Anlageklasse im Fokus: Aktien

Viele Aktienindizes haben zuletzt Allzeithöchst erreicht. Ein baldiges Ende der Pandemie sowie eine starke Konjunktur- und Gewinnerholung sind weitestgehend eingepreist. Die Zeit für erste Gewinnmitnahmen ist gekommen.

Luftige Bewertungen limitieren das weitere Kurspotenzial

An den Aktienmärkten herrscht Euphorie. Der Börsencrash im Zuge der Corona-Pandemie im März 2020 ist längst vergessen. Fast täglich erreichen die Aktienindizes neue Allzeithöchst. Es spiegelt sich darin die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie und damit einhergehend eine entsprechend starke Erholung der Weltkonjunktur sowie der Unternehmensgewinne. Reichlich Unterstützung gibt es dabei von der anhaltend expansiven Geld- und Fiskalpolitik. Die Kehrseite der Medaille liegt beim starken Anstieg der Bewertungen. Hohe Bewertungen alleine sind zwar kein Zeichen einer unmittelbar anstehenden Korrektur. Sollten die hohen Erwartungen aber enttäuscht werden, kann es rasch zu Rücksetzern an den Börsen kommen. 

Kursgewinnverhältnis (KGV) des MSCI World Index

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Es sind aber nicht nur die hohen Bewertungen, welche zur Vorsicht mahnen. Es gibt derzeit etliche Anzeichen einer hohen Spekulationsbereitschaft. Ein Beispiel dafür ist der Boom von neuen Finanzvehikeln, insbesondere der sogenannten Special Purpose Acquisition Companys (SPAC). Dabei investieren Anleger in ein Anlagegefäss, ohne zu wissen was dahinter steckt. Man kauft quasi die Katze im Sack. Allein in diesem Jahr wurden bisher mehr als 300 SPACs mit einem Gesamtvolumen von über 100 Milliarden US-Dollar lanciert. Ein anderes Beispiel ist das Phänomen der wachsenden Online-Community von Kleinanlegern, welche sich auf Plattformen wie Reddit zusammengeschlossen hat. Die Zocker kaufen – losgelöst von fundamentalen Bewertungen – Aktien und treiben gemeinsam die Kurse in die Höhe. Das Paradebeispiel war GameStop. Die Aktie der maroden Einzelhandelskette für Computerspiele stieg im Januar um sagenhafte 1'625%. Letztlich handelt es sich dabei um Nebenwirkungen der extrem expansiven Geldpolitik. Liquidität ist im Überfluss vorhanden und fliesst mehrheitlich in die Finanzmärkte. Auch die in den USA giesskannenmässig verteilten Checks in der Höhe von 1'400 US-Dollar wurden teilweise direkt an den Börsen investiert. 

Zunehmende Sorglosigkeit – Anleger setzen auf weiter steigende Kurse

Es sind aber nicht nur diese Entwicklungen, welche für Irritationen sorgen. Viele Stimmungsindikatoren haben Extremwerte erreicht. Ein Indikator für die zunehmende Sorglosigkeit ist das Put/Call-Verhältnis. Sind die Anleger nervös und rechnen mit sinkenden Kursen, werden mehr Put- als Call-Optionen gekauft. Die Kennzahl steigt entsprechend an. Aktuell findet jedoch das Gegenteil statt: Die Mehrheit der Anleger spekuliert auf steigende Kurse und entsprechend hat das Verhältnis jüngst einen neuen Tiefstand erreicht.

All diese Entwicklungen mahnen zur Vorsicht. Auch die saisonalen Muster sprechen für eine Verschnaufpause an den Aktienmärkten. Ganz im Sinne der Börsenweisheit «Sell-in-May» haben wir taktisch die Aktienquote reduziert und einen Teil der Gewinne realisiert. 

CBOE Aktien Put / Call-Verhältnis

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office