Herr Bentzen, was sind aktive Anlageziel-Fonds und wozu dienen sie?
Anlageziel-Fonds haben, wie ihr Name andeutet, ein vorgegebenes Anlageziel, dem eine bestimmte Strategie zu Grunde liegt. Deshalb sind sie auch unter dem Begriff Strategie-Fonds geläufig. Aktiv heisst, dass die Portfolios stets flexibel dem sich ändernden Marktumfeld angepasst werden. Aktive Anlageziel-Fonds eignen sich als Kern eines Anleger-Portfolios, weil sie in sich selbst über mehrere Anlageklassen diversifiziert sind. Aus der Palette der Raiffeisen Futura Fonds fallen der Strategy Invest und der Pension Invest in diese Kategorie. Der Strategy Invest dient als Kernanlage für praktisch alle Lebenslagen. Der Pension Invest ist in erster Linie für die gebundene Vorsorge in der Säule 3a gedacht, steht aber auch offen für das freie Vermögen in der Säule 3b.
Worin investiert der Strategy Invest?
Der Strategy Invest investiert innerhalb seines nachhaltigen Futura-Anlageuniversums in kurzfristige Geldmarkt-Anlagen, Staats-, Unternehmens-, Hochzins- und Schwellenländer-Obligationen, Aktien, Gold und Schweizer Immobilien. In Frage kommen nur ausgesuchte Wertpapiere von gewissenhaft geprüften Schuldnern und Unternehmen mit überdurchschnittlicher Nachhaltigkeits- und einwandfreier Finanzqualität.
Was ist beim Pension Invest anders?
Der Pension Invest unterliegt als Vorsorgelösung den Anlagerichtlinien der Schweizer Berufsvorsorge, welche Investitionen in riskantere oder nicht immer sofort handelbare Anlagen beschränkt. Deshalb investiert der Pension Invest weder in Gold noch Immobilien, sondern innerhalb seines nachhaltigen Futura-Anlageuniversums nur in kurzfristige Geldmarkt-Anlagen, Staats- und Unternehmensobligationen ohne Hochzins- und Schwellenländer-Papiere, sowie in Aktien.
Welcher der beiden aktiven Anlageziel-Fonds ist die bessere Wahl?
Dies muss jeder Anleger für sich selbst entscheiden. Dabei gilt zu berücksichtigen, worauf er mit seiner Investition abzielt, wie lange er sein Geld arbeiten lassen will und wieviel Risiko er dabei eingehen kann. Sowohl der Strategy Invest als auch der Pension Invest bieten vier Strategien mit unterschiedlich grossen Aktienanteilen zur Auswahl. Je grösser dieser ist, desto mehr Renditepotenzial, aber auch mehr Risiko birgt die Strategie, da Aktienkurse bekanntlich kräftig schwanken können. Je grösser das Aktien-Engagement, desto länger sollte der Zeitraum sein, über den der Anleger zu investieren plant. Denn in der Regel glätten sich Wertschwankungen im Lauf der Zeit. Allzu schmerzliche Verluste möglichst zu vermeiden, ist gerade auch für die Vorsorge wichtig. Deshalb sollte, wer beim Pension Invest einen höheren Aktien-Anteil bevorzugt, noch einige Jahre bis zur Pensionierung vor sich haben. Wer mittelfristig investieren und nur wenig Risiko eingehen möchte, wählt am besten die «Yield»-Strategie. Wer bei mittelfristigem Anlagehorizont zu etwas mehr Risiko bereit ist, kann sich auch für die «Balanced»-Strategie entscheiden. Wer langfristig anzulegen gedenkt und ein erhöhtes Risiko zu tragen bereit ist, dem steht auch die «Growth»-Strategie als Möglichkeit offen. Wer einen langfristigen Anlagehorizont und eine hohe Risikobereitschaft mitbringt, kann auch die «Equity»-Strategie wählen.
Wie gross sind die Aktienanteile der einzelnen Strategien?
Sowohl beim Strategy Invest als auch beim Pension Invest beträgt der Anteil an Aktien im Portfolio im langfristigen Durchschnitt 25% für «Yield», 45% für «Balanced» und 65% für «Growth». Einzig für «Equity» sind die Anteile verschieden: Beim Strategy Invest machen Aktien im langfristigen Durchschnitt 85% des Portfolios aus, beim Pension Invest 95%.
Wie kommen die verschiedenen Portfolios zustande?
Hierzu durchlaufen drei Partner einen strikten Anlageprozess mit drei Phasen: In Phase 1 legt die Bewertungsagentur Inrate das nachhaltige Futura-Anlageuniversum fest. In Phase 2 bestimmt das Raiffeisen Chief Investment Office (CIO) im Einklang mit seinen Einschätzungen der Finanzmärkte das taktische Gewicht jeder Anlageklasse. In Phase 3 fülle ich diese Gewichte mit jenen Einzeltiteln auf, die mich in finanzieller Hinsicht am meisten überzeugen.
Wie entscheiden Sie das?
