ISO 20022 ist weder ein neues Sportlergetränk noch eine neue Methode, nach der moderne Häuser mit optimal wärmegedämmten Fassaden gebaut werden. Doch um was geht es bei der Migration auf ISO 20022 und warum wurde der Zahlungsverkehr umgestellt? Wir haben die wichtigsten Fragen rund um den neuen Standard im Schweizer Zahlungsverkehr für Sie zusammengefasst!
ISO 20022 ist der internationale Standard auf Basis von XML-Meldungen (Extensible Markup Language) für den elektronischen Datenaustausch in der Finanzbranche. Er spielt weltweit und insbesondere in Europa und damit in der Schweiz eine immer wichtigere Rolle. Der Schweizer Finanzplatz hat diesen nutzbringenden Standard eingeführt und so den Zahlungsverkehr vereinfacht und einen Höheren Automatisierungsgrad der Zahlungsprozesse erreicht. Das herkömmliche DTA-File wurde in diesem Zusammenhang per 30.06.2018 durch die pain.001 Meldung nach dem ISO 20022 Standard abgelöst.
Die Harmonisierung umfasst folgende Bereiche:
Überweisungen
Anzeigen & Kontoauszüge
Einzahlungsscheine
Lastschriften
Welche Vorteile bringt ISO 20022?
Überweisungen
Ein Format. Der pain.001 gilt für Banken und PostFinance. Die bisherigen Formate DTA (bei Banken) und EZAG (bei PostFinance) gibt es nicht mehr.
Sicher. Zu jedem pain.001-Auftrag wird eine Statusmeldung (pain.002) zurückgegeben. Der pain.002 enthält Informationen über den Status der übermittelten pain.001 Aufträge sowie Details zu Fehlern, Warnungen oder Korrekturen. Statusmeldungen können automatisiert weiterverarbeitet werden.
Zusätzliche Instruktionen, wie z.B. der Anzeigensteuerung oder Verbuchung können direkt im pain.001 mitgegeben werden.
End-to-End Identifikation. Mit der End-to-End Identifikation kann ein Zahler der Zahlung eine eindeutige Kennung mitgeben. Dies erleichtert die Erkennung und schnellere Verarbeitung bei Rückleitungen und hilft bei Zahlungsnachforschungen.
IBAN. Durch die ausschliessliche Verwendung der Kontonummer im IBAN-Format und deren Überprüfung auf Ihre formelle Korrektheit (Prüfzifferberechnung) können Fehler minimiert und die Straight-Through-Processing-Rate (STP-Rate) erhöht werden.
Anzeigen & Auszüge
Mehr Informationen. Auch Anzeigen und Auszüge sind im ISO 20022-Standard erhältlich. Es handelt sich um die so genannten Cash Management Nachrichten (camt). Sie enthalten deutlich mehr Informationen als die herkömmlichen Meldungen.
Effizient. Durch Standardisierte Geschäftsvorfall-Codes (Bank Transaction Codes) können camt-Meldungen automatisiert Weiterverarbeitet werden.
QR-Rechnung. Die heutigen Einzahlungsscheine werden durch die QR-Rechnung ersetzt
Einfach. Eine QR-Rechnung benötigt kein spezielles Papier/Formular. Sie können die QR-Rechnung mit einfachem Papier selber drucken
Digital. Der QR-Code enthält alle Informationen zur Zahlung. Der Zahler kann ganz einfach mit einem Lesegerät oder Smartphone die Zahlungsinformationen auslesen und an die Bank zur Zahlung senden. Die Erfassung des Zahlungsempfängers entfällt.
Die «pain»-Meldungen haben das bisherige DTA-Format im Rahmen der Harmonisierung des Zahlungsverkehrs abgelöst. Zu jedem eingelieferten Zahlungsauftrag «pain.001» wird eine standardisierte Statusmeldung «pain.002» geliefert. Sie erhalten damit Informationen über den Status der übermittelten Aufträge sowie Details zu Fehlern oder Korrekturen.
Elektronische Anzeigen/Auszüge
Mit der Harmonisierung des Zahlungsverkehrs wurden auch die elektronischen Anzeigen und Auszüge auf den ISO20022-Standard gebracht. Dies sind «camt.052» (Intraday Kontoauszug); «camt.053» (End of Day Kontoauszug), «camt.054» (Gutschrift- und Belastungsanzeigen). Bei optimaler Nutzung und Anpassung der Infrastruktur auf ISO 20022 können so die gesamten Vorteile von ISO 20022 ausgeschöpft werden.
Kontonummer / IBAN
Falsche oder unvollständige Kontonummern sind der Hauptgrund für Abklärungen oder gar Rückweisungen von Zahlungen. Die IBAN (International Bank Account Number) dient der einfachen Identifikation der Konto und Bankverbindung des Zahlungsempfängers. Eine Prüfziffer verhindert die Erfassung falscher oder unvollständiger Kontonummern.
