News

05.10.2020

Unsicherheit dominiert

Unsicherheit

Noch verharrt die Arbeitslosigkeit in der Schweiz und Europa auf niedrigem Niveau. Das könnte sich mit auslaufenden Kurzarbeitsprogrammen ändern und sowohl die Wirtschaft, als auch die Börse belasten. 

Der September ist ein schwieriger Monat für Anleger – sagt die Statistik. Im Schnitt verliert der Swiss Market Index (SMI) in dieser Zeit 0,7 Prozent. Dieses Jahr konnte sich der Schweizer Aktienmarkt diesem Trend jedoch entziehen und kletterte 0,5 Prozent. Seit Anfang des Jahres liegt der Index damit 4 Prozent im Minus. Unter Berücksichtigung der Dividenden liegt die Rendite nur noch leicht im negativen Bereich. Der Schweizer Markt machte seinem Ruf als defensiver Markt und sicherer Hafen einmal mehr alle Ehre. Ein anderes Bild vermittelten dagegen die US-Börsen. Die in den Vormonaten als Corona-Gewinner gefeierten Technologieaktien belasteten den breiten Markt. Gewinnmitnahmen drückten die Kurse. Gerade bei den Technologiewerten ist die jüngste Entwicklung aber mit Vorsicht zu geniessen, liegen viele dieser Aktien seit Anfang Jahr immer noch deutlich im Plus. 

Zahlreiche Unsicherheiten
Aufgrund der wieder steigenden Infektionszahlen und der damit drohenden zweiten Welle zeigten sich Anleger zunehmend besorgt. Die Angst vor einem weiteren Lockdown und vor allem den daraus folgenden sozialen und wirtschaftlichen Einschnitten, drückten die Stimmung. Aber nicht nur das: Der anhaltende Handelskrieg zwischen den USA und China, der Ausstieg Grossbritanniens aus der EU ohne Freihandelsabkommen und die bevorstehende Wahl des nächsten US-Präsidenten beeinflussen zunehmend die Stimmung an den Kapitalmärkten. Letztere ging mit dem ersten TV-Duell der beiden Kontrahenten Ende September in die entscheidende Phase. Ein klarer Gewinner ist daraus nicht hervorgegangen, das Rennen gilt als weitgehend offen. Auch wenn die Reaktion der Börse ausblieb, ist mindestens bis zum Ausgang der Wahl mit einer erhöhten Volatilität zu rechnen. Wir bleiben in unseren Portfolios deshalb insgesamt vorsichtig positioniert, sind in Aktien leicht untergewichtet, und bevorzugen innerhalb der Quote den defensiven Schweizer Markt.

In diesem Umfeld spielt der private Konsum eine zentrale Rolle. Trotz der raschen Erholung gilt die wichtigste Stütze der Wirtschaft als fragil. Die Ausgabenfreude droht denn auch von steigender Arbeitslosigkeit abgewürgt zu werden. Diese hängt wie ein Damoklesschwert über der konjunkturellen Erholung. In Europa konnte ein massiver Anstieg bislang dank dem Instrument der Kurzarbeit verhindert werden. Aber wenn diese Programme auslaufen, dürften höhere Arbeitslosenzahlen unausweichlich sein. Mit solchen kämpft bereits heute die USA. Ob sich dort die wirtschaftliche Erholung mit der gleichen Geschwindigkeit fortsetzt, ist fraglich. So sieht die US-Notenbank Fed die Wirtschaft trotz einer spürbaren Erholung noch nicht über den Berg und fordert neue Konjunkturhilfen von der Politik. Im Raum stehen 500 bis 1‘000 Mrd. US-Dollar. Auch die Schweizerische Notenbank will an der lockeren Geldpolitik und den Interventionen am Devisenmarkt festhalten. Das Vorgehen der Nationalbanken verdeutlicht, dass die einzelnen Volkswirtschaften zu schwach sind, um aus eigener Kraft zu wachsen. 

Volatil ins letzte Quartal
Dass diese Ausgangslage Investoren verängstigt, zeigt sich etwa an der Volatilität, also der Schwankungsbreite der Märkte. Sie hat sich seit ihrem Höchststand im März zwar deutlich verringert, bewegt sich aber immer noch auf einem im historischen Vergleich deutlich erhöhten Niveau. Ein klares Zeichen dafür, dass Anleger die Lockerheit aus der Zeit vor der Krise noch nicht zurückgewonnen haben. Trotz Verunsicherung der Anleger, ist der Goldpreis in der zweiten Monatshälfte ebenfalls etwas unter Druck geraten. Das Edelmetall litt unter Gewinnmitnahmen und einem stärkeren US-Dollar. Aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten hielt sich der Rückgang des Goldpreises allerdings in Grenzen. Wir halten an unserer Goldposition fest und empfehlen gar, den Kursrückgang der vergangenen Wochen zu nutzen, um die Position weiter aufzubauen und damit das Portfolio gegen Schwankungen abzusichern. 

Marcel Crameri
Leiter Anlageberatung Raiffeisenbank Siggenthal-Würenlingen