Generation Y und Z – Chance und Herausforderung zugleich

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Yannick Blättler ist Experte für die Generation Z – und führt seine eigene Beratungsfirma. Was ist dran am Vorwurf, dass junge Generationen nicht zum Unternehmertum taugen? Nicht viel, wie sich im Gespräch mit ihm zeigt.

 

«Echte Unternehmer gibt es heute gar nicht mehr.» Stimmt das?

Yannick Blättler: Nein, da muss ich widersprechen. Ich habe das Vorurteil zwar auch schon gehört. Und es ist nichts neues, dass der jüngeren Generation mit Skepsis oder Ablehnung begegnet wird. Aber ich kenne wahnsinnig viele junge Leute, die sehr motiviert ein Projekt führen – sei das ein profitorientiertes Unternehmen oder ein NGO/NPO – und sich 80 oder 90 Stunden pro Woche mit Herzblut dieser Sache widmen.

 

Was lockt die jungen Generationen ins Unternehmertum, was schreckt sie ab?

Y. B.: Etwas aufzubauen und eine Vision weiterzuentwickeln ist der Reiz des Unternehmertums – auch für die jüngeren Generationen. Junge Generationen haben aber die Tendenz, dass alles schnell gehen muss, sofort verfügbar und flexibel sein soll. Das bringt natürlich Konfliktpotenzial mit sich, da einem ein eigenes Unternehmen nicht sehr viel Flexibilität gibt. Man ist zwar sein eigener Chef, aber gleichzeitig auch extrem gebunden und kann nicht einfach so mal ein paar Monate auf Reisen gehen. Es braucht Disziplin, Ausdauer, Durchhaltewillen. Das schreckt sicher ein paar Leute ab.

 

Wo besteht Konfliktpotenzial, wenn ältere und jüngere Generationen im Arbeitsalltag aufeinandertreffen?

Y. B.: Ich will nicht pauschalisieren, aber was ich häufig höre: «Ich habe den ‘Jungen’ in den Betrieb geholt, er soll dereinst das Geschäft übernehmen. Aber der macht jetzt alles ganz anders!» Dabei sollte das nicht überraschen: Jüngere Generationen sind in der Schule oder in der Lehre mit anderen Führungsstilen konfrontiert worden. Es geht nicht mehr um Autorität, sondern um Partizipation, Motivation und Wohlbefinden. Hinzu kommen neue Werkzeuge wie Social Media und weitere digitale Plattformen. Die Generation Z beispielsweise ist damit aufgewachsen und setzt diese Tools intuitiv ein. In einem Unternehmen heisst das, dass Geschäftsmodelle anders gedacht werden, dass die Kommunikation mit Kunden neue Kanäle findet, dass man sich als Unternehmen und Arbeitgeber anders vermarktet. Das kommt nicht bei allen «Seniorchefs» gut an.

 

Wie kann man Konflikte vermeiden oder lösen?

Y. B.: Es reicht nicht, wenn Menschen unterschiedlicher Generationen lediglich unter demselben Dach arbeiten. Es braucht einen aktiven, offenen und ungefilterten Austausch. Ich rate daher: Findet ein eigenes Format, setzt euch zum Beispiel einmal im Monat generationenübergreifend zusammen und berichtet einander, was eure Generationen beschäftigt – sei das nun der letzte virale TikTok-Hit, der Markt für Eigentumswohnungen, Altersvorsorge oder Ferien für Golden Ager. Auf die Unternehmensführung angewendet: Stellt euch die Frage, was neue Herangehensweisen für das Unternehmen bedeuten und entwickelt dabei ein gemeinsames Chancen-/Risiken-Bild. 

 

Sprechen wir von den Chancen: Was bringen jüngere Generationen einem Unternehmen?

Y. B.: Ihr digitales Know-how ist häufig besser. Sie denken Digitalisierung gesamtheitlicher. Sie haben oft kreativere Ansätze und gehen leichter mit verschiedenen Medien um. Sie kennen neue Werkzeuge, um mit Lieferanten zu interagieren und Kunden zu akquirieren. Das alles bringt ein Unternehmen weiter. So können etablierte Firmen mithalten und ihre Position in einem sich rasch wandelnden Umfeld behaupten.

 

Wird das in der Schweiz schon wertgeschätzt?

Y. B.: In der Schweiz ist man noch ziemlich zurückhaltend. Ich höre bei meinen Vorträgen zum Thema immer wieder kritische Stimmen von älteren Unternehmern. Dabei müssen Vertreter älterer Generation gewiss nicht immer alles gut finden, was jüngere Generationen in ein Unternehmen tragen. Aber sie müssen sich damit auseinandersetzen, es verstehen und die Chancen und Risiken kennen. Denn es sind ja nicht nur Mitarbeiter und Führungskräfte von morgen, die so ticken – sondern auch die nächste Kundengeneration.

 

Ist das vielleicht eines der Probleme: Jüngere Generationen sind als Konsumenten gefragt, nicht aber als Führungskräfte? 

Y. B.: Das hat was. Wir wollen die jungen Leute erreichen und ihnen etwas verkaufen. Aber wir sind nicht so offen, das auch in der Arbeitswelt umzusetzen, weil das einen persönlichen Wandel, ein persönliches Umdenken erfordern würde. Wenn ich sehe, dass nationale oder gar globale Marken beispielsweise keinen Instagram-Account haben und sich TikTok nicht heruntergeladen haben, dann frage ich mich schon, was die eigentlich machen … Das ist eure nächste Kundengeneration! Ihr müsste ja nicht Profis sein, aber ladet euch das herunter, testet es und überlegt euch, wie ihr es einsetzen könnt. Ob man das gut oder schlecht findet, spielt gar keine Rolle. Schlussendlich ist die jüngere Generation sowieso am längeren Hebel.

Yannick Blättler, Gründer und Inhaber von Neoviso
Yannick Blättler, Gründer und Inhaber von Neoviso

Yannick Blättler, Jahrgang 1993, ist Gründer und Inhaber von Neoviso. Die Firma berät andere Unternehmen hinsichtlich Strategie und Marketing mit Fokus auf die Generation Z. Blättler hat Betriebswirtschaft an der Universität Zürich studiert und einen Master in Business Innovation von der Universität St. Gallen. 

Generation wie nochmal?!