Umfrage: Nur Wenige schützen ihr Vermögen vor der Inflation

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23.04.2024

Umfrage: Nur Wenige schützen ihr Vermögen vor der Inflation

  • Eine Bevölkerungsumfrage zeigt, dass die Inflation die Bevölkerung weiterhin beschäftigt
  • Wer ein monatliches Budget aufstellt, nimmt die Inflation stärker wahr
  • Ausgaben werden eingeschränkt, kaum Massnahmen auf Vermögensseite
  • Die Befragten überschätzen die tatsächliche Preisentwicklung

St.Gallen, 23. April 2024. Nach Jahren mit kaum steigenden Preisen war die Teuerung seit 2021 auch in der Schweiz wieder deutlich spürbar. In der Spitze im Jahr 2022 lag die Inflationsrate bei 3,5 Prozent. Inzwischen ist die Inflation zwar in den Zielbereich der Schweizerischen Nationalbank von null bis zwei Prozent gesunken. Eine repräsentative Umfrage der Schweizer Bevölkerung von Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren zeigt aber, dass die Teuerung die Bevölkerung weiterhin beschäftigt. Viele Menschen schränken ihre Ausgaben ein und die meisten sind sich bewusst, dass ihr Geld laufend an Wert verliert. Trotzdem schützt nur ein kleiner Teil der Bevölkerung sein Vermögen vor der Teuerung.

 

Wer sein Budget plant, nimmt die Teuerung stärker wahr

Die Schweizer Bevölkerung spürte die Inflation 2023 bei verschiedenen Ausgabenposten deutlich. Am stärksten wurde die Teuerung bei den Krankenkassenprämien empfunden, gefolgt von den Kosten für Energie und Haushaltsunterhalt, Nahrungsmittel und Verkehr. Über alle Ausgabenposten hinweg nahmen die Schweizerinnen und Schweizer die Inflation 2023 deutlich wahr: Auf einer Skala von 1 (= überhaupt nicht stark) bis 7 (= sehr stark) nennen sie im Schnitt einen Wert von 4,4. Die Bandbreite der individuellen Wahrnehmung ist jedoch gross. Wie stark eine Person die Teuerung erlebt, hängt vor allem von drei Faktoren ab: Erstens von der Ausgabenkontrolle. Plant jemand seine monatlichen Ausgaben, wird die Teuerung stärker wahrgenommen als ohne Budget. Zweitens vom Sparbetrag, der Ende Monat übrigbleibt. Je höher dieser ist, desto weniger fühlt man sich von der Inflation betroffen. Und drittens von der Vermögenssituation. Je vermögender eine Person ist, umso schwächer erlebt sie die Teuerung. Das gilt speziell ab einem Vermögen von mehr als 200‘000 Franken. Nicht unter den Top 3 der Faktoren, die das Inflations-Empfinden beeinflussen, ist das Einkommen. Dennoch spüren Haushalte mit einem Einkommen von weniger als 5’000 Franken pro Monat die Inflation besonders stark. Dies gilt umso mehr, da der Sparbetrag – der zweitwichtigste Einflussfaktor – stark vom Einkommen abhängig ist.

 

Inflation trifft tiefe Einkommen doppelt

Die Inflation trifft Menschen mit tiefen Einkommen doppelt, jetzt und in Zukunft. Die meisten Menschen mit einem monatlichen Haushaltseinkommen unter 5‘000 Franken konnten 2023 höchstens 500 Franken pro Monat sparen. Bei den meisten Menschen mit einem Einkommen zwischen 8‘000 und 12‘000 Franken war der Sparbetrag doppelt so hoch. Personen mit tieferen Löhnen verfügen also über weniger Mittel, um beispielsweise in die 3. Säule einzuzahlen und sich fürs Alter abzusichern. Für Personen mit geringem Einkommen ist die Erstellung eines Haushaltsbudgets ein Weg, um monatlich mehr für Unvorhergesehenes oder die private Vorsorge auf der Seite zu haben. Die Befragung zeigt, dass, wer bis zu 5‘000 Franken verdient und ein Budget führt, mehr in die private Vorsorge einzahlt als jemand ohne Budget.

