KMU Mittelstandstudie 2021: Wo stehen Schweizer KMU?

Drucken

Wie beurteilen exportorientierte Schweizer KMU die aktuelle wirtschaftliche Lage? Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf ihr Geschäft und wie sehen ihre Perspektiven aus? Diese und weitere Fragen beantwortet die KMU Mittelstandstudie 2021. Erfahren Sie, welches die zentralen Erkenntnisse der Studie sind und wie diese aus Expertensicht eingeschätzt werden.
 

Die wichtigsten Erkenntnisse der KMU Mittelstandstudie

Matthias Weibel, Geschäftsführer Raiffeisen Unternehmerzentrum RUZ, fasst die wichtigsten Erkenntnisse der KMU Mittelstandstudie zusammen und ordnet diese ein.

1. Schweizer KMU trotzen der Krise

Die Schweizer Wirtschaft hat sich überraschend schnell von der Coronakrise erholt. Obwohl gerade international tätige Unternehmen erhebliche Umsatzeinbussen durch die Pandemie befürchteten, blickt ein Grossteil der befragten KMU heute auf ein solides Geschäftsjahr zurück: So konnte fast die Hälfte der Firmen den Umsatz in den vergangenen zwölf Monaten steigern. 

Lediglich 35 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, stark bis sehr stark von der Pandemie getroffen worden zu sein. Zum Vergleich: Im Frühjahr 2020 befürchteten noch rund 60 Prozent der befragten KMU einschneidende Auswirkungen. Heute geht die Hälfte der Studienteilnehmer davon aus, dass die Pandemie lediglich kurz- bis mittelfristige Auswirkungen hat.

 

Wie stark ist Ihr Unternehmen momentan von der COVID-19-Krise betroffen?

Auswirkungen Covid-19 auf KMU

Rund ein Drittel der Befragten Exportunternehmen berichtet von einem Umsatzrückgang im Auslandgeschäft. Die negative Entwicklung im Exportgeschäft spiegelt sich auch in den Finanzierungsaktivitäten: Nur rund 27 Prozent der befragten Firmen geben an, sich in den letzten zwölf Monaten aktiv nach Exportfinanzierungsangeboten erkundigt zu haben. Gleichzeitig zeigt sich jedoch ein höherer Absicherungsbedarf: Bankgarantien zur Absicherung von Exportgeschäften haben im Vergleich zum Vorjahr an Bedeutung gewonnen.

 

2. Unternehmen blicken optimistischer in die Zukunft als im Vorjahr

Etwa zwei Drittel der befragten KMU beurteilen ihre wirtschaftliche Lage momentan als gut bis sehr gut. Damit ist auch der Optimismus über die mittelfristigen Entwicklungsmöglichkeiten zurückgekehrt. Die Hälfte der KMU rechnet in den nächsten zwölf Monaten mit guten bis sehr guten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Vor diesem positiven Hintergrund erwarten 68 Prozent der KMU steigende Umsätze für diese Periode.

Das zeigt: Die Betriebe blicken wieder deutlich optimistischer in die Zukunft als im Frühjahr 2020 – interessanterweise sogar noch positiver als im Jahr 2019. Damals kam es nach mehreren Boomjahren zu leichten konjunkturellen Anpassungen.

 

Wie beurteilen Sie die zukünftige Wirtschaftslage Ihres Unternehmens in den nächsten 3 Jahren?

Zukünftige Wirtschaftslage

Schauen wir noch etwas weiter in die Zukunft, zeigt sich, dass bei den befragten KMU Optimismus zurückkehrt. Drei Viertel der Befragten schätzen ihre wirtschaftliche Lage auch in drei Jahren als gut bis sehr gut ein. Dies entspricht fast dem Allzeithoch von 2018, wie die Datenreihe der KMU Mittellandstudie zeigt. Das markiert eine klare Trendwende, nachdem das Vertrauen in die Zukunft in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken war. 

Diese Befragung wurde jedoch noch vor dem Scheitern des Rahmenabkommens durchgeführt. Die Stimmungslage wäre womöglich heute etwas schlechter.

 

3. Digitalisierung bleibt das Topthema

Mit Blick auf die Zukunft gibt es auch zahlreiche Herausforderungen, mit denen Schweizer KMU umgehen müssen. Die grösste Herausforderung ist nach wie vor die Digitalisierung und die damit verbundenen Sicherheitsrisiken, berichten die befragten Firmen. Digitale Technologien sind für die Studienteilnehmer noch wichtiger geworden, um langfristig wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben.

