Beim Investieren oder im Fussball – Auf die Aufstellung kommt es an

Diversifikation soll das Rendite-Risiko-Profil eines Portfolios verbessern. Um das für ein Vermögen aus Schweizer Aktien zu erreichen und dieses für möglichst viele Marktgegebenheiten zu wappnen, wird in grosse und kleine Unternehmen aus verschiedenen Branchen und mit unterschiedlichen Zielmärkten investiert. Denn erst der Mix legt den Grundstein für ein sturmerprobtes Portfolio.

Der Sturm sorgt für die Performance

Fussball ist Leidenschaft. Lebensfreude. Emotion. In den kommenden Wochen werden die Fans wieder von diesen Gefühlen erfasst, wenn vom 11. Juni bis zum 11. Juli die Fussball-Europameisterschaft ausgetragen wird. Von Budapest bis Bukarest und Sankt Petersburg bis Sevilla wird gekickt, der ganze Kontinent fiebert mit. Dagegen scheint Investieren trocken und langweilig. Dabei haben beide mehr gemeinsam, als man vermutet. Auch Investoren feiern Siege, wenn die Rendite stimmt und bangen mit der Börse, wenn diese korrigiert. Wer als Anleger hinfällt und Geld verliert, steht am besten rasch wieder auf. Kurz das Trikot richten und die nächste Aktie kaufen oder das Portfolio den neuen Gegebenheiten anpassen.

Ein guter Match lebt von schönen Toren, einem gelungenen Zusammenspiel und von Akteuren, die ein Spiel prägen oder das Potenzial haben, eine unerwartete Wende herbeizuführen. Trotzdem geht es nicht um den einzelnen Spieler, sondern um seine Rolle im Team. Genau wie beim Investieren gilt es zu diversifizieren. Auch in einem Aktienportfolio erfüllt jeder Titel eine bestimmte Aufgabe. Der Stürmer soll Tore schiessen und die Mannschaft zum Sieg führen. Der Angriff ist deshalb wohl am ehesten mit dem aggressiven, dynamischen Teil der Aktienquote zu vergleichen. Kleinkapitalisierte Unternehmen oder Technologiewerte gehören zweifelsohne in diese Kategorie. Sie haben das Potenzial, aus einer durchschnittlichen Performance eine überdurchschnittliche zu machen. 

Gesamtrendite Sika, Schindler, Flughafen Zürich und Logitech, indexiert

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Das Technologieunternehmen Logitech gehört in diese Kategorie. Es profitiert weiterhin von einer starken Nachfrage nach Computer-Zubehör. Aber auch der Bauzulieferer Sika, der Liftbauer Schindler und der Flughafen Zürich profitieren von der anziehenden Wirtschaft. Im aktuellen Aufgebot dürfte die Schweiz ihre Hoffnung im Sturm wohl auf Haris Seferovic und Mario Gavranovic setzen. Aber auch Xherdan Shaqiri ist immer für eine Überraschung gut, wenn er im entscheidenden Moment als offensiver Mittelfeldspieler vorne mitmischt und mit einem Fallrückzieher ein Tor schiesst. 

Die Verteidigung stabilisiert und schützt

Mannschaften, die auf das Offensivspiel setzen, möchten mittels Angriff zum Erfolg gelangen. Der Gegner soll unter Druck gesetzt werden. Historisch hat sich Ende des 19. Jahrhunderts die Schottische Furche als offensive Aufstellung durchgesetzt. Bei diesem System spielen fünf Spieler im Sturm. Die Verteidigung ist entsprechend untervertreten. Was für Gefahren es birgt, wenn eine Anlagekategorie in einem Portfolio zu stark gewichtet ist, zeigt die aktuelle Schwäche des Technologiesektors. Wenn die Stürmer plötzlich keine Tore mehr schiessen – die Aktienkurse sinken –, dann wird es schwierig, ein Spiel zu gewinnen, eine positive Rendite zu erzielen. Anleger sollten deshalb auf eine breite Diversifikation achten. Es soll nicht alles auf eine Karte gesetzt werden. Analog hat die Schottische Furche im heutigen Fussball längst ausgedient. Der Sturm wurde zu Gunsten der Abwehr reduziert. Die Mannschaften diversifizieren gewissermassen ihre Aufstellung. 

Ist der Gegner dann aber doch in Ballbesitz, leitet er den Gegenangriff ein und trifft auf das Mittelfeld. Da spielen die Allrounder. Der Aroma- und Riechstoffhersteller Givaudan beispielsweise, dessen Aktienperformance seit Jahren überzeugt. Gute Chancen hat auch der Zementhersteller Holcim. Als möglicher Profiteur von Infrastrukturprojekten bereichert er ein Portfolio und punktet durch eine attraktive Bewertung und ein erfahrenes Management. Der Mittelfeldspieler behält als Stratege den Überblick, hilft als Abwehrspieler aus, leitet aber auch mal einen Angriff ein oder versenkt gar selbst das Leder. Granit Xhaka und Remo Freuler übernehmen diese Funktion bei der Schweizer «Nati». Wie wichtig diese Funktion ist, zeigt sich oft erst nach dem Spiel, wenn etwa die Laufpensen der Spieler miteinander verglichen werden. 

