Maurer- und Banklehrling tauschen die Plätze

24.07.2017

Maurer- und Banklehrling tauschen die Plätze

Büro statt Baustelle, Stahlkappenschuhe anstatt Kravatte. Im Rahmen des Ausbildungskonzeptes unter dem Titel „Seitenwechsel“ haben die beiden Lernenden Andrin Scherrer der Raiffeisenbank Regio Uzwil und Dominik Eigenmann der Brühwiler Bauunternehmung AG je eine Woche im anderen Betrieb verbracht. Aldo Kopp, Vorsitzender der Bankleitung nennt mehrere Vorteile. „Diese besonderen Erfahrungen öffnen den Horizont, fördern das unternehmerische Denken und steigern das Verantwortungsbewusstsein.“

 

Die KV-Ausbildung wurde bei der Raiffeisenbank Regio Uzwil 2015 mit dem „Seitenwechsel“ erweitert. Dabei profitieren die Lernenden von Aktivitäten ausserhalb des eigenen Betriebs und des standardmässigen Schulunterrichts. Während einer Woche kommt ein Lernender eines fremden Betriebs zur Bank, die Woche darauf leistet dieser einen Einsatz im anderen Unternehmen. Die Umsetzung des Konzeptes erfolgte in diesem Jahr in einem neuen Bereich. Nach vorgängigen „Seitenwechseln“ in andere Sprachräume (Westschweiz), andere Länder (Vorarlberg, Österreich), andere Arbeitsformen (Soziale Arbeit im Buecherwäldli) und in andere Branchen (Gastronomie, Hotel Uzwil) stand diesmal ein Austausch mit einem Handwerksbetrieb auf dem Programm.

 

Bank statt Baustelle

Maurerlehrling Dominik Eigenmann der Brühwiler Bauunternehmung AG nahm am erwähnten Lehrlingsprojekt der Raiffeisenbank Regio Uzwil teil. Für eine Woche erhielt er einen Augenschein in die Tätigkeiten eines Bankangestellten. „Es ist schon etwas ganz anderes als auf dem Bau. Aber es ist spannend, einen Einblick in diesen Beruf zu erhalten.“

 

Nicht nur vor dem Computer

An seinem ersten Tag wurde Dominik Eigenmann in die Kreditabteilung bei der Raiffeisenbank in Niederuzwil eingeführt. «Wenn man das zum ersten Mal sieht, ist es schon kompliziert. Aber mit der Zeit verstand ich die Abläufe.» Und er staunte: «Was die alles machen müssen.» Andrin Scherrer, Auszubildender der Raiffeisenbank Regio Uzwil und Begleiter von Dominik Eigenmann fügte mit einem Schmunzeln an: «Jetzt siehst du mal, wir sitzen nicht den ganzen Tag nur da.» Besonders gefreut hatte sich der Maurerlehrling auf die beiden Tage hinter dem Schalter. Da sei man auch etwas in Bewegung. Das gefalle ihm auch an seinem eigentlichen Beruf. Einen ganzen Tag vor dem Computer zu sitzen, das könne er sich nicht vorstellen.

Dominik Eigenmann wurde während der Woche unter anderem noch in Themen wie Marketing, Geldwäscherei, Bankkundengeheimnis und Beratungsgespräche eingeführt. Zum Abschluss halfen die beiden Lernenden mit, das Openairkino auf dem Raiffeisenplatz in Niederuzwil vorzubereiten. Das Fazit von Dominik Eigenmann fiel schlussendlich aus gut aus. Es habe ihm besser gefallen, als er erwartet hätte.

 

Treppen und Wände bauen

Nach dem ersten Teil des Seitenwechsels packte Andrin Scherrer eine Woche später auf einer MFG-Baustelle in Oberbüren mit an. Er erzählt: „Am ersten Tag kam ich mit Joggingschuhen. Die konnte ich abends gleich in die Waschmaschine werfen“. Danach habe er dann aber feste Schuhe mit Stahlkappe und –sohle getragen.

Mehr oder weniger entspreche der Beruf des Maurers seinen Vorstellungen. „Trotzdem war es spannend zu sehen, wie eine Wand oder eine Decke gebaut wird.“ Auch beim Bau einer Treppe konnte er mithelfen.

 

Auf dem Bau Wind und Wetter ausgesetzt

Anders als im klimatisieren Büro ist das Wetter auf der Baustelle nicht zu beeinflussen. „Wind ist fast das Schlimmste. Dann wirbelt es den Staub auf.“ Er habe sich dann immer wieder die Augen reiben müssen, während die anderen einfach weitergearbeitet hätten. „Da gewöhnt man sich dran“, sagte Dominik Eigenmann. Die Hitze an Sommertagen erschwere zwar nach drei Lehrjahren die Arbeit immer noch, aber auch daran gewöhne man sich. Einen Sonnenbrand bekomme er kaum noch.

 

Wertvolle Erfahrungen

Er würde so einen Tausch jedem empfehlen, sagt Andrin Scherrer. Aber er merke auch, dass er sich mit der Lehre auf der Bank für den richtigen Beruf entschieden habe. Da müsse man weniger herumtragen und komme selten ins Schwitzen. Und Maurer Dominik Eigenmann stellt fest, dass im Büro zwar ebenfalls viel interessante Arbeit anfalle, man aber viel sitze und selten an die frische Luft komme. Beide können den Erfahrungen in der anderen Branche viel abgewinnen, sind aber glücklich, dass sie ihren beruflichen Weg gewählt haben.