Bereit für volatile Märkte

Die Finanzmärkte haben das Vorkrisenniveau mittlerweile wieder erreicht. Die Stimmung am Markt ist optimistisch, das Umfeld bleibt nach dem turbulenten letzten Anlagejahr jedoch volatil. Wie sollen sich Anleger jetzt positionieren, um von den aktuellen Opportunitäten profitieren und die langfristige Anlagestrategie weiter konsequent verfolgen zu können?

Krisenstimmung an der Börse längst verflogen

Die Kurse haben sich nach dem Börsencrash im März 2020 erstaunlich rasch erholt. «Die expansive Geldpolitik der Notenbanken, die staatlichen Rettungspakete und die Hoffnungen auf ein Ende der Pandemie verleihen den Finanzmärkten Rückenwind», erklärt Matthias Geissbühler, Anlagechef von Raiffeisen Schweiz.

Doch es gibt nach wie vor Unsicherheiten: Der erneute Lockdown bremst den wirtschaftlichen Aufschwung und die Verschuldung von Staaten und Unternehmen nimmt laufend zu. Verschiedene Titel sind mittlerweile hoch bewertet, allen voran Tech-Aktien. An der Wallstreet lehnten sich Kleinaktionäre kürzlich gegen die Investorenelite auf – Stichwort GameStop. Und mit dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Joe Biden verändert sich die geopolitische Lage.

Zeit für eine Standortbestimmung

In diesem ungewissen Umfeld empfiehlt sich eine Standortbestimmung: «Im Hinblick auf die anhaltend hohe Volatilität sollten Anleger ihr Portfolio jetzt auf Chancen und Risiken prüfen», sagt Matthias Geissbühler. Die letzten zwölf Monate führten vor Augen, worauf es dabei ankommt. Gut durchmischte Portfolios verdauten den Marktstress deutlich besser als einseitig ausgerichtete. «Eine gute Diversifikation ist momentan wichtiger denn je», betont der Anlagechef von Raiffeisen.

Wie wichtig ein ausgewogener Anlagemix ist, zeigt sich an den grossen Performance-Unterschieden: Titel von Tech- oder Medtech-Unternehmen gewannen zum Teil deutlich an Wert. Als krisenresistent erwiesen sich auch viele nachhaltige Anlagen. Demgegenüber mussten konjunkturabhängige Aktien wie jene von Airlines, Freizeit- und Industrieunternehmen oder Erdölgesellschaften Federn lassen.

Klumpenrisiken vermeiden

Mit einer fundierten Analyse des Portfolios können Klumpenrisiken in bestimmten Anlageklassen, Branchen, Sektoren oder auch Regionen aufgedeckt werden. Gleichzeitig lassen sich Korrekturmassnahmen bestimmen und passende Ergänzungen für das Portfolio finden. «In Anbetracht der zunehmenden Unternehmensschulden sollte man konsequent auf Qualität setzen – sprich auf Unternehmen mit einer gesunden Bilanz», sagt Matthias Geissbühler.

Chancen sehen die Anlageexperten von Raiffeisen vor allem auch bei Aktien, die vom «Grünen Deal» der EU profitieren, hinter dessen Zielen mit dem neuen Präsidenten auch die USA wieder stehen. Neben kurzfristigen Covid-19-Rettungspaketen werden nun entsprechende Infrastrukturprogramme mit langfristigem Horizont aufgelegt. Das beflügelt Infrastruktur- sowie Industrietitel aus dem Bereich erneuerbare Energien und spricht grundsätzlich für Investitionen in nachhaltige Anlagen.

Gold und Immobilien bleiben sichere Werte

Obwohl Aktien zurzeit oft als «alternativlos» gepriesen werden, wäre es äusserst riskant, das gesamte Vermögen ausschliesslich in diese Anlageklasse zu investieren. Vielmehr gilt es sich auch bezüglich Anlageklassen möglichst breit aufzustellen. Edelmetalle, Immobilien und Obligationen haben bei den jüngsten Kursrückschlägen an den Aktienmärkten ihre stabilisierende Wirkung erneut unter Beweis gestellt.

Gold ist momentan in doppelter Hinsicht ein sicherer Wert: Sollten die Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Pandemie enttäuscht werden, wird sich die Rolle des Edelmetalls als sicherer Hafen weiter festigen. Bekommen wir das Coronavirus früher in den Griff und hellt sich die Konjunktur rasch auf, ist Gold ein guter Inflationsschutz. Letzteres Szenario ist nicht zu unterschätzen, wie Matthias Geissbühler betont: «Weitere Stimuluspakete könnten das Wirtschaftswachstum rascher als erwartet ankurbeln und so die Teuerung zurückbringen. Der Markt blendet das kurzfristige Inflationsrisiko bisher jedoch komplett aus.»

