Starthilfe: So erleichtert der Übergeber die Finanzierung seiner Nachfolge

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Nicht immer reichen die finanziellen Möglichkeiten des Käufers für eine erfolgreiche Nachfolgelösung. Damit die Übergabe trotzdem klappt, hat der Verkäufer verschiedene Möglichkeiten, seinem Nachfolger die Finanzierung des Kaufpreises zu erleichtern.
 

 

1. Verkäuferdarlehen

Beim Verkäuferdarlehen bezahlt der Nachfolger nur einen Teil des Preises sofort. Für den Rest gewährt ihm der Verkäufer ein Darlehen. Der Käufer muss also zum Übernahmezeitpunkt weniger Mittel selbst beisteuern.

«Wie hoch der Anteil des Verkäuferdarlehens am Gesamtpreis ist, ist sehr unterschiedlich», weiss Finanzierungsexperte Edi Platter vom Raiffeisen Unternehmerzentrum (RUZ). Er empfiehlt aber, dass Eigenmittel in der Höhe von mindestens 30 Prozent des Kaufpreises vorhanden sein sollten.

Oft wird das Verkäuferdarlehen bei familieninternen Nachfolgeregelungen gewählt. Trotzdem – oder gerade deshalb – rät Edi Platter: «Mündliche Abmachungen reichen nicht. Es braucht einen Darlehensvertrag, in dem die finanziellen Konditionen und alle weiteren Bedingungen sauber geregelt sind.»

 

Das müssen Sie beachten

Mit einem Verkäuferdarlehen bleibt der scheidende Unternehmer während der Laufzeit weiter mit dem Unternehmen verbunden. Das kann gut sein, weil Know-how dem Unternehmen erhalten bleibt. Es kann aber auch zu Konflikten führen, wenn Übergeber und Übernehmer unterschiedliche Vorstellungen haben, wer wofür verantwortlich ist.

Weiter gilt es auch die Vorsorgesituation des Übergebers aber auch des Übernehmers eingehend zu beleuchten: «Wer beispielsweise sein Pensionskassenvermögen für den Hausbau eingesetzt hat und nur eine einfache AHV-Rente erhält, kann es sich unter Umständen nicht leisten, ein Darlehen zu gewähren», weiss Edi Platter.

 

«Wichtig ist, dass der Nachfolgeprozess früh genug aufgegleist wird.»

Edi Platter, RUZ-Verantwortlicher Kompetenzteam Unternehmensentwicklung und Finanzen

 

2. Gestaffelte Zahlung

Bei der gestaffelten Zahlung wechselt das Unternehmen nicht von einem Tag zum anderen vollständig die Hand, sondern wird nach und nach übertragen. Die finanzielle Belastung wird also über einen längeren Zeitraum verteilt.

In der Regel erwirbt der Käufer dabei Unternehmensanteile in einzelnen Paketen. «Zum Beispiel erst 20 Prozent der Aktien, dann nochmals 20 Prozent, dann nochmals – bis das Unternehmen vollumfänglich verkauft ist», erläutert Edi Platter. In einem Vertrag legen Käufer und Verkäufer fest, wann und zu welchen Konditionen die Aktienpakete die Hand wechseln werden.

Eine Sonderform der gestaffelten Zahlung ist der Earn-Out

 

Das müssen Sie beachten

Zeit ist bei der gestaffelten Zahlung der entscheidende Faktor: «Wichtig ist, dass der Nachfolgeprozess früh genug aufgegleist wird», sagt Edi Platter. Idealerweise beginnt der abtretende Unternehmer etwa im Alter von 55 Jahren mit der Nachfolgeplanung.

 

3. Herausnahme aller betrieblich nicht-notwendigen Mittel

Liegenschaften und überschüssige Liquidität auf den Konten machen ein Unternehmen teuer. Indem der Verkäufer die Liquidität frühzeitig abführt und Liegenschaften sowie andere betrieblich nicht notwendige Vermögensteile aus dem Betriebsvermögen löst, vermindert sich der Preis für den Käufer.

«Es gibt allerdings keine Standardlösung, wie das idealerweise gemacht wird. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Varianten gibt es viele, jede Situation ist anders», sagt Finanzierungsexperte Edi Platter.

 

Das müssen sie beachten

Steuerfragen sind hier zentral. Beim Herauslösen von betrieblich nicht notwendigen Mitteln werden in jedem Fall Steuern fällig. «Entscheidend ist, dass man die steuerliche Belastung sorgfältig und frühzeitig plant und damit optimiert», sagt Edi Platter. «Darum», so betont er, «ist der Beizug eines Steuerexperten unerlässlich.»

 

4. Beitrag zur Eigenkapitalbildung des Nachfolgers

Falls der Übernehmer bereits im Unternehmen tätig ist, kann ihn der Übergeber vor der eigentlichen Übernahme mit zusätzlichen Lohn- oder Bonuszahlungen unterstützten. Das Ansparen von Eigenkapital wird so aktiv gefördert.

Es gibt verschiedenen Möglichkeiten, das konkret umzusetzen. So kann der abtretende Unternehmer beispielsweise einen Teil des Lohns seines Nachfolgers zurückbehalten und für die spätere Finanzierung sperren. Oder er zahlt dem Nachfolger mehr Lohn aus, damit dieser das Kapital für einen Erwerb äufnen kann.

 

Das müssen Sie beachten

Einzahlungen in die Pensionskasse und in die Säule 3a eignen sich nicht für die Finanzierung einer Übernahme. Edi Platter erklärt: «Diese Gelder dürfen nur verwendet werden, um sich selbständig zu machen. Für den Kauf eines Unternehmens geht das nicht.»