 

Welche Bedeutung haben die folgenden Faktoren in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung Ihres Unternehmens?

Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung

Neben digitalen Themen zählen nach dem Pandemie-Jahr globale Gesundheitsrisiken für die befragten KMU zu den grössten Risiken im Hinblick auf den eigenen Erfolg. Diese Einschätzung spiegelt sich auch in den Konjunkturrisiken mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten. Ebenfalls besorgt sind die Unternehmen über die steigenden Rohstoffpreise und die damit verbundenen Veränderungen in der globalen Wertschöpfungskette. 

 

4. Unternehmenskultur gewinnt an Bedeutung

Die Corona-Pandemie hat den Unternehmen einiges an Flexibilität abverlangt. Dabei haben sich auch die Formen der Zusammenarbeit und der Kundeninteraktion verändert. Gleichzeitig rückte die Digitalisierung weiter in den Vordergrund. Diese Entwicklung bleibt für die Unternehmenskultur nicht ohne Folgen. 

 

Welchen Beitrag leistet Ihre Unternehmenskultur zum Erfolg des Unternehmens? 

Einfluss Unternehmenskultur auf wirtschaftlichen Erfolg

Mehr als zwei Drittel der befragten KMU sind denn auch der Ansicht, das Thema Unternehmenskultur habe an Bedeutung gewonnen. Fast ebenso viele beurteilen den Beitrag der Kultur zum Erfolg des Unternehmens als hoch bis sehr hoch. 

58 Prozent der befragten Firmen geben an, ihre Unternehmenskultur zielgerichtet zu verändern. Im Fokus stehen vor allem qualitative Ziele wie ein verbessertes Aussenbild des Betriebs, erhöhte Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit sowie die Differenzierung von Wettbewerbern. Die wichtigsten Massnahmen dabei sind eine regelmässige Managementkommunikation sowie die Sensibilisierung und die Schulung der Mitarbeitenden.

Mit Blick auf die Zukunft fühlen sich Schweizer KMU in Sachen Unternehmenskultur gut gerüstet. Die grosse Mehrheit beurteilt sich selbst als kunden-, mitarbeiter- und leistungsorientiert. Gleichzeitig unterstreichen viele ihre langfristige Ausrichtung und ihren Fokus auf Beständigkeit. Dieser Fokus und eine starke kulturelle Basis erklären, warum nur wenige Unternehmen ihre Kultur in den letzten Jahren signifikant verändert haben.

 

5. Sorgen um Beziehungen zum Handelspartner EU

Geht es um die politischen Rahmenbedingungen, so sind auch in der vierten Ausgabe der KMU Mittelstandstudie die Beziehungen zur Europäischen Union das dringlichste Thema auf der Agenda. Dieser Punkt hat im Vergleich zum Vorjahr noch an Bedeutung gewonnen – und dies, obwohl das Scheitern des Rahmenabkommens mit der EU erst nach Abschluss der Befragung bekannt wurde. Die Forderung, die Beziehungen zu Brüssel auf ein solides Fundament zu stellen, dürfte heute also umso dringlicher sein. Bundesrat und Parlament sind angehalten, eine neue Lösung zu erarbeiten. 

 

Welchen wichtigsten Themen sollte sich der Bundesrat in den nächsten zwölf Monaten widmen?

Relevanz politische Themen

An zweiter Stelle auf der politischen Agenda der KMU steht der Abbau bürokratischer Hemmnisse. Kleine und mittlere Unternehmen haben oft nicht die Ressourcen, sich mit der Vielzahl von regulatorischen Anforderungen, zum Beispiel im Datenschutz, auseinanderzusetzen. Weiter zugenommen hat auch das Bedürfnis nach Investitionen in die digitale Infrastruktur und weiteren Abschlüssen von Freihandelsabkommen.

 

Durchführung der Studie

Die KMU Mittelstandstudie von Raiffeisen, dem Raiffeisen Unternehmerzentrum RUZ und swiss export misst regelmässig den Puls der kleinen und mittleren Schweizer Betriebe. Rund 120 international tätige Unternehmen haben einen umfassenden Fragekatalog zur wirtschaftlichen Lage beantwortet. Die Umfrage wurde noch vor dem Scheitern des Rahmenabkommens durchgeführt.

Download Mittelstandstudie 2021

Weitere Erkenntnisse und Einordnungen finden Sie in der vollständigen Studie.

Jetzt KMU Mittelstandstudie 2021 herunterladen (PDF, 1.7MB)