „Verwalter“ tragen. Wir werden uns also bemühen, uns an die neue Bezeichnung zu gewöhnen, es wird eine gewisse Anlaufzeit brauchen.» 
1962 Am 27./28. Juli wird das neue Kassagebäude an der Bahnhofstrasse bezogen.
1964Statutenrevision: «Die Genossenschafter haben folgende Verpflichtungen:
a) Übernahme eines Genossenschaftanteiles von 200 Franken.
b) Leistung von Nachschüssen und zwar bis zum 5fachen Betrage des Genossenschaftanteiles und nötigenfalls darüber hinaus unbeschränkt, sofern sich aus der Jahresbilanz ergibt, dass das Genossenschaftskapital nicht mehr gedeckt ist.
c) Übernahme der unbeschränkten und solidarischen Haftung für alle Verbindlichkeiten der Genossenschaft.»
1968Wahl der Stimmenzähler: Erstmals bekleidete eine Frau dieses Amt, «was ganz in die anbrechende Zeit des Frauenstimmrechtes passte.»
1970 «In Anpassung anderer öffentlicher Betriebe werden inskünftig die Schalterstunden unserer Kasse auf 5 Tage reduziert und am Samstag geschlossen. Der Verwalter erklärt sich bereit, ausser der Bürozeit nach telefonischer Vereinbarung verfügbar zu sein.» 
1972 «Die Nachschusspflicht pro Mitglied wird von bisher Fr. 1000.– auf Fr. 4000.– erhöht. Diese Lösung, die nach Annahmer der neuen Verbandsstatuten in Kraft treten soll, würde uns für lange Zeit der Eigenkapitalssorgen entheben.» 
1974Die „Darlehenskasse Mörschwil“ wird zur „Raiffeisenbank Mörschwil“.
1978«Ein Bewerber kann uns kein konkretes Datum für seine Heirat angeben. Der Rat glaubt, er könne es gegenüber seinen Mitgliedern nicht verantworten, ein noch nicht verheiratetes Paar sei unmöglich für Mörschwil.» 
1978Der erste Computer wird angeschafft. 
1979 «Der Schalter für die normalen täglichen Routinearbeiten könnte auch von einem Fräulein bedient werden.»
1983«Anlässlich der 80. Generalversammlung wurde dieses Jahr der kleine Imbiss in ein vollständiges Nachtessen verwandelt.»
1990Statutenänderung: Abschaffung der unbeschränkten solidarischen Haftung, Festsetzung der Nachschusspflicht auf das 40-fache des Nominalwerts des Anteilscheins, im Maximum Fr. 8000.–
1991Ab 20. Dezember 1991 ist der Bancomat in Betrieb.
1992Einführung der „RAIFFEISEN EC-Karte“
1994Einführung der „RAIFFEISEN EUROCARD / MasterCard“
1995Einführung der Raiffeisen-Anlagefonds
1996«Die Identitätsprüfung muss auch auf der Dorfbank sichergestellt werden, denn die Angestellten können nicht mehr alle Kunden persönlich kennen.»
1997 Im September feiert die Raiffeisenbank Mörschwil das 1000. Mitglied.
1997«Der Bankleiter stellt eine gewisse Euphorie aber auch Risikofreudigkeit im Anlagegeschäft fest. Seitens der Bank werden die Kunden auf die möglichen Risiken jeweils aufmerksam gemacht.»
1997Die Bezeichnung „Verwalter“ wird durch „Bankleiter“ ersetzt. 
1998Im November werden mit einem gemeinsamen Fest das neue Gemeindehaus und der Bankneubau an der Schulstrasse eingeweiht. 
1998 Die Schweizerische Raiffeisengruppe hat eine eigene Homepage: www.raiffeisen.ch.
2000Die Raiffeisen-Gruppe feiert: Am 1. Januar 1900 nahm in Bichelsee/TG die erste Raiffeisenbank der Schweiz ihren Geschäftsbetrieb auf. 
2001Einführung der „RAIFFEISEN EC-Maestro-Karte“ zum weltweiten Bargeldbezug und für den weltweiten bargeldlosen Einkauf 
2001 Einführung des e-Bankings 
2002 «Die Schweizerische Raiffeisengruppe hat die historische Grenze von 1 Million Mitglieder überschritten, wobei allein in den letzten 8 Jahren 500‘000 neue Mitglieder dazugekommen sind.» 
2002Im Juli feiert die Raiffeisenbank Mörschwil das 1500. Mitglied.