«Auf einen Blick» – Unsere Sicht auf die Märkte

Im ersten Halbjahr war der Schweizer Aktienmarkt mit einem Kursplus von mehr als 20 % einer der Spitzenreiter. Doch die Volatilität dürfte spätestens im Herbst wieder zunehmen.

Waffenstillstand 2.0

Beim G20-Gipfel in Japan haben sich US-Präsident Trump und Chinas Präsident Xi auf einen (erneuten) Waffenstillstand im Handelskrieg geeinigt. Über die Details des «Deals» ist wenig bekannt. China soll aber beabsichtigen zukünftig wieder mehr US-Agrargüter zu kaufen, im Gegenzug dürfen US-Firmen vereinzelt neue Geschäfte mit dem chinesischen Technologieriesen Huawei machen. Die bisher verhängten Zölle und Gegenzölle bleiben bis auf weiteres aber in Kraft.

 

Bremsspuren, aber keine Vollbremsung

Der Handelsstreit zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt hinterlässt auch ohne weitere Eskalation bereits seine Spuren – das Wachstum hat sich rund um den Globus merklich abgeschwächt. Störfeuer seitens Donald Trump sind auch zukünftig zu erwarten, insbesondere dürfte nun Europa ins Visier geraten. Eine Rezession erwarten wir in den nächsten Quartalen aber dennoch nicht. Die bis zuletzt robusten Arbeitsmärkte in den Industrieländern und die Stimulierungsmassnahmen in China lassen eine sanfte Landung erwarten.

 

Zinssenkungen nur eine Frage der Zeit

Die US-Notenbank hat ihre geldpolitische Kehrtwende im Juni vollendet. Fed-Chef Powell betonte, dass die Geldpolitik so angepasst würde «wie es das Umfeld erfordert». Es ist mittlerweile Konsens, dass dies nichts anderes als eine baldige Zinssenkung bedeutet. Wir rechnen mit einem solchen Zinsschritt an einem der kommenden zwei Meetings. Auch die Europäische Zentralbank hat vorgespurt und klar gemacht, dass ihr Werkzeugkasten noch nicht ausgeschöpft ist. Die Hürde für weitere geldpolitische Massnahmen liegt bei ihr aber höher. Ebenso wie jene für die Schweizerische Nationalbank im Hinblick auf neue Deviseninterventionen.

Starke erste Halbzeit

Im ersten Halbjahr lieferten nahezu sämtliche Anlageklassen positive Renditen. Dabei war der Schweizer Aktienmarkt mit einem Kursplus von mehr als 20 % einer der Spitzenreiter. Der weiterhin aktive «Notenbank-Put» stellt für die zweite Jahreshälfte bei Rückschlägen eine gewisse Unterstützung dar. Auf der Oberseite dürften die Bäume allerdings nicht in den Himmel wachsen. Die Volatilität dürfte spätestens im Herbst wieder zunehmen.

 

Taktische Anpassungen

Der Handelskonflikt hat sich zumindest temporär etwas entspannt. Gleichzeitig fehlen unter den Anlegern bisher Anzeichen von Euphorie, was aus Sentiment-Sicht weitere Kurssteigerungen zulässt. Daher erhöhen wir die Aktienquote leicht auf «neutral». Der Goldpreis sollte mittelfristig von anhaltend tiefen Realzinsen und einem tendenziell schwächeren US-Dollar profitieren. Kurzfristig ist der Kurs aber etwas überhitzt, so dass wir Gewinne mitnehmen.