Nestlé, Roche, Swiss Life und Orior gehören in der Schweiz in die Verteidigung. Sie stabilisieren ein Portfolio, zahlen regelmässig eine Dividende, verhindern einen Gegentreffer, haben aber auch das Potenzial, zu einem Höhenflug anzusetzen. 

Dividendenrenditen im Überblick

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Wie wichtig diese Werte in einem Portfolio sind, lässt sich mit einer Fussballerweisheit untermauern: «Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr gewinnt Meisterschaften». Um den Gegner nicht zum Torschuss kommen zu lassen, geht es im Zweikampf bisweilen auch hart zur Sache - wie bei den Unternehmen. Auch sie müssen sich immer wieder neu erfinden, kompetitiv und innovativ bleiben. Nestlé hat den Kaffee neu erfunden, indem sie ihn gekapselt und so ein Milliardengeschäft aufgebaut haben. Die undankbare Aufgabe des harten Zweikampfs dürften an der EM unter anderem Ricardo Rodriguez und Nico Elvedi übernehmen. 

Die Schweizer EM-Aufstellung für erfolgreiches Investieren

Wer allerdings zu vorsichtig investiert, dem entgehen auch Chancen, denn Risiko und Rendite gehören beim Investieren zusammen. Der Catenaccio bezeichnet im Fussball eine sehr defensive Spielart, bei der Tore vor allem durch Konterangriffe erzielt werden. Das System wurde bis in die 70er Jahre vor allem in Italien gespielt, steht heute aber für defensiven Fussball allgemein. Pikantes Detail: Seinen Ursprung hat das Spielsystem in der Schweiz, wo es als Schweizer Riegel bekannt und von der Schweizer Nationalmannschaft und dem Grasshoppers Club Zürich praktiziert wurde. Als Erfinder gilt der Österreicher Karl Rappan, der ab den 1930er Jahren in der Schweiz als Trainer aktiv war. Wer aber hauptsächlich verteidigt, schiesst keine Tore, wer keine Risiken eingeht, erwirtschaftet keine Rendite.

Letztlich lebt Fussball von Toren. Diese werden erzielt, weil sich auch in der besten Abwehr Lücken finden. Der Gegner drückt ab. Jetzt kommt es auf den Torwart an. Yann Sommer soll es richten. Wie die Swisscom. Solide kapitalisiert, stabile Erträge, attraktive Dividende. 

Diese Werte gehören in ein Schweizer Aktienportfolio

Quellen: Raiffeisen Schweiz CIO Office

Ob also ein Aktienportfolio oder ein Fussballteam zusammengestellt wird, die Parallelen sind unverkennbar. Schöner noch: Ein Fussballmatch ist nach 90 Minuten vorbei, als Anleger kann man mit seinem Portfolio ein Leben lang mit dem Markt mitfiebern. In der Vergangenheit haben sich Schweizer Aktien – trotz oder gerade wegen ihrer defensiven Ausrichtung – ganz gut geschlagen. Wir halten deshalb trotz unserem leichten Untergewicht in Aktien am Übergewicht in Schweizer Titeln fest. Und mit dem 13. Rang auf der FIFA Fussball-Weltrangliste befindet sich die Nationalmannschaft ebenfalls in einer guten Ausgangslage. «Hopp Schwiiz».

Der CIO erklärt: Was heisst das für Sie als Anleger?

Das Fussballfieber steigt. Packend ist das Spiel rund ums Leder aber vor allem dann, wenn man seine Regeln sowie taktischen Finessen kennt und sich mit den Spielern auf dem Feld identifizieren kann. Genauso ist es beim Investieren. Wer sein Geld an der Börse anlegen will sollte über die Grundregeln Bescheid wissen. Welchen Einfluss haben makroökonomische Entwicklungen? Wann im Konjunkturzyklus entwickeln sich welche Sektoren am besten? Welche Bewertungsmassstäbe sind besonders aussagekräftig? Und wie wirkt sich die Anlegerpsychologie auf die Märkte aus? Wer sich mit diesen Themen auseinandersetzt, wird fasziniert sein über das komplexe Zusammenspiel der genannten Faktoren. Geht es um die konkrete Titelauswahl, lege ich Ihnen eine Börsenweisheit von Warren Buffet ans Herz: «Investiere nie in ein Geschäft, das du nicht verstehst».

 Auf Aktien übertragen bedeutet das: Kaufen Sie nur Titel von Unternehmen, von deren Produkten oder Dienstleistungen Sie überzeugt und begeistert sind. Dabei sollte stets auf eine breite Diversifikation geachtet werden. Ein EM-Kader umfasst schliesslich auch 26 Spieler, obwohl nur 11 in der Startaufstellung stehen. Und wenn Ihnen das Anlagethema zu komplex ist, können Sie die Vermögensverwaltung auch einfach delegieren. Unsere Anlageexperten sorgen dafür, dass Sie auf dem «Börsen-Spielfeld» jederzeit über eine kompetitive und taktisch optimal eingestellte Mannschaft verfügen.   

Matthias Geissbühler, CIO Raiffeisen Schweiz