Attraktiv sind weiter auch Anlagen in Immobilien. Der Immobilienmarkt zeigt sich von der Krise wenig beeindruckt und wird durch das anhaltende Tiefzinsumfeld weiter gestärkt. «Das Schwergewicht sollte dabei auf Wohnliegenschaften liegen. Bei Büroimmobilien sehen wir kaum noch Potenzial», sagt Geissbühler. Chancen bieten insbesondere Schweizer Immobilienfonds, die 2020 rund 8 Prozent zulegen konnten. Mit einer Ausschüttungsrendite von 2,4 Prozent weisen sie einen Aufschlag von rund 3 Prozent gegenüber Staatsanleihen auf – eine entsprechende Umschichtung im Portfolio lohnt sich deshalb weiterhin.

Rebalancing bringt Portfolio ins Lot

Die starken Kursausschläge der letzten zwölf Monate haben in den Portfolios Spuren hinterlassen: Durch die Wertveränderungen der verschiedenen Anlageinstrumente und Aktientitel entspricht die Zusammensetzung vielfach nicht mehr der strategisch angestrebten Asset Allokation. In solchen Fällen ist ein Rebalancing angezeigt. Hat sich zum Beispiel der prozentuale Anteil im Portfolio von US-Aktien, Immobilien oder Gold durch starke Kursgewinne erhöht, lässt sich die Quote durch Gewinnmitnahmen in diesen Kategorien sowie durch Zukäufe in anderen wieder ins angestrebte Verhältnis bringen. «Rebalancing zwingt Anleger dazu, antizyklisch zu investieren. Das schafft Renditechancen, weil man dem Markt einen Schritt voraus ist», bemerkt Matthias Geissbühler. 

Darüber hinaus bieten die volatilen Märkte die Möglichkeit, taktische Chancen zu nutzen. Damit die Strategie nicht zu einem starren Korsett wird, unterscheidet man zwischen strategischer und taktischer Asset Allokation. Dabei gibt die strategische Vermögensaufteilung die langfristige Stossrichtung vor und legt die Bandbreiten für die einzelnen Vermögensklassen fest. Innerhalb dieser Bandbreiten – und abgestimmt auf das Risikoprofil – können Anlegerinnen und Anleger im Rahmen der taktischen Asset Allokation auf die kurzfristigen Entwicklungen der Märkte reagieren.

Anlagen auf Vermögensplanung abstimmen

Was bei der Jagd auf Opportunitäten oft vergessen geht, ist die Abstimmung der persönlichen Anlagestrategie auf die eigene Lebens- und Vermögensplanung. Eine Überprüfung des Portfolios im Hinblick auf das Marktumfeld und die persönliche Anlagestrategie ist nicht zuletzt auch deshalb sinnvoll. Ein ganzheitlicher Vermögens-Check hilft, folgende Fragen zu klären:

  • Passen die Vermögensaufteilung und die Anlagelösungen immer noch zu meinen Bedürfnissen und Zielen?
  • Haben sich meine Anlageziele oder mein Anlagehorizont verändert?
  • Ist mein Vermögen optimal auf zukünftige Ereignisse (z.B. Pensionierung, Hauskauf, Ausbildung) ausgerichtet?
  • Wieviel Liquidität muss wann zur Verfügung stehen?
  • Wie hat sich mein Portfolio entwickelt? Sind die Renditen angesichts der Marktsituation zufriedenstellend?
  • Braucht es im Hinblick auf meine Anlagestrategie und die Diversifikation Anpassungen?
  • Sind meine persönlichen Werte in meinen Anlagen berücksichtigt?

Ein individueller und kostenloser Vermögens-Check bei Raiffeisen klärt diese Fragen im persönlichen Gespräch. Ihr Kundenberater analysiert Ihr Risikoprofil und die strategische Vermögensallokation, inklusive Immobilien, Finanzierungen, Liquiditätsplanung und Vorsorge. Es wird geprüft, ob die Anlagen mit der persönlichen Anlage- und Vorsorgestra­tegie übereinstimmen. Zusammen werden im Vermögens-Check allfällige Risiken identifiziert, Chancen thematisiert und Optimierungsmöglichkeiten ausgelotet. Anlegerinnen und Anleger erhalten so die Sicherheit und das gute Gefühl, dass ihr Vermögen auch in Zeiten volatiler Märkte bestmöglich aufgestellt ist.