«Auf einen Blick» – Unsere Sicht auf die Märkte

Deviseninterventionen bleiben für die SNB das Mittel erster Wahl. Nur im Extremfall dürfte sie in den Giftschrank greifen und noch höhere Negativzinsen festsetzen.

Franken unter Aufwertungsdruck

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Marktteilnehmer an ihrer Juli-Sitzung auf weitere geldpolitische Lockerungsmassnahmen vorbereitet und dürfte den Einlagezinssatz im Herbst weiter senken. Dies drückt auf den EUR / CHF-Kurs, welcher zuletzt erstmals seit zwei Jahren kurzzeitig unter die psychologisch wichtige Marke von 1.10 CHF fiel. Das Raiffeisen Anlagekomitee erwartet mittelfristig eine anhaltende Frankenstärke und sieht den Euro in drei Monaten auf einem Niveau von 1.09 CHF beziehungsweise in zwölf Monaten bei 1.06 CHF.

 

Deviseninterventionen bleiben erste Wahl

Die US-Notenbank hat ihren Worten Taten folgen lassen und Ende letzten Monats erstmals seit über zehn Jahren die Leitzinsen gesenkt. Die Finanzmärkte erwarten bis Ende 2020 noch drei weitere Zinsschritte. Wir denken aber, dass die Fed den weiteren Kurs massgeblich von der Konjunkturentwicklung abhängig machen wird. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird nur im Extremfall in den Giftschrank greifen und noch höhere Negativzinsen festsetzen. Deviseninterventionen dürften für die SNB das Mittel erster Wahl bleiben.

 

Dienstleistungen top, Industrie flop

Die Konjunkturvorlaufindikatoren für die Industrie haben sich in den vergangenen Wochen weiter abgeschwächt und deuten für sich allein genommen auf eine bevorstehende Rezession hin. Der sehr robuste Dienstleistungssektor stellt jedoch ein solides Gegengewicht dar. Wir erwarten in den nächsten zwölf Monaten keinen Wachstumseinbruch, sondern sehen für 2020 eine Stabilisierung auf tiefem Niveau.

Licht und Schatten bei den Gewinnen

In der laufenden Berichtssaison gab es von Unternehmen aus zyklischen Branchen wie Chemie oder Automobile zahlreiche Gewinnwarnungen. Defensive Titel überraschten hingegen oft positiv – so auch die Schweizer Schwergewichte Novartis und Nestlé. Unter dem Strich dürften die Unternehmensgewinne im zweiten Quartal – entgegen den Erwartungen der Analysten – erneut ein (knapp) positives Gewinnwachstum zeigen.

 

«Brexit» zurück im Scheinwerferlicht

Mit der Wahl des «Brexit»-Hardliners Boris Johnson zum neuen britischen Premierminister stehen die Vorzeichen im Verhältnis mit der Europäischen Union (EU) mehr denn je auf Konfrontation. Wir rechnen nicht damit, dass die EU gegenüber den Briten nennenswerte Konzessionen machen wird. Das Risiko eines harten «Brexits» steigt unter diesen Voraussetzungen weiter an. An den Finanzmärkten dürften sich die Auswirkungen vorerst weiter in Grenzen halten. Die Hauptlast trägt das immer schwächer werdende britische Pfund.