Der Luzerner Goldschmied Peter Stutz hat für die Nachfolge in seiner gut gehenden Kunsthandwerkstatt eine Lösung gefunden, von der er nicht zu träumen wagte.
Es gab Tage, da flutete Schwermut sein Herz, wenn er daran dachte, dass er sein Geschäft dereinst liquidieren oder verkaufen muss. «Ein Nachfolger war weit und breit nicht in Sicht», blickt Peter Stutz zurück.
Sein Betrieb – «Goldschmied Stutz» – war in Luzern Inbegriff für handgefertigten Unikatschmuck und ist es noch heute, dank einer für den Kunsthandwerker gleichsam beglückenden wie überraschenden Nachfolgelösung: Beglückend, weil sein Schwiegersohn den Betrieb übernehmen wollte. Überraschend, weil dieser weder von Goldschmiedekunst noch von Unternehmertum eine grosse Ahnung hatte: Philippe Kaufmann – damals erst der Freund von Stutz' Tochter – ist gelernter Mechaniker und war beim Paul Scherrer Institut der ETH Zürich angestellt, als er Stutz mitteilte, er wolle der Nachfolger werden.
Kaufmann, 32-jährig, kündigte seinen Job und machte eine Goldschmied-Lehre, 2012 heiratete er Stutz' Tochter und wurde zu Philippe Stutz: «Ich habe den Namen meiner Frau angenommen, so wird sofort klar, dass das Unternehmen in der Familie bleibt.»
Liquidation des Schmucklagers als Teil der Lösung
Das Problem: Die Finanzen. Philippe Stutz hatte nicht das Geld, seinem Schwiegervater das Geschäft abzukaufen. Und Peter Stutz konnte es sich nicht leisten, seinem Schwiegersohn das Unternehmen einfach zu überlassen, sein ganzes Vermögen steckte im Atelier und in den Fächern des riesigen Tresors in dessen Hinterzimmer.
Die Lösung: Die Liquidation des grossen Schmucklagers. Sie war für den Senior ein Kraftakt: Sich von 40 Jahren beseelten Schaffens lösen – mit einer Rabattschlacht: «Augen zu und durch», erinnert er sich an die Aktion, hörbar froh, dass sie Geschichte ist.
Mit der Stabübergabe haben sich die beiden Stutz Zeit gelassen. Nach Abschluss seiner Lehre arbeitete Philippe Stutz wochentags noch bei einem anderen Goldschmied – «Erfahrungen sammeln». Die Samstage verbrachte er im Geschäft seines Schwiegervaters, um von diesem zu lernen – und um ihn, der nun aufgebrochen war, sich von seinem Lebenswerk zu trennen und seine Nachfolge zu regeln, zu unterstützen. Sie sind ihn gemeinsam gegangen, den «einzigen gangbaren Weg» (Peter Stutz).
Wie gehe ich die Nachfolge richtig an?
Einem Nachfolger Platz zu machen, ist eine grosse Aufgabe – und eine facettenreiche. Es geht um entscheidende Fragen wie die Zukunft des Lebenswerks, die Sicherung von Arbeitsplätzen und es geht natürlich auch um Geld und Finanzierung. Erfahrungsgemäss ist die Klärung sogenannt weicher Aspekte wie Bedürfnisse, Wünsche und Befürchtungen von Übergebern und Übernehmern und weiteren direkt Betroffenen aber absolut zentral für einen erfolgreichen Nachfolgeprozess. Hier setzt die RUZ-Nachfolgebegleitung an. Und es endet erst, wenn die Nachfolge für alle erfolgreich abgeschlossen ist und alle Beteiligten zufrieden sind.