Anlageausblick 2021 – Silberstreifen am Horizont

2021 wird sich die globale Wirtschaft schrittweise erholen. Dank den Impfstoffen dürfte auch die Pandemie immer besser unter Kontrolle gebracht werden. Somit hellt sich das Anlageumfeld weiter auf. Der Fokus der Anleger sollte weiterhin auf eine breite Diversifikation und eine gute Qualität der Einzelanlagen gelegt werden.

Silberstreifen am Konjunkturhimmel – Deutliche Erholung nach der Rezession

2020 wird als «annus horribilis» in die Annalen eingehen. Die Corona-Pandemie hat weltweit über 1.8 Millionen Todesopfer gefordert und zu einem der stärksten Konjunktureinbrüche seit dem Zweiten Weltkrieg geführt. Auch Anlegerinnen und Anleger benötigten starke Nerven. Die Finanzmärkte begaben sich auf eine regelrechte Achterbahnfahrt. Nach dem Börsencrash im März folgte eine rasche, aber auch volatile Erholung. Massgeblich unterstützt wurden die Märkte einmal mehr von den Notenbanken, welche Billionen ins Finanzsystem pumpten. Hinzu gesellten sich diverse Fiskalstimulusmassnahmen und Rettungspakete der Regierungen. Anleger kamen letztendlich mit einem blauen Auge davon, denn mit einem diversifizierten Portfolio konnte per Ende Jahr sogar eine leicht positive Rendite erzielt werden. Wie geht es nun weiter und was können Investoren vom Börsenjahr 2021 erwarten?

Das Positive vorweg: Dank den zugelassenen Impfstoffen dürfte die Pandemie im Jahresverlauf immer besser unter Kontrolle gebracht werden. Dies wird zu einer Normalisierung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens ab der zweiten Jahreshälfte führen. Gleichzeitig wird sich die globale Konjunktur deutlich erholen – nicht zuletzt allerdings bedingt durch einen positiven Basiseffekt. Unterstützt wird die Konjunktur auch durch zusätzliche Infrastrukturprogramme, welche weltweit angestossen werden. Wir rechnen für 2021 mit einem globalen Wirtschaftswachstum von rund 5%.

Damit wird allerdings die Wirtschaftsleistung vom Vorkrisenjahr 2019 noch nicht ganz erreicht. Trotzdem: Dank positivem Wachstum wird auch die Gewinnentwicklung vieler Unternehmen wieder nach oben zeigen, was grundsätzlich für Aktien spricht. Dies alles sind Silberstreifen am Horizont. 

Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP)

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Luftige Bewertungen – Viel Positives ist schon in den Kursen enthalten

Allerdings haben die Aktienmärkte auch einiges davon bereits vorweggenommen und in den Kursen eingepreist. Dies verdeutlichen die Bewertungen gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis, welche sich klar über dem langjährigen Durchschnitt bewegen.

Etwas höhere Bewertungen sind allerdings aufgrund der tiefen Zinsen berechtigt. Letztendlich stehen die Bewertungen der verschiedenen Anlageklassen nämlich immer auch in einem relativen Verhältnis zueinander. Da die Wirtschaftserholung an Fahrt aufnehmen wird, gehören zunehmend auch wieder zyklische Aktien ins Portfolio und die Sektorallokation sollte breiter abgestützt werden. Dabei gilt es aber weiterhin, den Fokus auf Qualität zu legen. Auf der Aktienseite empfehlen wir Titel mit gesunden Bilanzen, soliden Geschäftsmodellen und Preissetzungsmacht. 

Aktuelles Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des MSCI World und langfristiger Durchschnitt

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Unrühmlicher Rekord – Die globale Verschuldung erreicht ein neues Hoch

Anders als Aktien sind Obligationen aus einer reinen Renditeperspektive weiterhin unattraktiv. Für Schweizer Franken-Anleger ist mit sicheren (Staats-)Anleihen nichts zu holen. Hinzu kommt, dass die globale Verschuldung im Zuge der Pandemie nochmals massiv zugenommen hat. Weltweit hat die Gesamtschuldenquote mit rund 365% vom globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) einen neuen Rekord erreicht.