Grundlage für meine Titelauswahl innerhalb des Futura-Universums sind meine ausgiebigen fundamentalen und quantitativen Analysen. Hierbei unterstützt mich das Quantitative Investments Team von Vontobel, dem ich angehöre. Wir setzen auch Spitzentechnologie ein, um in der immensen Menge relevanter Daten aus der Vergangenheit Muster zu erkennen, die Anhaltspunkte für künftige Entwicklungen der Märkte und Unternehmen geben können. Ausserdem setze ich einige finanzielle Qualitätskriterien zwingend voraus. Dazu zählen eine solide Bilanz ohne ausufernde Verschuldung, eine kompetente Führung, die eine langfristige Strategie verfolgt und die Mittel der Aktionäre und Gläubiger sinnvoll einsetzt, ein krisenerprobtes Geschäftsmodell, eine Spitzenposition in der jeweiligen Branche dank innovativen Produkten und Dienstleistungen sowie seit geraumer Zeit solide Umsätze und Gewinne mit ungebrochenen Wachstumsperspektiven.
Setzen Sie bestimmte Schwerpunkte?
Bei Obligationen favorisiere ich Schuldner mit solider Kreditqualität und Papiere mit attraktiven Renditen. Viele von diesen handeln derzeit unter ihrem Nennwert und bieten somit interessantes Aufholpotenzial bis zum Ende ihrer Laufzeit. Bei Aktien bevorzuge ich Titel von Unternehmen, die nach meinem Ermessen stark am strukturellen Wachstum aus dem technologischen Wandel teilhaben dürften. In den Bereichen Elektrifizierung und Automatisierung finde ich zum Beispiel ABB als technologisch führenden Innovator der Industriebranche vielversprechend. In der Informationstechnologie gefällt mir der weltweit grösste und führende Software-Entwickler Microsoft gut, vor allem angesichts seines starken Wachstums in den Sparten Cloud Computing, Cyber-Sicherheit und Künstliche Intelligenz. Sowohl in den USA als auch in der Eurozone und der Schweiz zeigt der Trend der Unternehmensgewinne weiterhin nach oben, was mich optimistisch stimmt.
Wie sind die Portfolios aktuell ausgerichtet?
Grundsätzlich diversifiziere ich alle Portfolios weltweit, um nirgendwo zu viel Risiko anzuhäufen und gleichzeitig mehr Renditepotenzial zu schaffen. Jene der «Equity»-Strategien zum Beispiel enthalten Aktien von über 100 Unternehmen verschiedenster Branchen und Länder. Weil in der Weltwirtschaft und -politik und davon abhängig auch an den Finanzmärkten nach wie vor viel Unsicherheit herrscht, mische ich schon seit längerem Qualitäts- und Wachstumstitel aus sogenannt defensiven und zyklischen Branchen in ausgewogenem Verhältnis. Defensive Branchen, zum Beispiel Konsumgüter und Gesundheit, sind in der Regel weniger anfällig für eine Konjunkturabschwächung, da die zugehörigen Produkte und Dienstleistungen immer gebraucht werden. Zyklische Branchen, etwa Technologie oder Finanz, profitieren normalerweise stärker von einer Konjunkturerholung. Indem ich beide Branchen-Typen in den Portfolios berücksichtige, sind sie für jedwede Entwicklungsrichtung gerüstet.
Welchen Tipp geben Sie Anlegern, die noch unschlüssig sind?
Der Anlageerfolg hängt massgeblich von gut informierten Investitionsentscheiden mit Weitblick ab. Solche zu fällen gelingt besser, wenn man sich auskennt mit den Finanzmärkten, deren Wechselwirkungen mit der Wirtschaft und Politik rund um den Globus sowie den zahlreichen zusätzlich zu berücksichtigenden Einflussfaktoren. Der Aufwand für das genaue Beobachten des täglichen Weltgeschehens und das eingehende Analysieren auf makroökonomischer und Unternehmensebene sollte nicht unterschätzt werden. Ausserdem sind Disziplin und Durchhaltevermögen gefragt, um bei ausgeprägteren Marktschwankungen nicht gleich zu verzweifeln und die Flinte ins Korn zu werfen. Wer sich all dies nicht zutraut, kann es durch eine Investition in die aktiven Raiffeisen Futura Anlageziel-Fonds getrost mir überlassen. Der Pension Invest ist seit über zehn Jahren in meiner Obhut, der Strategy Invest seit 2021, nachdem er im Zug einer Neuausrichtung den bewährten Anlageprozess des Pension Invest übernommen hatte. So gesehen spielt es keine Rolle, ob die Wahl auf den Strategy Invest oder den Pension Invest fällt. Wichtig ist aber, sich eine Strategie auszusuchen, die zum eigenen Anleger-Profil passt. Wer dies dann in einen Fonds-Sparplan integriert, muss auch nicht mehr hin und her überlegen, wann und wie oft er Fondsanteile kaufen soll und erwirbt diese über die Zeit sogar zum geglätteten Durchschnittspreis.