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Anlageausblick 2020: Das Japan-Szenario wird Realität
Im 2020 sind Anleger gefordert. Nach dem sehr starken Aktienjahr 2019 werden die Gesamtrenditen im laufenden Jahr klar tiefer ausfallen. Dafür verantwortlich sind einerseits die hohen Bewertungen, andererseits politische Unsicherheiten, die zu einer deutlich höheren Volatilität an den Börsen führen werden. Anlegern wird empfohlen, ihr Portfolio breit zu diversifizieren und mit einer aktiven Anlagetaktik zu managen.
St.Gallen, 9. Januar 2020. Das Jahr 2020 steht ganz im Zeichen der Präsidentschaftswahl in den USA im kommenden Herbst. «Es wird das politische Risiko-Ereignis des Jahres sein und seine Schatten auf die Märkte vorauswerfen.», erklärt Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer (CIO) von Raiffeisen Schweiz. «Die Volatilität an der Börse wird deshalb besonders in der Sommermonaten und im Herbst deutlich steigen.» Zum Jahresbeginn erhält die Wirtschaft allerdings erst einmal Rückwind von den geopolitischen Hotspots, da der Brexit Ende Januar 2020 offiziell vollzogen wird und es im US-chinesischen Handelskrieg Anzeichen erster Entspannungen gibt.
Die «Japanisierung» der Geldpolitik schreitet voran
Trotz Anzeichen einer temporären Entspannung bei den geopolitischen Themen erwartet Raiffeisen von der Konjunktur wenig positive Impulse. Weiter wird im Durchschnitt mit einem moderaten Wachstum der Weltwirtschaft von knapp 3 Prozent gerechnet, die Schweizer Wirtschaft wird um rund 1,3 Prozent wachsen. Eine Rezession wird demnach aber vermieden. Auch die Inflationsraten werden sich auf tiefem Niveau und klar unter der 2 Prozent-Ziellinie der Notenbanken bewegen. Matthias Geissbühler rechnet für dieses Jahr deshalb nicht mit Zinserhöhungen durch die Notenbanken: «Die Tiefzinsen werden noch eine längere Zeit Bestand haben und ein Japan-Szenario wird in Europa immer wahrscheinlicher. Der Anlagenotstand, und damit die Suche nach Rendite, bleiben also auch 2020 bestehen.» Nach dem sehr starken Börsenjahr 2019 mit teilweise zweistellig positiven Renditen sollten sich Anleger allerdings auf tiefere Gesamtrenditen einstellen.
Geldpolitik erschwert Suche nach Rendite, Gewinnerwartungen bei Aktien sind zu hoch
Mittlerweile sind nahezu alle Anlageklassen hoch bewertet. «Das macht die Vermögensallokation besonders herausfordernd.», erklärt Matthias Geissbühler. «Von Obligationen erwarten wir keinen nennenswerten Performancebeitrag. Ein ausgewogenes Portfolio wird im besten Fall mittlere einstellige Renditen liefern.» Obligationen dienen allein noch als Puffer gegen Kursrückschläge bei Aktien. Die Gewinnerwartungen bei den Aktien sind aktuell zu hoch und das Potenzial nach oben entsprechend limitiert. «Wir rechnen mit einer realistischen Gesamtrendite für Aktien von 4 bis 6 Prozent», so Geissbühler. Die höhere Volatilität der Märkte wird sich speziell auf die Aktienmärkte auswirken. Deshalb kommt diversifizierenden Anlagen wie Immobilien und Gold eine besondere Bedeutung zu. Dazu Matthias Geissbühler: «Mit der attraktiven Ausschüttungsrendite von rund 2,6 Prozent sind Schweizer Immobilienfonds weiterhin eine interessante Beimischung.» Gold ist aus Diversifikationsgründen ebenfalls interessant, da es teilweise negativ zu den übrigen Anlageklassen korreliert.
Volatilität erfordert aktive Anlagetaktik
Die anhaltenden Tiefzinsen führen dazu, dass Sparen zu einem laufenden Kaufkraftverlust führt. Deshalb ist es trotz den politischen Unsicherheiten sinnvoll, langfristig in die Finanzmärkte zu investieren. Nur so ist es gemäss CIO Matthias Geissbühler auch für Privatanleger möglich, langfristig Vermögen zu erhalten respektive aufzubauen. Dabei wird neben der Diversifikation des Portfolios eine aktive Anlagetaktik im Anlagejahr 2020 entscheidend sein. Laut Geissbühler erfordert die erhöhte Volatilität an den Märkten eine grössere Aufmerksamkeit der Anleger und Portfoliomanager. «Die aktive Gewichtung der Anlageklassen sowie die sorgfältige Selektion der Einzelanlagen, gewinnen eine besonders grosse Bedeutung. Für nicht geübte Privatanleger eignen sich deshalb aktiv gemanagte Anlagen am besten.» Allerdings sei Vorsicht geboten bei Empfehlungen nach starker internationaler Diversifikation. «Die Auswertungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass international diversifizierte Portfolios keine bessere Performance an den Tag legten als rein schweizerische Portfolios.» Ein Hauptgrund dafür ist die historisch starke Heimwährung. Auch 2020 rechnet Raiffeisen mit einem starken Schweizer Franken.