Auf Höchstständen ins neue Jahr

11.01.2021

Auf Höchstständen ins neue Jahr

Finanz_Ecke_Hochstaenden

2020 stand ganz im Zeichen des Coronvirus. Dennoch dürfen Börsianer auf ein erfreuliches Anlagejahr zurückschauen. Der Dezember glänzte gar mit Rekordhochs. Angesichts des Roll-outs der Corona-Impfstoffe ist für 2021 etwas Optimismus nicht verkehrt. Die Volatilität an den Märkten dürfte allerdings weiter erhöht bleiben. 

Der traditionell positive Börsenmonat Dezember machte einmal mehr seinem Ruf alle Ehre. So verzeichnete der S&P 500 Index einen Monatsgewinn von 3,7 Prozent und kletterte damit zu Silvester auf ein Allzeithoch bei 3.756 Punkten. Ebenso markierte der deutsche Dax einen Rekordwert bei 13.790 Punkten. Und auch für den Schweizer Aktienmarkt ging es im Dezember nach oben. Der Swiss Performance Index (SPI) legte um über 300 Punkte (+2,5 Prozent) zu. Damit verfehlte er seinen Höchststand aus dem vergangenen Februar nur knapp. Nicht minder erfreulich gestaltete sich der Jahreswechsel in vielen anderen Vermögensklassen für die Anleger. So verzeichneten etwa Rohöl der Marke Brent (+ 8,9 Prozent) und Gold (+6,8 Prozent) ebenfalls deutliche Monatsgewinne. Dem von starken Schwankungen geprägten Bitcoin gelang zum neuen Jahr gar der Sprung über die Marke von 30.000 US-Dollar (+70,3 Prozent) – zu Anfang Dezember lag er noch bei 18.870 US-Dollar: So viel war die Kryptowährung in ihrer Geschichte noch nie wert. 

Optimismus breitet sich aus
Hauptverantwortlich für den von Höchstständen geprägten Dezember war die aufkeimende Hoffnung an den Finanzmärkten. In vielen Ländern wurden die ersten Impfstoffe gegen das Coronavirus zugelassen, den Regierungen steht damit im Kampf gegen die Pandemie erstmals eine echte Waffe zur Verfügung. In Grossbritannien, den USA, Deutschland aber auch der Schweiz wurden bereits vor Heiligabend die ersten Impfdosen verabreicht. Israel legte gar einen regelrechten Impfturbo ein. Dort haben zum Jahreswechsel bereits über 10 Prozent der Bevölkerung die erste Portion der Corona-Vakzine erhalten. Sollten keine Komplikationen – etwa ernstzunehmende Nebenwirkungen beim Impfstoff oder eine Mutation des Virus, welche die Wirksamkeit des Impfstoffes aufhebt – auftreten, so darf im Verlauf des Jahres 2021 mit Lockerungen der Eindämmungsmassnahmen sowie einer spürbaren Erholung der Weltwirtschaft gerechnet werden. Dies sorgte bei den Marktteilnehmern mit Blick auf das neue Jahr für Optimismus und kurbelte die Kauflaune an den Börsen an. So lag etwa der Bull/Bear Index, welcher das Verhältnis zwischen Optimisten («Bullen») und Pessimisten («Bären») an der US-Börse misst, den ganzen Dezember deutlich über eins: Die «Bullen» hatten somit die Oberhand.

Gute Nachrichten gab es zudem von der Brexit-Front. Kurz vor Jahreswechsel einigten sich die Europäische Union (EU) und Grossbritannien auf ein Handelsabkommen. Dieses regelt neben dem Warenverkehr in der Post-Brexit-Zeit, auch Bereiche wie Staatssubventionen, Luft- und Strassenverkehr oder soziale Sicherung. Damit ist zuletzt ein weiterer Unsicherheitsfaktor weggefallen. Der Effekt auf die Finanzmärkte war indessen eher marginal, da viele Marktteilnehmer einen Last-Minute-Deal bereits eingepreist hatten. Zudem bleiben trotz des umfangreichen Vertragswerkes zahlreiche Fragen ungeregelt und müssen daher in Zukunft nachverhandelt werden.

Fokus auf Qualität
Trotz der anlaufenden Corona-Impfungen dürften noch einige Monate verstreichen, bis die Pandemie unter Kontrolle ist. Zum einen muss die Impfstoff-Produktion hochgefahren werden. Zum anderen fehlt vielerorts noch die für die Massenimpfungen notwendige Infrastruktur. Zudem dürfte es auch noch einiges an Aufklärungsarbeit benötigen, um eine breite Impfakzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen. Angesichts dieser «Stolpersteine» auf dem Weg zurück zur Normalität dürfte 2021 die Volatilität an den Aktienmärkten unverändert erhöht bleiben. Die globale Verschuldung wird aufgrund der Corona-Massnahmen weiter zunehmen. Bei Investitionen sollte deshalb der Fokus verstärkt auf Qualität gelegt werden. Auf der Aktienseite empfehlen wir Titel mit gesunden Bilanzen, soliden Geschäftsmodellen und Preissetzungsmacht. Bei den Obligationen bevorzugen wir «Investment Grade» Schuldner. Breite Diversifikation und ein langfristiger Anlagehorizont bleiben zudem das A und O einer erfolgreichen Anlagestrategie.

Marcel Crameri
Leiter Vermögensberatung Raiffeisenbank Siggenthal-Würenlingen