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Familienerweiterung und Wunsch nach mehr Wohnraum sind häufigste Umzugsgründe
• Rund 45 Prozent der Schweizer Bevölkerung zieht einen Umzug in Betracht – hauptsächlich um mehr Wohnraum zu haben
• Die wenigsten Wohneigentümerinnen und -eigentümer ziehen einen Wechsel in ein Mietverhältnis in Betracht
• Bestehendes räumliches und soziales Umfeld hält viele von einem Umzug ab
St.Gallen, 5. Oktober 2023. Eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Wohnungswesen (BWO), dem Hauseigentümerverband Schweiz, der Fédération Romande Immobilière und Raiffeisen Schweiz zur Wohnmobilität der Schweizer Bevölkerung und deren Einflussfaktoren zeigt, dass aktuell gut 45 Prozent der Schweizer Bevölkerung einen Umzug in Betracht ziehen. Zentrales Motiv dafür ist der Wunsch nach mehr Wohnraum.
Familienplanung und Wunsch nach Eigenheim sind wesentliche Umzugsauslöser
53 Prozent der umzugsbereiten Personen wünschen sich primär eine Vergrösserung des Wohnraums. Häufig ist dabei die Familiengründung oder -erweiterung der wichtigste Auslöser. Rund die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen mit einem Kinderwunsch oder mit Kindern zieht deswegen um. Auch der Wunsch nach einem Eigenheim spielt beim Entscheid für einen Umzug eine zentrale Rolle. Aktuell wohnen 75 Prozent der Umzugsbereiten in einem Mietverhältnis. Nur 48 Prozent möchten nach einem Umzug weiterhin Mieterinnen oder Mieter sein. Der Erwerb eines Einfamilienhauses wird öfter angestrebt als der Besitz von Stockwerkeigentum. «Je jünger eine Person mit Umzugswunsch ist, desto eher möchte sie als nächstes in ein Einfamilienhaus ziehen. Auch jeder zweite Stockwerkeigentümer strebt nach einem Einfamilienhaus. Dieses scheint somit das oberste Gut der ‘Wohnkarriere’ zu sein», erklärt Fredy Hasenmaile, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz. Auch der Gestaltungsfreiheit in den eigenen vier Wänden wird eine wichtige Bedeutung beigemessen. 72 Prozent derjenigen Umzugsbereiten, die zukünftig Wohneigentum erwerben möchten, nennen diese als wichtige Umzugsmotivation.
Wohneigentum wird ungern wieder aufgegeben
Ebenfalls als Auslöser für einen Umzug nannten die Befragten den Auszug der Kinder sowie die eigene Pensionierung. Dennoch sinkt die Umzugsbereitschaft mit zunehmendem Alter. Nur 17 Prozent der umzugsbereiten Eigentümerinnen und Eigentümer wollen in ein Mietverhältnis wechseln. Einer Mehrheit der Befragten fällt es schwer, sich vom Einfamilienhaus oder der Eigentumswohnung zu trennen, obwohl veränderte Wohnbedürfnisse erkannt werden. Auch hier spielt die Gestaltungsfreiheit eine wichtige Rolle. 90 Prozent der befragten Wohneigentümerinnen und Wohneigentümer nennen die Selbstbestimmung als wichtigen Grund für ihren Verbleib in dieser Wohnform.
Zinsentwicklung hemmt Umzugsbereitschaft
Laut Studie zeigt sich rund jede zweite befragte Person aufgrund der Zinsentwicklung verunsichert. Während bei den Mietenden 50 Prozent Bedenken bezüglich steigender Zinsen äussern, sind es bei den Wohneigentümern 44 Prozent. «Mieterinnen und Mieter sind aufgrund des Anstiegs des Referenzzinssatzes unmittelbar von Zinserhöhungen betroffen, was zu einer grösseren Unsicherheit führt. Immobilienbesitzerinnen und -besitzer hingegen haben ihre Hypothekarzinsen teilweise für mehrere Jahre fixiert und für die Mehrheit sind daher keine sofortigen Auswirkungen spürbar», sagt Fredy Hasenmaile. 40 Prozent der Befragten geben zudem an, dass sie einen Umzug aufgrund steigender Hypothekarzinsen weniger forcieren würden. Trotz Zinswende wird Wohneigentum weiterhin als wertbeständig wahrgenommen. Dies zeigt sich darin, dass mehr als zwei Drittel der befragten Personen davon ausgehen, dass sie ihr Eigenheim auch in Zukunft gewinnbringend verkaufen können. Nur eine Minderheit erwartet einen finanziellen Wertverlust oder einen Nachfragerückgang bei Wohneigentum.
Wenig Druck für Umzug vorhanden
55 Prozent der Befragten hegen keine Umzugswünsche. Insbesondere das räumliche und soziale Umfeld hält die Befragten in ihrer Wohnung oder ihrem Haus: 88 Prozent gefällt die aktuelle Lage und 73 Prozent möchten aufgrund ihres guten Verhältnisses zur Nachbarschaft nicht umziehen. Sowohl bei den Umzugsbereiten als auch Nicht-Umzugsbereiten ist gemäss der Studie wenig Druck vorhanden, umzuziehen. Die Mehrheit der umzugsbereiten Personen lässt sich mehr als zwei Jahre Zeit, um ein passendes Zuhause zu finden. Dies zeigt, dass ein Umzug in der Regel sorgfältig überlegt, und geplant wird.
Über die Studie
Die repräsentative Studie «Ein Zuhause fürs Leben? Erkenntnisse zum Umzugsverhalten der Schweizer Bevölkerung» ist die zweite im Rahmen einer dreiteiligen Studienreihe, die das Ziel verfolgt, das Bewusstsein für die Notwendigkeit von flexiblem Wohnraum und die Schaffung von passenden Rahmenbedingungen dafür zu erhöhen. Sie wurde von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Wohnungswesen (BWO), dem Hauseigentümerverband Schweiz, der Fédération Romande Immobilière und Raiffeisen Schweiz durchgeführt. Die Untersuchung beruht auf Interviews sowie einer repräsentativen Umfrage mit rund 1’000 Personen in der Deutsch- und Westschweiz.