Projekt «Aussenräume bei Alterszentren»

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Was macht Heimat jenseits von Klischees heute aus? Wie stärken wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Welche Rolle spielt die Kultur und welche die technologische Entwicklung? Wie wichtig sind unsere politischen Werte und wozu brauchen wir Solidarität? Wie also schaffen wir heute und in Zukunft «Heimat»? 

Pro Juventute ist es gelungen, auf einen Teil dieser Fragen Antworten zu finden. Das Projekt «Aussenräume bei Alterszentren als Spiel- und Freiräume» von Pro Juventute bringt Kinder mit Seniorinnen und Senioren in einem alltäglichen Austausch zusammen. Dies mit dem Ziel, Aussenräume zu gestalten, die beiden gemeinsame Heimat sind.

 

Wie es ist dazu gekommen?

Das revidierte Raumplanungsgesetz verlangt eine Siedlungspolitik nach innen. Dies führt zu einer steigenden Verdichtung unserer Lebensräume. Vorhandene Freiräume wie z.B. Gärten, Strassen, Plätze oder Parkanlagen verschwinden zunehmend als bespielbare Räume für Kinder. Aber nicht nur. Es mangelt zunehmend auch an Bewegungs- und Begegnungsräumen, die den unterschiedlichen Bedürfnissen der Bevölkerungsgruppen gerecht werden. Pro Juventute hat bei den Gartenanlagen von Alterszentren – welche oft recht grosszügige Grünanlagen sind – das Potenzial entdeckt, um mangelnden Freiräumen für Kinder sowie für Seniorinnen und Senioren im öffentlichen Raum entgegen zu wirken. 

Diese Aussenbereiche bei Alterszentren sollen nach einer Um- oder Neugestaltung dann der gesamten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Sie sollen sich zu Treffpunkten entwickeln, wo Sozialkontakte zwischen Alt und Jung möglich sind und auch Lernerfahrungen im Umgang mit Menschen anderer Generationen ermöglicht werden. Ebenso sollen diese Aussenbereich Bewegungsmöglichkeiten beinhalten.

Wenn diese Aussenräume gemeinsam von Kindern sowie Seniorinnen und Senioren geplant werden, und die Bedürfnisse beider Generationen einfliessen können, werden diese Räume auch zur Nutzung für beiden Generationen attraktiv.

 

Immer mehr generationenübergreifende Projekte und Prozesse

Aufgrund des demographischen Wandels gewinnen generationenübergreifende Projekte immer mehr an Bedeutung und stossen auf zunehmendes Interesse. Solche Projekte tragen dazu bei, dass mehr Verständnis für einander und ein respektvollerer Umgang mit einander bei Alt und Jung möglich werden. Dies einerseits durch die Zusammenarbeit der beiden Generationen im Projekt und andererseits weil die Ergebnisse aus den Projekten die verschiedene Bedürfnisse von Alt und Jung abdecken sollen. 

 

Wie konkret trägt Pro Juventute dazu bei, dass Alt und Jung zusammenkommen?

Pro Juventute hat einen partizipativen Prozess entwickelt, bei dem Kinder sowie Seniorinnen und Senioren gemeinsam bei der Gestaltung der Aussenräume von Alterszentren mitbestimmen können. Die Kinder und Seniorinnen und Senioren treffen sich an Sitzungen, an denen zuerst die jeweiligen Bedürfnisse beider Generationen reflektiert werden. Bei Seniorinnen und Senioren ist es vor allem das Bedürfnis nach Sitzen an einem ruhigen Ort und beobachten zu können. Bei Kindern liegt der Fokus mehr bei Bewegung und freiem Spielen auf der Wiese. Gemeinsam einigen sich Alt und Jung dann darauf, wie alle Wünsche an einem Ort erfüllt werden können. Von den gemeinsam erarbeiteten Ideen für Spielgeräte und Bewegungselemente werden dann zum Schluss noch von allen gemeinsam Modelle der neu zu gestaltenden Aussenräume gebastelt. Pro Juventute begleitet diesen partizipativen Prozess mit den entsprechenden Fachpersonen, denn ganz wichtig ist ein gegenseitiges Verstehen von Alt und Jung, damit der Prozess zu einem positiven Ergebnis für beide Generationen führt.

Dieser partizipative Prozess ist bereits an den Standorten Steffisburg (Kanton Bern), in der Stadt Schlieren (Kanton Zürich) und am Standort in Basel-Stadt durchgeführt worden. Es haben ca. 28 Seniorinnen und Senioren zwischen 76 und 93 Jahren sowie ca. 55 Kinder zwischen 5 und 13 Jahren teilgenommen. Der Prozessbeginn an den Standorten im Tessin und in der Romandie muss wegen der Corona-Krise auf August 2020 verschoben werden. 

Die Erkenntnisse aus den durchgeführten Prozessen in den drei Kantonen der Deutschschweiz wurden wissenschaftlich evaluiert. Aus dieser Evaluation wird Pro Juventute einen Praxisleitfaden mit Tipps verfassen, damit auch andere Alterszentren der Schweiz den partizipativen Prozess planen und umsetzen können. Dieser Leitfaden wird ab September 2020 kostenlos und in drei Sprachen zur Verfügung gestellt.