Nachhaltig wirtschaften heisst wettbewerbsfähig bleiben

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Nachhaltiges Wirtschaften ist ein zentraler strategischer Erfolgsfaktor für KMU. Wer am Markt nachhaltig wirtschaftet, verbessert nicht zur seine Kreditfähigkeit, sondern investiert in die Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens, sagt Raiffeisen-Experte Marco Meier im Interview.
 

Warum ist nachhaltiges Wirtschaften wichtig für ein Schweizer KMU?

Marco Meier: Nachhaltiges Wirtschaften heisst wettbewerbsfähig bleiben, sich durch Innovationen Marktvorteile verschaffen, Ressourcen zu schonen und damit auch Kosten zu sparen. Nachhaltigkeit trägt massgeblich zum langfristigen Geschäftserfolg eines Unternehmens bei. Insofern kommt ihr als Erfolgsfaktor natürlich eine sehr hohe Bedeutung zu: Sie ist für Unternehmen nicht nur «nice to have», sondern wird immer stärker zur strategischen Pflicht. 

 

Die Reduktion von nachhaltig auf ökologisch greift also zu kurz?

Ganz klar. Nachhaltiges Wirtschaften beinhaltet die drei Dimensionen ökonomisch, ökologisch und sozial. Einfach ein paar ökologisch orientierte Projekte ins Schaufenster zu stellen, reicht schon lange nicht mehr. Vielmehr gehört dazu beispielsweise auch, frühzeitig Gedanken über die eigene Unternehmensnachfolge anzustellen und so das Fortbestehen des Unternehmens zu sichern. Oder die Mitarbeitenden kontinuierlich zu entwickeln und weiterzubilden, damit sie zum Beispiel den Anforderungen der Digitalisierung gewachsen bleiben. Nachhaltig erfolgreich ist ein KMU dann, wenn alle drei Dimensionen in die Unternehmensstrategie integriert und gleich gewichtet gelebt werden. In diesem Wandel wird auch das Umdenken in der Gesellschaft spürbar.

 

«Nachhaltig erfolgreich ist ein KMU dann, wenn alle drei Dimensionen in die Unternehmensstrategie integriert und gleich gewichtet gelebt werden.»

Marco Meier, Bereichsleiter Geschäftsentwicklung und Spezialprodukte Firmenkunden

 

Wie nachhaltig sind die Schweizer KMU?

Unsere KMU sind bezüglich Nachhaltigkeit international gesehen gut positioniert. Die Schweiz gehört zu den innovativsten Ländern: Kein anderes Land hat 2018 im Verhältnis zur Bevölkerung mehr Patente beim Europäische Patentamt (EPA) eingereicht. Und Innovation wiederum hat sehr viel mit Nachhaltigkeit zu tun.

Neue Lösungen oder neue Produkte stärken die Wettbewerbsposition, was zu Mehrerlösen und höheren Margen führt. Exemplarisch dafür steht die Firma Oekosolve. Die innovativen Feinstaubfilter des KMU machen Holzfeuerungsanlagen deutlich umweltschonender. Für ihr zukunftsträchtiges Produkt nutzt Oekosolve den technologischen Fortschritt. Und dieser bietet auch der Schweiz als Nation sehr grosse wirtschaftliche Chancen – man denke da beispielsweise an unseren hohen Standard bezüglich wärmeeffizienten Bauens oder die bereits stark verbreitete Nutzung von erneuerbaren Energien.

 

Hilft Nachhaltigkeit bei der Finanzierung?

Wer am Markt nachhaltig erfolgreich wirtschaftet, verbessert seine Kreditfähigkeit und erhöht dadurch grundsätzlich seine Verschuldungskapazität. Aber auch die Kreditwürdigkeit wird durch mehr Nachhaltigkeit – zum Beispiel durch ein hoch qualifiziertes und motiviertes Team oder eine frühzeitige Nachfolgeregelung – positiv beeinflusst.

 

«Aber auch die Kreditwürdigkeit wird durch mehr Nachhaltigkeit positiv beeinflusst.»

Marco Meier, Bereichsleiter Geschäftsentwicklung und Spezialprodukte Firmenkunden

 

Was heisst das konkret?

Hier gilt: «Tue Gutes und rede darüber». Braucht eine neue Maschine zum Beispiel nur noch halb so viel Strom und verdoppelt die Produktionsmenge bei gleichzeitiger Verminderung des Ausschuss verringert das nicht nur die Umweltbelastung, sondern spart auch signifikant Kosten. Dies wiederum begünstigt den Investitions-Case. Ein ausgereifter Geschäftsplan bringt diese Nachhaltigkeitsaspekte klar und transparent zum Ausdruck. Das wiederum stärkt das Vertrauensverhältnis zwischen Kunde und Bank. Unterstützung bei der Ausarbeitung von überzeugenden Businessplänen erhalten KMU beispielsweise beim Raiffeisen Unternehmerzentrum RUZ.

 

Für viele Unternehmen ist Nachhaltigkeit auch mit Investitionen verbunden. Wie unterstützt Raiffeisen dabei?

Um Investitionen in nachhaltige Projekte zu finanzieren, benötigt es keine «Sonderprodukte». Vielmehr kommt – wie bei anderen Wachstumsprojekten auch – die klassische Palette an Finanzierungsinstrumenten zum Tragen. Dabei gilt es im Einzelfall zu prüfen, welches Modell das richtige für das spezifische Projekt ist. Je nach Ausgangslage kann es zum Beispiel sinnvoll sein, sich ein Leasingangebot einzuholen, statt die Investition vollständig fremd zu finanzieren. Dies schont die Liquidität und bringt eine hohe finanzielle Planbarkeit. Oder Beteiligungen entlang der Wertschöpfungskette können bereits ausreichen, um das Projekt zu finanzieren. Raiffeisen bietet für alle Finanzierungssituationen verschiedene Ansätze und verfügt über ein breites Netzwerk an Spezialisten.

Marco Meier, Bereichsleiter Geschäftsentwicklung und Spezialprodukte Firmenkunden
Marco Meier, Bereichsleiter Geschäftsentwicklung und Spezialprodukte Firmenkunden

Marco Meier ist Leiter Geschäftsentwicklung und Spezialprodukte Firmenkunden bei Raiffeisen Schweiz. Er ist seit über 15 Jahren in diversen Positionen im Schweizer Banking tätig, davon rund 10 Jahre im Firmenkundengeschäft. Seine langjährige Erfahrung und sein fundiertes Fachwissen zeichnen ihn als Experten im Firmenkundengeschäft aus.