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11.11.2025

Launischer Oktober

Finanz Ecke Nov


Die Aktienmärkte setzen ihre Aufwärtsbewegung fort. Zugleich zieht temporär die Volatilität an. Die Drittquartalszahlen der Unternehmen offenbaren derweil Licht und Schatten. Grosse Enttäuschungen bleiben aber aus.

Die Schweizer Börse zeigte sich im Oktober so wie das Wetter: unentschlossen. Bis zur Monatsmitte zogen die Kurse kräftig an, nur um dann wegen der Unsicherheiten und der schleppenden Konjunkturentwicklung einen Teil der Gewinne wieder abzugeben. Unter dem Strich resultierte für den Swiss Market Index (SMI) ein Monatsplus von einem Prozent. Gefragt waren vor allem die Papiere des Computerzubehörherstellers Logitech sowie der Baustoffspezialisten Amrize und Holcim, die von guten Quartalsergebnissen profitierten. Zu Gewinnmitnahmen kam es bei den Pharma-Schwergewichten Novartis und Roche. Die Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte der Baustoffproduzent Sika. Entsprechend standen die Valoren unter Abgabedruck. Generell ist die Berichtssaison von Licht und Schatten, aber keinen grossen Enttäuschungen geprägt. Bei vielen exportorientierten Firmen schlägt sich die Frankenstärke in den Zahlen nieder. Zugleich kommen die US-Handelszölle wegen Vorzieheffekten noch nicht vollständig zum Tragen.

Deutlich höher fielen die Kursgewinne im Oktober beim EURO STOXX 50 (+2,4%) sowie der US-Technologiebörse Nasdaq (+4,8%) aus. Letztere wurde einmal mehr von dem Hype um das Thema Künstliche Intelligenz getrieben. Im Zuge dessen stieg die Marktkapitalisierung des Halbleiterspezialisten Nvidia über die Marke von 5'000 Milliarden US-Dollar, jene des Softwaregiganten Microsoft und des iPhone-Herstellers Apple über 4'000 Milliarden US-Dollar. Damit sind diese Unternehmen währungsbereinigt nun fast 3- respektive 2,5-fach so schwer wie der gesamte SMI.

Goldpreis fährt Achterbahn
Nach einem rasanten Kursanstieg in Richtung 4'400 US-Dollar pro Unze zu Monatsauftakt, hat der Goldpreis in der zweiten Oktoberhälfte eine kleine Verschnaufpause eingelegt. Im Zuge dessen verzeichnete das Edelmetall mit

-5,3 Prozent den grössten Tagesverlust seit fünf Jahren. Trotz dieser Kurskorrektur verabschiedete es sich mit einem Plus von fast 4 Prozent aus dem Oktober. Seit Anfang Jahr notiert Gold damit als beste Anlageklasse rund 50 Prozent höher. Grundsätzlich sind wir dem Edelmetall gegenüber weiterhin positiv eingestellt. Im Sinne einer antizyklischen Anlagetaktik haben wir aber einen Teil der aufgelaufenen Gewinne realisiert und unsere Goldquote um 1 Prozent auf ein leichtes Übergewicht reduziert.

Zinssenkungszyklus neigt sich dem Ende zu
Mit Blick auf die US-Wirtschaft navigieren die Investoren derzeit weitgehend im Blindflug, denn wegen des herrschenden «Government Shutdowns» werden nur punktuell Konjunkturdaten veröffentlicht. So etwa jene zur Teuerung im September: Die Inflation stieg von 2,9 Prozent auf 3,0 Prozent und damit weniger stark als von den Analysten prognostiziert. Das zeigt, dass die Handelszölle nach wie vor nicht vollständig beim Konsumenten angekommen sind.

Der Arbeitsmarkt in Übersee kühlt sich derweil nach Einschätzung der Notenbank Fed weiter ab. Deshalb hat sie an ihrer Oktober-Sitzung den Leitzins um 25 Basispunkte reduziert. Des Weiteren haben die Währungshüter das Ende des Bilanzabbaus (Quantitative Tightening) verkündet. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat unterdessen trotz der Konjunkturschwäche die Zinsen, wie von uns erwartet, unangetastet gelassen. Damit dürften sich nun beide Notenbanken kurz vor dem Ende ihres jeweiligen Zinssenkungszyklus befinden.

Vorsichtig bleiben, auf Chancen achten
Saisonal erwartet Anleger zum Jahresende hin eine starke Marktphase. Zudem zeichnet sich im Handelsstreit zwischen den USA und China eine leichte Entspannung ab. Während Donald Trump unlängst eine Senkung der Einfuhrzölle versprach, will China weiter seltene Erden exportieren und die sistierten Importe von US-Sojabohnen wieder aufnehmen. Entsprechend präsentierten sich die Aktienmärkte zum Novemberauftakt freundlich. Nichtsdestotrotz ist die geopolitische Lage angespannt: Das geplante Treffen zwischen dem US-Präsidenten und Wladimir Putin wurde abgesagt, und die amerikanische Handelspolitik bleibt unberechenbar. Zudem sind Aktien in vielen Regionen über dem langfristigen Durchschnitt bewertet. Aus diesen Gründen raten wir weiterhin zu einer vorsichtigen Positionierung. Allerdings bietet auch das aktuelle Umfeld Opportunitäten. So haben wir unser taktisches Untergewicht bei Schwellenländeraktien neutralisiert, da diese von dem schwachen Dollar und den tieferen Ölpreisen profitieren dürften.

Marcel Crameri
Leiter Vermögensberatung Raiffeisenbank Siggenthal-Würenlingen