Marktvorsprung mit digitaler Innovation

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Dank neuster Technologie in der Holzverarbeitung zaubert Thomas von Rickenbach kleinste Holzstücke aus Massivholz – und das in hoher Präzision. Das Familienunternehmen hat dabei früh in digitale Innovationen investiert. Thomas von Rickenbach, Inhaber in 4. Generation, erzählt von seinen Erfahrungen.

Aus einem Stück Massivholz werden 32 Messergriffe

Der Schreiner spannt mehrere Holzstücke, die jeweils nicht grösser als seine Hand sind, auf eine speziell gebaute Vorrichtung. Die Stücke sind roh gehobelt, also nur leicht bearbeitet. Er drückt auf einen Knopf an der Steuerung; dann fahren die Holzstücke ins Innere der Maschine, und die Fräswerkzeuge schneiden Formen aus dem Holz. Heraus kommen praktisch fertige Stücke: Es sind 32 Messergriffe für die Taschenmesserfirma Victorinox. Anders als in anderen Schreinereien fräst man in der «Möbelfabrik Muotathal» dreidimensional, auf Hundertstel Millimeter genau und in Serie. «Die Fräsqualität ist so hoch, dass wir kaum nachbearbeiten müssen», sagt Unternehmer Thomas von Rickenbach.
 

Fräsen nach dem 5-Achs-Prinzip

Grundlage für diese fortschrittliche Produktionsweise ist die digital gesteuerte, sogenannte CNC-Fräsmaschine der neusten Generation. Sie funktioniert nach dem 5-Achs-Prinzip. Das heisst: Ein Stück Massivholz kann von mehreren Seiten hochpräzise und in einem Durchgang bearbeitet werden. Von Rickenbach kann so komplexe Formen aus Holz produzieren wie zum Beispiel Schäfte für Jagdwaffen oder Lautsprechergehäuse. «Diese Präzision und diese Fräsqualität sind das Ergebnis von über 20 Jahre langer Erfahrung in Anwendung und Einstellung von CNC-Fräsmaschinen», sagt von Rickenbach. Sogar Know-how im Programmieren musste er dafür in seiner Schreinerei aufbauen. Die CNC-Maschine ist denn auch von Grund auf in der Schreinerei selbst programmiert worden.

Von Rickenbachs Auftraggeber stammen aus dem Topsegment. Zu den Stammkunden gehören vor allem Schweizer Firmen wie eben Victorinox, für die er Messergriffe produziert. Ein weiterer ist Hüsler Nest: Der Bettenhersteller lässt in Muotathal Elemente für seine speziellen Lattenroste und die kompletten Bettgestelle aus Massivholz anfertigen. Eine Kundin ist auch die Relish Brothers AG, die E-Gitarren herstellt. Auf diese schwören Bands wie 77 Bombay Street oder Motörhead.
 

Hohe Präzision dank digitaler Innovation

Die neuste, 2018 angeschaffte CNC-Fräsmaschine kostete die Möbelfabrik Muotathal 300'000 Franken. Sie ist aber erst der Anfang für eine weitere Modernisierung. Später soll ein neuartiger, vollautomatischer Schleifroboter, mit dem sich kleinste Holzteilchen schleifen lassen, an die Fräse gekoppelt werden. Von Tests in einer externen Partnerfirma hängt nun ab, ob sich diese Idee umsetzen lässt. Ziel ist, dass der Roboter die Maschine selber mit den Holzteilen bestücken, entstücken und die Teile schliesslich schleifen wird. «Das ist dann Hightech vom Feinsten», sagt von Rickenbach. «Damit wären wir vermutlich die Ersten weltweit, die so kleine Holzelemente mit diesen geometrischen Formen automatisch via Roboter schleifen können.»

Das notwendige Kapital für die Anschaffungen hat sich die Schreinerei zum grössten Teil selbst erarbeitet. Aber ganz ohne Fremdmittel ging es nicht: «Meine Raiffeisenbank hat mich sowohl im laufenden Geschäft als auch für weitere Investitionen unterstützt», erzählt von Rickenbach. Bei den Gesprächen sei es aber nicht immer nur ums Geld gegangen, sondern auch um Geschäftsthemen allgemein. «Das gab mir gute Inputs.»

 

Eine erfolgreiche Nische gefunden

«Wir sind stolz darauf, dass wir die von Rickenbachs als Kunden begleiten dürfen», sagt der Raiffeisen-Firmenkundenberater Alex Meyer. «Und obwohl wir das Unternehmen noch nicht so lange zu unseren Kunden zählen dürfen, haben wir bereits eine sehr gefestigte Beziehung aufgebaut.» Wenn er von der Möbelfabrik Muotathal spricht, kommt er ins Schwärmen. «Die Firma hat eine lange Familiengeschichte, und sie hat im Markt eine äusserst erfolgreiche Nische gefunden.»

Innovation hat bei der Möbelfabrik Muotathal Tradition: Der Betrieb hat früh in neue Technologien investiert – noch bevor Roboter bei den «Hölzigen» eine Rolle spielten. So hatte Vater Paul von Rickenbach bereits 1989 in eine CNC-Fräsmaschine investiert. 1994 folgte die erste mit 5-Achs-Technologie und sechs Jahre später ein vollautomatischer Schleifroboter. «Dem haben wir in Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule in stundenlanger Forschung das nötige Feingefühl beigebracht. Das war ein immenser Aufwand», sagt von Rickenbach. Doch dieser hat sich gelohnt: Die von Rickenbachs haben dank dem Schleifroboter viel gelernt und steigerten die Effizienz im Betrieb enorm. In seinen besten Zeiten lief der Roboter Tag und Nacht.
 

Innovative Ideen: Gerne mehr davon

Und dass der Erfolg auch künftig bleibt, dafür sorgt von Rickenbach mit grossem Elan. «Holz ist zeitlos und wird stets genutzt werden.» Was sich ändert, sind die Möglichkeiten der Verarbeitung. Und hier wird die Möbelfabrik Muotathal auch künftig auf Innovation setzen. Von Rickenbach würde sich sogar noch mehr innovative Ideen wünschen und sich gerne an «neue, schwierige Produkte» wagen. Das wichtigste dabei für ihn ist: «Dranbleiben.»

 

 

Zur Möbelfabrik Muotathal

Thomas von Rickenbach, Inhaber der Möbelfabrik Muotathal

1910 gründete Alois von Rickenbach das Familienunternehmen in Muotathal im Kanton Schwyz. Sein Nachkomme Thomas von Rickenbach (37) führt es seit 2015 in der 4. Generation, unterstützt von Vater Paul von Rickenbach. Spezialisiert hat sich die Schreinerei auf die hochpräzise Verarbeitung von Massivholz. Das KMU beschäftigt 29 Mitarbeitende, darunter zwei Lernende. 

Im Jahr 2018 gewann die Möbelfabrik ausserdem den Raiffeisen Unternehmerpreis Zentralschweiz. Mit dem «Goldenen David» würdigen die Raiffeisenbanken die wertvollen Beiträge, die kleinere und mittelgrosse regionale Unternehmen für ihre Region und für die gesamte Schweiz leisten.

www.vonrickenbach.swiss