Anlageklasse im Fokus: Aktien

Der Einbruch an den Aktienmärkten war heftig und kurzfristig wird die Volatilität hoch bleiben. Für langfristig orientierte Anleger bietet die Korrektur aber zunehmend interessante Kaufgelegenheiten.

Bewertungen wieder im attraktiven Bereich – Kurs/Gewinn-Verhältnis deutlich gefallen

Seit dem Allzeithöchst am 19. Februar 2020 bei 13'561 Punkten ist der Swiss Performance Index (SPI) innerhalb von drei Wochen um zwischenzeitlich 31% auf 9'340 Punkte gefallen. Seither hat sich das Aktienbarometer stabilisieren und zwischenzeitlich gar zu einer Gegenbewegung ansetzen können. Der Kursverlauf an den übrigen Börsen sieht sehr ähnlich aus. So wurde in den USA der im März 2009 gestartete und längste «Bullenmarkt» der Geschichte nach ziemlich exakt 11 Jahren abrupt gestoppt. Per Definition bezeichnet man eine Korrektur von 20% und mehr als Beginn eines Bärenmarktes. Insgesamt wurden in den letzten Wochen weltweit fast 20 Billionen US-Dollar an Marktkapitalisierung vernichtet. Das übertrifft sogar den Wert während der Finanzkrise 2008/2009. 

KGV Swiss Performance Index (SPI)

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Das Coronavirus hat die Märkte aber auch zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt infiziert – die Bewertungen lagen nämlich zu Jahresbeginn eine gute Standardabweichung über dem langfristigen Durchschnitt und damit klar im teuren Bereich. In Folge des markanten Markteinbruchs sind die Aktienbewertungen nun aber wieder in den günstigen Bereich zurückgefallen. Und dies wohlgemerkt bereits unter Berücksichtigung eines deutlich zweistelligen Gewinnrückgangs bei den börsenkotierten Unternehmen im laufenden Jahr. Vor allem auch im Vergleich mit den weiterhin sehr tiefen oder gar negativen Obligationenrenditen hat die relative Attraktivität nochmals deutlich zugenommen. Bei einem Kursgewinnverhältnis von rund 15x beläuft sich die Gewinnrendite (das Inverse des KGV) beim SPI auf über 6.5%. Verglichen mit der Rendite der 10-jährigen Eidgenossen von zurzeit fast -0.5%, ergibt sich eine historisch betrachtet sehr attraktive Risikoprämie von gut 7.0%. Diese Kennzahl spricht in der langen Frist klar für Aktien.

Für langfristige Anleger bieten sich zunehmend Chancen

Kurzfristig dürften die Schwankungen an den Börsen aber hoch bleiben. Mittlerweile befinden sich die Märkte nach dem heftigen Kurseinbruch zwar in einer Art Bodenbildungsphase. Für eine nachhaltige Erholung an den Aktienmärkten braucht es aber sichtbare Fortschritte in Bezug auf die Pandemiebekämpfung. Mit weiteren Rücksetzern ist somit nach wie vor zu rechnen. Für langfristig orientierte Anleger eröffnet dies Chancen um bei solchen Kursschwächen qualitativ solide Titel günstig (nach)kaufen zu können. Werte wie Nestlé, Novartis oder Roche gehören sicher auf die Einkaufsliste. Die Lieferketten bei diesen Konzernen funktionieren immer noch und der Absatz der Produkte ist nicht in Gefahr: Nahrung und Medizin bleiben auch in der Krise gefragt. Nicht vergessen werden sollte zudem die Tatsache, dass sowohl die institutionellen als auch die privaten Anleger mittlerweile ihre Liquidität in den Portfolios auf neue Rekordniveaus erhöht haben. Gleichzeitig pumpen die Notenbanken Geld in noch nie dagewesenen Mengen ins System. Sobald sich der Corona-Sturm gelegt hat, wird dieses Kapital wieder nach Renditemöglichkeiten suchen. Eine entsprechende Erholung bei den risikobehafteten Anlageklassen kann dann sehr rasch vonstattengehen. Wir haben deshalb in den letzten Wochen ein schrittweises «Rebalancing» der Aktienquote zurück auf die neutrale Position vorgenommen.

Was bedeutet eigentlich: Quarantäne?

Um ihre Stadt vor Pestepidemien zu schützen, beschloss die Regierung der Republik Ragusa im Juli 1377, dass sich vor dem Betreten der Stadt alle ankommenden Reisenden und Kaufleute vierzig (ital. quaranta) Tage lang in eigens dafür errichteten Lazaretten isolieren müssen. Von dieser Regelung leitete sich der Begriff Quarantäne in der heutigen Bedeutung ab. Die Quarantäne ist somit eine zum Schutz der Gesellschaft vor ansteckenden Krankheiten befristete, behördlich angeordnete Isolierung von Menschen. Zu hoffen bleibt, dass auch die aktuellen Massnahmen in der Schweiz nach vierzig Tagen wieder aufgehoben oder zumindest gelockert werden.