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06.01.2022

Anlageausblick 2022: Zeichen stehen auf Normalisierung

  • Nach robuster Konjunktur- und Gewinnerholung wird die Wachstumsdynamik 2022 nachlassen.
  • Aufgrund hartnäckig hoher Inflation ist von einer restriktiveren Geldpolitik und leicht steigenden Kapitalmarktzinsen auszugehen. 
  • Portfoliorenditen dürften in diesem Jahr moderater ausfallen.
     

St.Gallen, 6. Januar 2022. Das Jahr 2022 steht im Zeichen einer wirtschaftlichen Normalisierung. «Nach der starken Erholung im vergangenen Jahr wird die Konjunkturdynamik abnehmen. Dennoch bleibt das globale Wachstum insgesamt robust», sagt Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer (CIO) von Raiffeisen Schweiz. Raiffeisen rechnet für die Weltwirtschaft mit einem Wachstum von 3,9 Prozent, dies nach einem Plus von über 5,5 Prozent im vergangenen Jahr. In der Schweiz dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,5 Prozent steigen. 

Die Inflation bleibt auch 2022 ein brisantes Thema. Sowohl für die USA als auch Europa rechnet Raiffeisen mit Teuerungsraten, die über den Zielwerten der Notenbanken liegen. Dies prägt die Geldpolitik. «Aufgrund der hartnäckig hohen Inflation wird die Geldpolitik zunehmend restriktiver. Die US-Notenbank Fed wird nach Beendigung des Anleihekaufprogramms in der zweiten Jahreshälfte die Leitzinsen anheben», meint Geissbühler.

 

Steigende Zinsen als Gegenwind für Anleihen

Mit dem Beginn des Zinserhöhungszyklus dürfte sich in den USA die Zinskurve um rund 50 Basispunkte nach oben verschieben. Dies impliziert einen Zinsanstieg bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen in Richtung zwei Prozent. Beim Schweizer Pendant, den sogenannten zehnjährigen Eidgenossen, geht Raiffeisen von einem Renditeanstieg von aktuell Minus 0,2 Prozent auf 0,1 Prozent aus. «Steigende Zinsen bedeuten Kursverluste bei den Anleihen. Aus einer reinen Renditeperspektive bleiben Obligationen daher unattraktiv», sagt Geissbühler. Einzig aus Diversifikations- und Risikoüberlegungen behalten Anleihen eine gewisse Berechtigung in einem breit diversifizierten Portfolio.

 

Titelselektion und Dividenden im Fokus

Aufgrund des positiven Wirtschaftswachstums werden Unternehmen ihre Umsätze 2022 abermals steigern können. Allerdings lassen sich die rekordhohen Gewinnmargen wegen steigenden Lohnkosten und Produzentenpreisen kaum weiter ausweiten. «Global erwarten wir ein Gewinnwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich – solide, aber deutlich weniger als die gut 30 Prozent des vergangenen Jahres. Hinzu kommt, dass die von uns prognostizierten leicht steigenden Zinsen zu einer moderaten Bewertungskontraktion bei Aktien führen dürften», meint Geissbühler. Unter dem Strich bedeutet dies eher bescheidene Kursgewinne auf Indexebene. Dadurch rücken zwei Aspekte in den Vordergrund: Einerseits die Titelselektion, andererseits die Dividenden. Beide werden 2022 an Bedeutung gewinnen. Raiffeisen empfiehlt dividendenstarke Titel von Unternehmen mit Preissetzungsmacht. Solche Unternehmen lassen sich vor allem im Schweizer Aktienmarkt finden, der weiterhin präferiert wird. Opportunistisch sieht Raiffeisen zudem Chancen in den Schwellenländern. Nach der deutlich schwächeren Entwicklung im vergangenen Jahr sind deren Aktien attraktiv bewertet.   

Geissbühler empfiehlt, generell den Fokus auf Sachwertanlagen zu legen. Dazu gehören auch Schweizer Immobilienfonds. «Die Angebots-Nachfrage-Situation spricht für einen robusten Immobilienmarkt und stabile Preise. Hinzu kommen Ausschüttungsrenditen von gut zwei Prozent, die im Vergleich zu den Schweizer Franken Anleiherenditen attraktiv sind.» 

Gold bleibt aus Diversifikationsgründen ebenfalls interessant. Die Realzinsen werden zwar leicht ansteigen, bleiben aber aufgrund der hohen Inflation im negativen Bereich. Zudem bietet das gelbe Edelmetall eine gute Absicherung vor unerwarteten Ereignissen. Denn sowohl die Corona-Pandemie als auch die geopolitischen Entwicklungen bleiben unberechenbar.

 

Moderatere Portfoliorenditen

Für 2022 sollten sich Anlegerinnen und Anleger insgesamt auf etwas tiefere Portfoliorenditen einstellen. Mit einem ausgewogenen Portfolio konnte man in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich rund 6,5 Prozent pro Jahr verdienen. Aufgrund der hohen Bewertungen und der Aussicht auf steigende Zinsen sind für die kommenden Jahre Portfoliorenditen von drei bis vier Prozent realistischer. Dies ist allerdings kein Grund, um nicht investiert zu sein. «Denn Geld auf dem Konto liegen zu lassen und damit einen laufenden Kaufkraftverlust hinzunehmen, ist auch 2022 keine vielversprechende Alternative», so das Fazit von Matthias Geissbühler.