Gesamtschulden im Verhältnis zum globalen BIP in %

Quelle: IFF, Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Eigentlich müsste eine solche Entwicklung zu steigenden Risikoprämien und zu einem Anstieg der Zinsen führen. Dies wird aber derzeit von den Notenbanken unterbunden. Und die extrem expansive Geldpolitik wird bis auf weiteres beibehalten. Mit der Einführung eines neuen, flexibleren Inflationszieles hat die US-Notenbank Fed bereits die Türe geöffnet, um selbst bei einem stärkeren Inflationsanstieg die Zinsen unverändert tief zu halten. Somit wird uns das Tiefzinsumfeld noch lange erhalten bleiben. Im Portfoliokontext gehören Obligationen also bis auf weiteres primär aus Diversifikationsgründen in ein Depot. Innerhalb der Anlageklasse bevorzugen wir «Investment Grade»-Unternehmensschuldner.

Da die Sparzinsen und die Renditen auf sicheren Anleihen also weiterhin um null (oder gar im negativen Bereich) tendieren, bleibt der Anlagenotstand bestehen. Davon werden weiterhin Sachwerte profitieren. Neben Aktien gehören auch Schweizer Immobilienfonds und Gold dazu. Beide Anlageklassen bestechen mit vorteilhaften Diversifikationseigenschaften und helfen, die Portfolioschwankungen zu reduzieren. Immobilienfonds versprechen zudem eine stabile Ausschüttungsrendite, welche sich aktuell auf 2.3% beläuft. Ein Augenmerk ist dabei auf die Ausrichtung der einzelnen Fonds zu legen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie dürften nämlich auch am Immobilienmarkt Spuren hinterlassen. Wohnliegenschaften werden weiterhin eine gute Nachfrage erfahren. Homeoffice und die Erfahrungen mit den Lockdowns dürften dazu führen, dass sich der eine oder andere Bürger auf die Suche nach einer grösseren Wohnung oder einem Eigenheim im Grünen macht. Etwas Druck wird es hingegen bei den Büroliegenschaften und Verkaufsflächen geben. In diesen Bereichen ist mit Mietzinsreduktionen zu rechnen. Anleger sollten sich deshalb vor allem auf Fonds mit einem hohen Anteil an Wohnliegenschaften fokussieren. 

Gold dürfte auch 2021 glänzen – wenn auch nicht mehr im selben Ausmass wie im vergangenen Jahr. Beim Halten von Gold fallen bis auf weiteres geringe Opportunitätskosten an, zudem bietet das Edelmetall einen Schutz vor einem möglichen Inflationsanstieg. Sollte sich die Konjunktur nämlich rascher und stärker als erwartet aufhellen, dürfte sich dies auch in steigenden Konsumentenpreisen bemerkbar machen. 

Insgesamt blicken wir zuversichtlich ins neue Anlagejahr. Wie immer gilt es aber auch 2021, ein Augenmerk auf eine breite Diversifikation zu legen. Wichtig bleibt zudem der langfristige Fokus. Gerade das vergangene Jahr hat gezeigt, dass ein Festhalten an der Anlagestrategie entscheidend für den Anlageerfolg ist.

Der CIO erklärt: Was heisst das für Sie als Anleger?

2020 war aus Anlegersicht zwar äusserst herausfordernd, aber auch ein gutes Lernstück. Es hat sich exemplarisch gezeigt, dass ein Festhalten an der Anlagestrategie für den Erfolg entscheidend ist: Nach dem Absturz im März ist es an der Börse zu einer schnellen Gegenbewegung gekommen. Wer damals aus Panik ausgestiegen ist, muss hohe Verluste verschmerzen.

Man darf sich also von Schwankungen an den Aktienmärkten nicht beunruhigen lassen. Darüber hinaus hat 2020 gezeigt, wie wichtig eine breite Diversifikation ist. Diverse Anlageklassen, wie beispielsweise Gold oder auch Immobilienfonds, konnten deutlich zulegen. Als Fazit lässt sich folgendes festhalten: Diversifikation, eine klare Strategie und Geduld sind die Schlüssel zum langfristigen Anlageerfolg. Dies gilt auch 2021 und darüber hinaus.