Anlageklasse im Fokus: Obligationen

Risiko- und Laufzeitenprämie sind stark zurückgekommen. Wer also grössere Risiken in Kauf nimmt, wird dafür nur noch geringfügig entschädigt. Dennoch können Obligationen im Portfolio sinnvoll sein.

Renditechancen im Anleihenbereich sind davongeschmolzen

Risikoscheue Anleger kaufen Obligationen, möglichst sichere. Entschädigt werden sie mit dem risikolosen Zinssatz – so lautet die Theorie. Wegen den seit Jahren negativen Zinsen sind Investoren zunehmend gefordert. Die Möglichkeiten, sich in dieser Anlageklasse eine Rendite zu sichern, sind begrenzt. Laufzeit, Qualität oder eine andere Währung sind mögliche Stellschrauben. Aber Vorsicht, dahinter lauern Gefahren, denn Rendite und Risiko gehen Hand in Hand. Je länger sich ein Anleger bindet, umso höher ist der Ertrag. Allerdings ist die Überrendite in den vergangenen Jahren förmlich dahingeschmolzen. Das zeigt die Renditedifferenz zwischen 10- und 2-jährigen Anleihen. Lag diese für Schweizer Staatsanleihen vor 10 Jahren noch bei 1.6%, ist sie mittlerweile auf 0.3% geschrumpft. Eine ähnliche Entwicklung verzeichneten US-Staatspapiere, deren Renditedifferenz von 2.7% auf 0.5% sank.  

Zinsdifferenz zwischen 10- und 2-jährigen Staatsanleihen der Schweiz und den USA

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Neben der nur geringen Überrendite bergen lange Laufzeiten ein hohes Kursrisiko, sollten die Zinsen steigen. Dass das trotz Tiefzinsumfeld möglich ist, zeigte sich 2017 und 2018. Nachdem das Band für die US-Leitzinsen über Jahre zwischen 0 und 0.25% fixiert war, kletterten die US-Zinsen in der besagten Periode um insgesamt 1.75%. Das Kursrisiko für den Anleger lässt sich dabei mit einer Faustregel abschätzen: Die Zinsänderung multipliziert mit der Laufzeit gibt einen Anhaltspunkt dafür, wie stark die Kursänderung ausfällt. Bei einer Laufzeit von fünf Jahren führt eine Zinsänderung von lediglich 1% somit zu einer Kurskorrektur von rund 5%. Zu lange Laufzeiten drängen sich somit aus Rendite-Risiko-Überlegungen derzeit nicht auf. 

Auch ein Mehrertrag aufgrund der Fremdwährungen hat sich verflüchtigt. 2010 rentierte eine 10-jährige US-Staatsanleihe mit 3.8% doppelt so hoch wie ihr Schweizer Pendant. Die aktuelle Überrendite liegt zwar noch bei 1.2%, kommt allerdings primär durch die negative Rendite in der Schweiz zustande. Durch Wechselkursschwankungen kann diese höhere Rendite rasch ausradiert werden. Der Kauf einer Fremdwährungsanleihe kommt damit einer  Währungswette gleich. Eine weitere Stellschraube ist die Schuldnerbonität. Je niedriger die Qualität, umso höher die Rendite, aber auch die Ausfallwahrscheinlichkeit. Letztere steigt gerade im Bereich Junk Bonds rasch an und fliesst als Risikoprämie in die Rendite. Aber Vorsicht, denn neben der Rendite haben Obligationen noch eine weitere Aufgabe: Sie sollen ein Portfolio stabilisieren. Das ist auch in einem Niedrigzinsumfeld möglich, aber nur mit qualitativ hochwertigen Obligationen.