 

Aktiv bei den Ausgaben, passiv beim Vermögen

Um die Teuerung abzufedern, trat die überwiegende Mehrheit der Schweizer Bevölkerung 2023 auf die Ausgabenbremse. Gespart wurde vor allem bei Restaurants und Hotels, Nahrungsmitteln sowie Freizeit und Kultur. Nur knapp ein Viertel der Befragten veränderte ihr Konsumverhalten nicht. Je nach Alter und Geschlecht sparte die Schweizer Bevölkerung an verschiedenen Orten. Je älter die Befragten waren, desto häufiger verzichteten sie beispielsweise auf Restaurantbesuche und Hotelübernachtungen. Passiver verhielten sich die Befragten auf der Vermögensseite: 41 Prozent der befragten Personen haben keine Schritte unternommen, um die Inflation auszugleichen und planen es auch in Zukunft nicht. Insbesondere Menschen mit Vermögen bis 250'000 Franken bleiben untätig. Immerhin 24 Prozent der Befragten möchten weitere Gelder als Inflationsschutz in Anlagen verschieben, 17 Prozent vom Privat- auf das Sparkonto. 7 Prozent wollen eine Immobilie kaufen, 3 Prozent Gold.

 

Die Bevölkerung überschätzt die mittelfristige Preisentwicklung

87 Prozent der Befragten weiss gemäss eigenen Angaben, was Inflation ist und welche Konsequenzen die Teuerung hat. Zudem sind sich 97 Prozent der Bevölkerung bewusst, dass die Preise 2023 weiter gestiegen sind. Dabei zeigt sich jedoch, dass die subjektive Wahrnehmung deutlich von der effektiven Teuerung abweicht. Die Befragten schätzten die Inflation 2023 auf durchschnittlich 2,6 Prozent. Tatsächlich lag die Inflationsrate 2023 im Schnitt nur bei 2,1 Prozent. Auch die Schätzungen für die Jahre 2020 und 2021 liegen deutlich über den tatsächlichen Inflationsraten. Dabei fällt auf, dass die Preissenkungen aus dem Jahr 2020 im kollektiven Gedächtnis nicht präsent sind. Auf lange Sicht ist die Schere zwischen der Einschätzung der Bevölkerung und der Realität hingegen nicht vorhanden: Die Mehrheit schätzt die Preisentwicklung eines 100-Franken-Warenkorbs seit 1990 relativ gut ein: Die Befragten schätzen den heutigen Wert im Durchschnitt auf 152 Franken. Der Warenkorb kostet am Landesindex der Konsumentenpreise gemessen heute 147 Franken.

 

Über die Umfrage

Für die Umfrage «Inflation in der Schweiz: So erlebt die Bevölkerung die Teuerung» wurden vom 22. Januar bis zum 1. Februar 2024 n=1'015 Personen aus der Schweizer Bevölkerung im Alter von 18 bis 79 Jahren mittels geschichteter Zufallsstichprobe aus dem Intervista Online-Panel befragt. Die Repräsentativität der Stichprobe ist aufgrund der Panelqualität als hoch zu bewerten, wobei wie bei allen Online-Befragungen eine Verzerrung hin zu einem höheren Bildungsniveau und stärkerer online-Aktivität besteht. Die Objektivität ist als hoch einzustufen, da die Daten mittels standardisiertem Fragebogen erhoben und statistisch ausgewertet wurden. Es werden nur signifikante (95%-Konfidenzniveau) Unterschiede ausgewiesen. Die Methodik der Querschnittsbefragung eignet sich gut, um ein Bild über das Wissen, die Einstellungen und das Empfinden der Schweizer Bevölkerung zu gewinnen. Kausale Aussagen hingegen sind nicht möglich.