Weltweit haben bereits 70 Länder ihre IBAN Struktur festgelegt. In Europa ist die IBAN bei Zahlungen in Euro in den SEPA-Raum (SEPA-Zahlungen) bereits heute Pflicht. Seit vielen Jahren unterstützen die Schweizer Finanzinstitute die IBAN auch im nationalen Zahlungsverkehr. Sie haben sich verpflichtet, die proprietären Kontonummern im nationalen Zahlungsverkehr spätestens bis 2020 durch die IBAN vollständig abzulösen. Daher empfiehlt es sich die Stammdaten in den Zahlungs- und Buchhaltungssystemen bereits jetzt auf IBAN umzustellen.
QR-Rechnung
Die roten und orangen Einzahlungsscheine werden abgelöst durch einen Beleg mit digital lesbaren QR-Code, der alle Daten für die Zahlung beinhaltet. Die neue Lösung heisst QR-Rechnung und vereinfacht für Unternehmen und Konsumenten die Handhabung von Rechnungen und Zahlungen. Unternehmen können die QR-Rechnung selber drucken und der Rechnungsempfänger kann seine Zahlungen mit wenigen Klicks über ein Smartphone oder andere Lesegeräte auslösen. Alle für die Zahlung notwendigen Informationen sind auch ohne technische Hilfsmittel lesbar. Zahlungen am Postschalter oder auf dem Postweg sind nach wie vor möglich und die Daten können auch weiterhin im E-Banking manuell eingegeben werden.
E-Rechnung
Immer mehr Rechnungssteller erkennen die Vorteile der E-Rechnung. Sei es die sichere papierlose Übermittlung an den Rechnungsempfänger, wie auch die Zahlungsauslösung mit ein paar wenigen Klicks. Um die Vorteile noch besser nutzen zu können wird die E-Rechnung Infrastruktur zurzeit verbessert und optimiert.
Lastschriftverfahren
Mit dem Lastschriftverfahren können Sie den Zahlungseingang für periodische Rechnungsstellungen terminieren und Ihre Liquiditätsplanung verbessern. Im Zuge der Harmonisierung des Zahlungsverkehrs beabsichtigt der Finanzplatz Schweiz die Funktionalitäten der unterschiedlichen Lastschriftverfahren der Banken und PostFinance in eine Marktlösung abzubilden. So können Unternehmen noch mehr von einfachen und automatisierten Prozessen profitieren.
SEPA-Zahlung
Mit der Einführung von SEPA in Europa hat sich ein für die Schweiz wichtiger Zahlungsverkehrsraum dem weltweiten Standard für Zahlungen (ISO 20022) angeschlossen. Zur Sicherstellung der Interoperabilität im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr hat der Schweizer Finanzplatz seinerseits ebenfalls auf ISO 20022 umgestellt.
Wissenswertes rund um den Zahlungsverkehr
Weltweit vernetzt Über ein Fünftel der getätigten Kundenzahlungen in der Höhe von 6’946 Mrd. Franken sind grenzüberschreitend. Insgesamt wurden 2015 rund 1’500 Milliarden ins Ausland respektive in die Schweiz überwiesen, davon über ein Drittel in Euro.
SEPA für Europa Der Euro-Zahlungsraum SEPA umfasst 34 Länder, darunter die Schweiz und Liechtenstein. Alle EU-Staaten haben ihre nationalen Zahlungssysteme im August 2014 auf SEPA und damit verbunden auf ISO 20022 umgestellt.
Hochleistungsfähig Das Schweizer Zahlungssystem gehört zu den sichersten und schnellsten der Welt. Um den Vorsprung zu halten, wird auf der Basis von ISO 20022 weiter automatisiert.
Systemrelevant Der Zahlungsverkehr ist für die Schweiz gleichbedeutend wie die Wasser- oder Stromversorgung, wird aber privatwirtschaftlich erbracht.
Rückgrat Eine jederzeit reibungslos funktionierende Zahlungsinfrastruktur ist die Basis für das wirtschaftliche Zusammenleben und das Rückgrat der Schweizer Volkswirtschaft.
Wirtschaftsrelevant Die Zahlungssysteme unterstützen alle nationalen und internationalen Geschäftsvorgänge und tragen so wesentlich zur gesamten Wirtschaftsleistung der Schweiz bei.
Digitaltrend Der Trend in Richtung digitales Zahlen wird sich mit ISO 20022, der elektronischen Rechnungsstellung und dem neuen QR-Code in den nächsten Jahren beschleunigen.
Ersparnis Eine vom Finanzplatz Schweiz in Auftrag gegebene Studie des Beratungsunternehmens Deloitte zeigt, dass nach erfolgter Systemumstellung die jährlichen Prozess- und Kapitalkosten 271 Mio. Franken tiefer ausfallen als heute.