Anlageklasse im Fokus: Obligationen

Obligationen fristen ein Schattendasein. Der Grund liegt im Tiefzinsumfeld und den bescheidenen Renditeaussichten. Dennoch sollten Anleger die Anlageklasse nicht ignorieren. Wie im Fussball die Defensive sorgen Anleihen in einem Portfolio für Stabilität.

Renditen sind Mangelware

Mit Schweizer Staatsanleihen ist momentan kein Staat zu machen. Bis hin zu den zehnjährigen Laufzeiten liegen die Renditen weiterhin klar im negativen Bereich. Erst wer bereit ist, der Eidgenossenschaft Geld für die nächsten 20 Jahre auszuleihen, erhält einen mickrigen Zins von gerade einmal 0.01%. Dafür bieten Schweizer Staatsanleihen aufgrund ihrer hohen Bonität einen guten Schutz gegen Marktrisiken. Dies hat sich beispielsweise im Zuge der Corona-Krise gezeigt. Während viele Anlageklassen im Frühjahr 2020 massiv an Wert einbüssten, bewiesen die Eidgenossen ihre Funktion als stabiler Anker. Um im Fussball-Jargon zu bleiben: Staatsanleihen erfüllen im Portfoliokontext die Funktion des Torwarts.  

Zinskurve von Schweizer Staatsanleihen

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Renditemässig etwas erfreulicher sieht es bei Unternehmensanleihen in Schweizer Franken aus. Hier liegen die Verfallsrenditen bei mittleren Laufzeiten aktuell wieder (leicht) im positiven Bereich. Allerdings muss man dafür gewisse Abstriche bei der Schuldnerqualität hinnehmen. Wer sein Bondportfolio im Hinblick auf die Renditechancen offensiver ausrichten will, wird bei Hochzins- oder Schwellenländeranleihen fündig. Die konjunkturelle Erholung sowie die starke Nachfrage nach höher rentierenden Anleihen haben allerdings die Kreditaufschläge deutlich sinken lassen. Zuletzt wurden gar neue Tiefststände erreicht. Das Rendite-Risiko-Verhältnis hat sich somit verschlechtert. 

Höheres Renditepotenzial, schlechtere Diversifikation

Die verschiedenen Anleihesegmente weisen zudem sehr unterschiedliche Diversifikationseigenschaften auf. Dies lässt sich anhand der Korrelationen zum Aktienmarkt zeigen. Schweizer Staatsanleihen sowie Unternehmensanleihen mit guter Anlagequalität weisen über die vergangenen sieben Jahre hinweg eine sehr tiefe beziehungsweise gar leicht negative Korrelation zum Schweizer Aktienmarkt (SPI) auf. Das heisst: Wenn die Aktienmärkte korrigieren, tendieren die entsprechenden Anleihen seitwärts oder können gar zulegen. Genau diese stabilisierende Funktion sollen Anleihen in einem Portfolio erfüllen. Anders sieht es bei Hochzins- und Schwellenländeranleihen aus. Diese sind deutlich stärker zu Aktien korreliert. Der Diversifikationseffekt ist also relativ gering.  

Korrelationen der Anleihesegmente zum Swiss Performance Index (SPI), 7 Jahre

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Aufgrund der Konjunkturerholung und der anziehenden Inflation rechnen wir in den kommenden 12 Monaten mit nochmals leicht steigenden Kapitalmarktzinsen. Vor diesem Hintergrund bleiben die Renditeperspektiven für Anleihen bescheiden. Entsprechend sind wir taktisch bei Obligationen stark untergewichtet. Aus Diversifikationsgründen gehört die Anlageklasse aber dennoch in ein diversifiziertes Portfolio. An den Finanzmärkten kann es immer wieder zu (negativen) Überraschungen kommen – in solchen Fällen bieten qualitativ solide Unternehmens- und Staatsanleihen einen guten Schutz.