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02.05.2024

Der Traum von der Frühpensionierung ist ausgeträumt

  • Umfrage von Raiffeisen zeigt, dass sich nur wenige aktiv auf ihre Pensionierung vorbereiten
  • Viele möchten vor dem Referenzalter in Pension gehen, tun es aber nicht
  • Je älter die Befragten, desto besser kennen sie das Schweizer Vorsorgesystem
  • Wer sich heute ein Eigenheim kauft, nutzt mehrheitlich Vorsorgegelder für die Finanzierung

St.Gallen, 2. Mai 2024. Eine repräsentative Umfrage von Raiffeisen bei Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren zeigt: Die Schweizer Bevölkerung hat bei der Pensionsplanung Nachholbedarf. Viele setzen sich zu spät oder zu wenig konkret mit dem Thema Ruhestand auseinander. Auch kurz vor der Pensionierung sind die Wenigsten gut auf den dritten Lebensabschnitt vorbereitet. Das hat Konsequenzen: Eine Frühpensionierung lässt sich ohne rechtzeitige Planung und ohne die entsprechenden Massnahmen nur selten realisieren.

 

Nachholbedarf bei der Pensionsplanung

Die Mehrheit der unter 40-Jährigen geht davon aus, dass das Referenzalter bei ihrer Pensionierung bei über 65 Jahren liegen wird. Jede vierte 20- bis 29-jährige befragte Person rechnet gar mit einem Referenzalter von über 70 Jahren. Der Wunsch nach einer Frühpensionierung ist gross. 57 Prozent aller Befragten zwischen 18 und 59 Jahren möchten sich vor dem offiziellen Referenzalter aus dem Arbeitsleben zurückziehen. Weniger als ein Fünftel aller nicht-pensionierten Befragten hat die Frühpensionierung tatsächlich auch konkret vorausgeplant, Männer doppelt so oft wie Frauen. Von den 50- bis 59-Jährigen Nicht-Pensionierten hat gemäss eigenen Angaben nur knapp die Hälfte ihren genauen Pensionierungszeitpunkt vorausgeplant. Erst 22 Prozent dieser Altersgruppe haben entschieden, wie sie aus dem Berufsleben ausscheiden möchten – von heute auf morgen oder schrittweise über mehrere Jahre. Die Hälfte der nicht-pensionierten über 60-Jährigen kann zudem nicht abschätzen, welche Einnahmen ihnen nach dem Austritt aus dem Erwerbsleben zur Verfügung stehen. Über die erwarteten Ausgaben sind sich gut 70 Prozent nicht im Klaren – obwohl sie für das Budget genauso wichtig sind. Viele Erwerbstätige glauben, dass diese nach der Pensionierung zurückgehen. Gemäss Umfrage ein Trugschluss – denn die Kosten bleiben in der Regel konstant und liegen im Mittel bei etwa 4’000 Franken im Monat.

 

Grössere Wissenslücken bei den Jungen

Die Umfrage zeigt, dass bei Detailfragen zum Drei-Säulen-System grosse Wissenslücken bestehen – bei Jüngeren mehr als bei Befragten, die kurz vor der Pensionierung stehen. Viele Erwerbstätige sind sich nicht bewusst, dass bereits ein oder zwei Jahre früher in Pension zu gehen eine kostspielige Angelegenheit ist und man zwischen 58 und 65 Jahren erfahrungsgemäss noch etwa einen Drittel der gesamten Pensionskassengelder anspart. Eine Frühpensionierung ist in der Regel nur realisierbar, wenn ausreichend Vermögen vorhanden ist, mit dem die entstehende Einkommenslücke geschlossen werden kann. Gemäss der Umfrage legen allerdings nur 25 Prozent der 50- bis 59-Jährigen gezielt Geld für die Frühpensionierung zur Seite. Weiter zeigt die Umfrage, dass rund ein Drittel der unter 30-Jährigen nicht weiss, dass auch Nichterwerbstätige wie etwa Studierende spätestens am 1. Januar nach ihrem 20. Geburtstag in die AHV einzahlen müssen. Noch weniger bekannt ist die Bedeutung der Anzahl Beitragsjahre für die spätere Rentenberechnung oder die Tatsache, dass fehlende Beiträge nur innert fünf Jahren kompensiert werden können. Sehr vielen Befragten ist zudem nicht bewusst, dass die AHV-Rente automatisch der Inflation angepasst wird. Bei den unter 60-jährigen weiss das nur gut die Hälfte. Bei der 2. Säule weiss die Mehrheit der unter 40-Jährigen nicht, wie die Rente genau berechnet wird und dass diese – im Gegensatz zur 1. Säule – nicht automatisch der Teuerung angeglichen wird. Am geringsten ist bei den Befragten das Detailwissen zur 3. Säule. So wissen 47 Prozent der unter 30-jährigen nicht, dass sie versäumte Einzahlungen in die Säule 3a nicht nachholen können und verpassen dadurch den frühzeitigen Vermögensaufbau.

 

Hälfte aller Eigenheimkäufe wird durch Vorsorgegelder mitfinanziert

Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden ist gross. 42 Prozent der 30- bis 39-Jährigen sparen explizit für ein Eigenheim. Die meisten kaufen, bauen oder erben ihr Haus oder ihre Wohnung zwischen 30 und 59 Jahren. Die in den letzten Jahrzehnten in der Schweiz stark gestiegenen Preise für Wohneigentum haben sich auf die Art der Finanzierung ausgewirkt. So zeigt die Umfrage, dass knapp die Hälfte der Personen, die in den letzten vier Jahren ein Haus oder eine Wohnung erworben haben, dafür Vorsorgegelder aus der 2. und/oder 3. Säule eingesetzt hat. Betrachtet man sämtliche befragten Wohneigentümer – also auch diejenigen, die ihr Wohneigentum vor dem Jahr 2020 gekauft haben – liegt dieser Wert bei etwas mehr als einem Drittel.

 

Über die Umfrage

Für die Umfrage «Pensionierung: Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander» hat Raiffeisen Schweiz vom 23. Februar bis zum 5. März 2024 1'535 Personen aus der Schweizer Bevölkerung im Alter von 18 bis 79 Jahren mittels geschichteter Zufallsstichprobe aus dem Intervista Online-Panel befragt. Die Repräsentativität der Stichprobe ist aufgrund der Panelqualität als hoch zu bewerten, wobei wie bei allen Online-Befragungen eine Verzerrung hin zu einem höheren Bildungsniveau und stärkerer Online-Aktivität besteht. Insbesondere das höhere Bildungsniveau dürfte zu höheren Werten bei Einkommens- und Vermögensfragen führen. Die Objektivität ist hoch einzustufen, da die Daten mittels standardisiertem Fragebogen erhoben und statistisch ausgewertet wurden. In der Umfrage werden nur signifikante Unterschiede (95%-Konfidenzniveau) ausgewiesen. Die Methodik der Querschnittsbefragung eignet sich gut, um ein Bild über das Wissen, die Einstellungen und das Empfinden der Schweizer Bevölkerung zu gewinnen. Kausale Aussagen hingegen sind nicht möglich.