News

  • Medienmitteilung
  • Vorsorgen & Anlegen
  • Research & Studien
10.09.2020

Verständnis für höheres Rentenalter wächst

  • Realität holt die Erwartungen an die Altersvorsorge ein.
  • COVID-19 verändert Sparverhalten nicht.
  • Pensionskassen büssen weiter an Vertrauen ein.
  • Mangelhafte Altersvorsorge ist vielfach auf zu geringes Wissen zurückzuführen.

 

St.Gallen, 10. September 2020. Die dritte Ausgabe des Raiffeisen Vorsorgebarometers macht deutlich, dass sich die Schweizer Bevölkerung vermehrt mit ihrer Vorsorgesituation befasst – und dabei ihre Erwartungen reduzieren muss. Dennoch ändert die Mehrheit der Befragten ihr aktuelles Verhalten nicht. Die Vorsorgeanlagen bleiben konservativ und damit mit geringem Ertragspotenzial. In der Umfrage konnte festgestellt werden, dass das Thema Vorsorge bei vielen Einwohnerinnen und Einwohnern nicht im Vordergrund steht und es daher auch am Verständnis für die anstehenden Reformationen des Schweizerischen Vorsorgesystems fehlt.

 

Mehr Offenheit für angepasstes Rentenalter

Die Antworten der Befragten bezüglich ihren Erwartungen und Vorkehrungen an den Ruhestand fallen realistischer aus als noch im Vorjahr. Gemäss der Studie, die in Zusammenarbeit mit der ZHAW School of Management and Law erarbeitet wurde, planen signifikant weniger Menschen eine Frühpensionierung. Eine Mehrheit kann sich sogar vorstellen, über das Rentenalter hinaus zu arbeiten – allerdings vorwiegend in einem Teilzeitpensum. Zudem wird der Geldbedarf nach der Pensionierung tiefer eingeschätzt als in früheren Befragungen. Eine Beibehaltung des Status Quo – Rentenalter 65 für Männer und Rentenalter 64 für Frauen – erhält weniger Zuspruch. Ein Drittel der Befragten befürwortet das Pensionierungsalter 65 für alle. «Die Bevölkerung zeigt sich offener für die politische Forderung nach einer Anpassung des Rentenalters», sagt Daniel Greber, Leiter des Instituts für Risk & Insurance der ZHAW School of Management and Law.

 

Individuelle Problemlösung wird in Zukunft verschoben

Die Anzahl jener, die allein den Staat in der Verantwortung für die Altersvorsorge sehen, schwindet und beträgt noch 12,5 Prozent. Einzig in der italienischen Schweiz liegt der entsprechende Wert mit rund einem Drittel der Befragten deutlich höher. Insgesamt sieht sich die Schweizer Bevölkerung jedoch in der Eigenverantwortung. Nichtdestotrotz verschiebt jede zehnte Person ihre Absicht, finanzielle Mittel für den Lebensabend bereitzustellen, in die Zukunft. Die Mehrheit der Befragten gibt sogar an, das Sparverhalten nicht ändern zu wollen. Die COVID-19-Pandemie beeinflusste diese Haltung nicht. Die Risikobereitschaft bei Sparanlagen bleibt tief. Diese Erkenntnis bestätigt Tashi Gumbatshang, Leiter Kompetenzzentrum Vermögens- und Vorsorgeberatung von Raiffeisen Schweiz: «Viele sorgen privat immer noch mit einem klassischen Säule 3a-Konto vor und scheuen ein Engagement in den Aktienmärkten.»

 

Hohes Misstrauen gegenüber Institutionen

Das diesjährige Vorsorgebarometer zeigt im Vergleich zu 2018 eine Einbusse des Vertrauens in die 2. Säule. «Immer häufiger wird eine Auszahlung des Pensionskassenkapitals einer Rente vorgezogen», sagt Tashi Gumbatshang. Grundsätzlich geniesst das Drei-Säulen-System, bestehend aus AHV, beruflicher Vorsorge und privater Vorsorge, bei den Befragten kein hohes Vertrauen. Als Herausforderung sowohl bei AHV als auch bei Pensionskassen wird die Abhängigkeit von der demographischen Entwicklung genannt. «Der Generationenvertrag ist stark belastet. Diese Differenzen könnten aufgrund der Erfahrungen in der COVID-19-Pandemie noch akzentuiert werden», so Tashi Gumbatshang weiter. Die Pensionskassen sind darüber hinaus mit einem Anlageumfeld konfrontiert, das von tiefen oder gar negativen Zinsen und getrübten Renditeaussichten geprägt ist. Eine Folge davon sind Leistungskürzungen. Das höchste Vertrauen wird der dritten Säule, der privaten Vorsorge, zugesprochen.

 

Jährliche Erhebung des Stimmungsbilds

Das Vorsorgebarometer basiert auf einer vom 17. bis 26. Juni 2020 durch das Link-Institut durchgeführten Bevölkerungsbefragung von 1‘028 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren und auf der Analyse ökonomischer Daten. Die Umfrageergebnisse sind repräsentativ für alle Schweizer Landesteile und zeigen, wie es um die finanzielle Altersvorsorge in der Schweiz bestellt ist. Das Vorsorgebarometer wurde erstmals 2018 publiziert und wird jährlich erhoben, um fortlaufend neue Erkenntnisse zum Thema Vorsorge gewinnen zu können. Während Raiffeisen bei der Erstellung des Vorsorgebarometers die Unternehmer- und Konsumentenperspektive miteinbringt, deckt die ZHAW School of Management and Law den wissenschaftlichen Teil ab.

 

Die gesamte Publikation finden Sie unter www.raiffeisen.ch/vorsorgebarometer.