Anlageklasse des Monats: Aktien

Die Struktur der Zinskurve ist auch für Aktienanleger von Interesse. In der kurzen Frist gibt sie zwar kein gutes (Verkaufs-)Signal. Mittelfristig trübt sich das Bild nach einer Inversion aus statistischer Sicht aber deutlich ein.

Frühes Warnsignal – Aktien laufen nach Drehung der Zinskurve meist weiter

Keine Rezession ohne (deutliche) Korrektur am Aktienmarkt – dies lehrt der Blick in die Börsengeschichte. Die historisch erwiesene Prognosekraft der US-Zinskurve für einen bevorstehenden Wirtschaftseinbruch ruft daher stets auch den Aktien-Statistikfreund auf den Plan. Dessen Analyse bringt durchaus interessante Tatsachen zu Tage. Kurzfristig ist der Kopfstand der Zinsstruktur nämlich gar nicht so negativ. In der Betrachtung seit den späten 1960er Jahren stand der taktangebende US-Aktienmarkt zwölf Monate nach einer Inversion im Schnitt mehr als 5 % höher.

Durchschnittliche Kursentwicklung des S&P 500- Index vor und nach Zinskurveninversion (seit 1960)

Quelle: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Nur in zwei von sechs Fällen war die Kursentwicklung nach einem Jahr negativ. Im Regime einer leicht positiven Zinskurve zwischen null und 30 Basispunkten – so wie sie derzeit zu beobachten ist – betrug die Performance auf Sicht eines Jahres gar 12 %. Verlängert man den Beobachtungszeitraum, so ändert sich das Bild allerdings deutlich. Drei Jahre nach der Kurvendrehung liegen Aktien statistisch gesehen nämlich nur noch marginal im Plus, was angesichts einer normalisierten jährlichen Performance des US-Aktienmarkts von rund 8 % eine markante Minderrendite darstellt. Doch nicht nur das: Zum schlechtesten Zeitpunkt innerhalb dieser drei Jahre hinkt die Performance der durchschnittlichen Kursentwicklung ganze 40 % hinterher. Ob es auch bei der nächsten «richtigen» Inversion so verheerend wird, bleibt abzuwarten. Abhängig ist dies nicht vorrangig von der Zinskurve, sondern von der Ausprägung der nächsten Rezession.

V-förmige Erholung vollendet – Leitindizes auf Rekordkurs

Soweit der Blick zurück, welcher kurzfristig nicht viel weiterhilft. Für taktische Belange hilfreicher ist hingegen der Blick auf die Preischarts der Aktienmärkte. Diese charttechnische Perspektive offenbart, dass sowohl der amerikanische S&P 500-Index als auch der Swiss Market Index (SMI) ihre Allzeithochs aus dem vergangenen Jahr jüngst um wenige Indexpunkte überwunden haben.

Selbst Anleger, die sich 2018 zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt an diesen Märkten engagiert haben, könnten aktuell ohne Verluste wieder aussteigen. Nun neigt sich das saisonal positive Fenster für Aktien allerdings dem Ende entgegen. Ein «Sell in May» wäre nach den vier positiven ersten Monaten des Jahres gar nicht ungewöhnlich. Daher halten wir taktisch an unserer leicht tieferen Aktienquote fest.

Kursentwicklung SMI und S&P 500, indexiert seit 1.1.2017

Quelle: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office