«Auf einen Blick» – Unsere Sicht auf die Märkte

Das Anlageumfeld bleibt anspruchsvoll, die Risiken dominieren. Entsprechend sind wir weiterhin defensiv positioniert. Gleichzeitig birgt eine fortschreitende Korrektur an den Finanzmärkten auch Chancen.

   

Volatile Märkte

Der Wonnemonat Mai glich einer Achterbahnfahrt. Der Swiss Performance Index (SPI) büsste zwischenzeitlich über 7% an Wert ein, der amerikanische Leitindex (S&P 500) erreichte mit einer Performance von -20% seit Jahresbeginn vorübergehend sogar Bärenmarkt-Territorium. Zum Monatsende setzte dann eine starke (technische) Gegenbewegung ein. Die Volatilität war entsprechend hoch. Seit Jahresbeginn liegen sowohl die Aktien- als auch die Obligationenmärkte weiterhin deutlich im Minus.

 

Abnehmende Konjunkturdynamik

Die Teuerungsraten bleiben hoch oder nehmen gar weiter zu. In der Eurozone stiegen die Konsumentenpreise im Mai um 8.1% im Vergleich zum Vorjahr und erreichten damit ein Mehrjahreshoch. Die explodierenden Inflationsraten wirken sich zunehmend dämpfend auf die Konsumentenstimmung aus. Auch konjunkturelle Vorlaufindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes deuten auf eine schwächere Wirtschaftsdynamik hin. Wir haben entsprechend unsere Wachstumsprognosen nach unten revidiert. Nach einem Plus von 5.9% im vergangenen Jahr rechnen wir für 2022 mit einem Wachstum der Weltwirtschaft von 2.5%.

Zunehmender Margendruck

Die Null-Covid-Strategie in China sorgt für anhaltende Lieferengpässe und entsprechenden Preisdruck. Vielen Unternehmen machen die höheren Inputkosten zu schaffen. Der Margendruck nimmt zu. Im Hinblick auf die Unternehmensergebnisse zum zweiten Quartal bedeutet das wenig Euphorie. Im Gegenteil: Diverse Firmen haben in den letzten Tagen ihre Jahresprognosen nach unten revidiert. Weitere dürften folgen. Entsprechend erachten wir die Gewinnprognosen der Analysten als zu hoch. Für die anstehende Gewinnsaison besteht damit Enttäuschungspotenzial sowie Revisionsbedarf bei den Gewinnschätzungen.

 

Risiken und Chancen

Kurzfristig und taktisch bleiben wir defensiv positioniert. Die anhaltend hohe Inflation, steigende Zinsen, der soeben begonnene Liquiditätsentzug durch die US-Notenbank Fed («Quantitative Tightening») sowie die sich abkühlende Konjunktur erhöhen die Stagflationsrisiken. Eine fortschreitende Korrektur an den Finanzmärkten eröffnet aber zunehmend auch Chancen – sowohl auf der Aktien- als auch der Obligationenseite. Dem Zusammenspiel zwischen Risiken und Chancen widmet sich diese Ausgabe des Anlageguides.