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Die Börse zeigt sich gut gelaunt
Die Aktienmärkte steuern auf ein überdurchschnittliches Jahr zu. Trotz der positiven Stimmung ziehen an den Börsen aber zunehmend dunklere Wolken auf.
Fast 100'000 Franken kostet das Kilogramm Gold mittlerweile. Ein Kursanstieg von beinahe 30 Prozent seit Anfang Jahr. Damit setzt das gelbe Edelmetall seinen Rekordlauf auch im September fort und ist einmal mehr die erfolgreichste Anlageklasse. In US-Dollar, der eigentlichen Handelswährung von Gold, liegt der Aufschlag gar bei 47 Prozent.
Dennoch ist die Freude nicht ungebrochen, denn die starke Nachfrage ist gleichzeitig Ausdruck von Unsicherheiten. Dazu gehören die Angst vor einem erneuten Aufflackern der Inflation, die geopolitischen Unsicherheiten und nicht zuletzt die Stilllegung der US-Bundesbehörden (Government Shutdown) seit dem 1. Oktober. Trotz der positiven Entwicklung halten wir an unserem starken Übergewicht in Gold fest und haben unsere Prognose im September von 3'600 US-Dollar pro Unze auf 4'000 Dollar erhöht.
Entspannte Anleger
Die Börsen neigen indes dazu, die Risiken an den Börsen vorerst auszublenden. So befindet sich die Volatilität, ein Gradmesser für die Angst der Anlegerinnen und Anleger, auf einem sehr niedrigen Niveau und auch die Nachfrage nach Portfolioabsicherungen ist gering. Gleichzeitig notieren viele Aktienmärkte seit Anfang Jahr satt im Plus, eine grosse Zahl verbuchen zweistellige Zuwächse und steuern damit nach drei Quartalen auf ein überdurchschnittliches Aktienjahr zu.
Das Nachsehen hatte im September die Schweizer Börse. Der Swiss Market Index (SMI) verlor 0,6 Prozent. Positiv entwickelten sich dagegen Europa und die USA. Der Euro Stoxx 50 verteuerte sich um 3,4 Prozent, der amerikanische S&P 500 legte 3,6 Prozent zu und der technologielastige Nasdaq gewann dank der starken Entwicklung der «Glorreichen Sieben» (Apple, Amazon, Alphabet, Meta, Microsoft, Nvidia, Tesla) gar 5,6 Prozent. Als Treiber entpuppten sich einmal mehr die Fantasien rund um das Thema Künstliche Intelligenz. Sogar am ersten Tag des Shutdown legten die US-Börsen zu.
Gefragte iPhones
Besonders herausgestochen sind dabei die Valoren des Elektroautobauers Tesla, die sich um einen Drittel verteuerten. Die Aktien der Google Mutter Alphabet gewannen 14 Prozent und eine starke Nachfrage nach den neuen iPhone Modellen bescherte den Titeln von Apple ein Plus von knapp 10 Prozent. Das entspricht einem Anstieg der Marktkapitalisierung von über 300 Milliarden Dollar, mehr als die gesamte Marktkapitalisierung des SMI-Schwergewichts Roche.
Weniger euphorisch beurteilen die Anlegerinnen und Anleger den US-Dollar. Dieser ist im September gegenüber dem Schweizer Franken zwischenzeitlich auf ein Rekordtief von 0,78 gefallen. Auf Monatssicht resultiert ein Verlust von 0,5 Prozent. Damit summiert sich das Minus seit Anfang Jahr auf gut 12 Prozent.
Dollar hat das Nachsehen
Auch wenn der Dollar derzeit etwas überverkauft scheint, rechnen wir im kommenden Quartal nur mit einer moderaten Gegenbewegung. Das hat verschiedene Gründe. Neben der konjunkturellen Verlangsamung rechnen wir bis Ende Jahr noch mit einer weiteren Zinssenkung der US-Notenbank Fed, was den Zinsvorteil des Greenback reduziert und weiteren Druck auf die Währung ausüben könnte. Grund für die erwartete Lockerung der Gelpolitik ist die Verlagerung des Fokus der Fed von der Bekämpfung der Inflation hin zur Stützung des Arbeitsmarktes. Wie schmal der Grat der Fed ist, zeigt sich denn auch an der Teuerung. Diese hält sich hartnäckig bei aktuell 2,9 Prozent. Das ist deutlich über dem Zielwert von 2 Prozent und spricht eigentlich gegen weitere Zinssenkungen.
Eine stabile Entwicklung zeigte im September der Euro gegenüber dem Schweizer Franken. Das ist aufgrund der Regierungskrise in Frankreich erstaunlich. Investoren scheinen die Schwierigkeiten länderspezifisch einzustufen, denn die Kreditkosten Frankreichs gehören mittlerweile zu den höchsten im ganzen Euroraum. Mit Blick auf den Schweizer Franken unterstreicht das einmal mehr, dass er seiner Rolle als sicherer Hafen gerecht wird.
Marcel Crameri
Leiter Vermögensberatung Raiffeisenbank Siggenthal-Würenlingen