Der beste Umbau 2022 – Siegerprojekte

Der Architekturpreis «Der beste Umbau 2022» liefert Anschauungsbeispiele, wie mit einer Renovation, einer Sanierung oder einem Umbau Immobilien den eigenen Bedürfnissen angepasst und auf einen modernen Ausbaustand gebracht werden können. Lassen Sie sich von den ausgezeichneten und nominierten Projekten inspirieren.

Mit 61 Eingaben hatte die Ausschreibung für den Architekturpreis «Der beste Umbau», der alle zwei Jahre von der Zeitschrift Umbauen+Renovieren ausgeschrieben wird, auch dieses Mal wieder grossen Erfolg. Die architektonische Qualität, der Umgang mit der alten Bausubstanz, die Nachhaltigkeit des Raum- und Energiekonzepts, die Eingliederung in den vorhandenen Kontext, die Qualität des Innenausbaus, die Wohnqualität und die innovative Herangehensweise waren grundlegende Bewertungskriterien.

 

Jurypreis: Umbau Wohnung «Pour Denise» (camponovo baumgartner, Zürich)

Beim Zusammenlegen von zwei Wohnungen zu einer wurden die nicht tragenden Innenwände entfernt. Durch neu eingebrachte, gekurvte Trockenbauwände wurde ein Raumkontinuum geschaffen. Die körperhaften, im Raum platzierten Wände sind vollständig umgehbar. Durch lärmabsorbierende Vorhänge lässt sich das Raumkontinuum in eigens abgetrennte Einheiten gliedern. Ausserdem nehmen die Rundungen Einbaumöbel auf, die den verschiedenen Raumfunktionen wie Küche, Bibliothek, Reduit und Bad angepasst sind. Sie lassen sich auch als überraschende Anlehnung an die formalen Elemente des Bestandes lesen, etwa die halbrunden Eternit-Elemente an der Fassade. Der rohe Charakter der Wohnung ergibt sich durch die direkte und unbehandelte Verwendung von Materialien.

 

Kommentar der Fachjury

camponovo baumgartner überformen die verbleibenden Tragwände mit präzise gesetzten, geschwungenen Wandelementen und bauen in der leergeräumten Fläche eine innere Landschaft zum Wohnen und Arbeiten: ein fliessendes Raumgefüge, wo vielfältige Sichtbezüge trotz geringer Abmessungen Weite suggerieren und das Tageslicht überall präsent ist. Dafür finden die Architekten einen ganz eigenen Ausdruck, der auch die opulenten Formen der 1970er-Jahre mit einem Augenzwinkern reflektiert. Mit diesem poetischen Beitrag ist dem jungen Team eine Architektur gelungen, bei der die sinnlichen Aspekte besonders zum Tragen kommen.

Fotos: Karl Naraghi, CBA

Architekten: camponovo baumgartner

Publikumspreis: Wohnstock mit Ökonomieteil (Althaus Architekten +, Bern)

Gestützt auf den grösstenteils erhaltenen Bestand, orientierten sich die Architekten bei der Sanierung des Wohnstocks am Originalzustand, respektierten jedoch auch spätere Eingriffe als Teil der Geschichte dieses Gebäudes. Mit dem Ausbau des Ökonomieteils und der Aufteilung in drei Wohnungen fügten sie ihm ein neues Kapitel hinzu. Die neuen Eingriffe bieten vor allem im Ökonomieteil und im Estrich neue Raumerfahrungen. Die Hauserschliessung windet sich neu durch die unveränderte luftige Tenndurchfahrt. Die zwei Brücken, die den vorderen und hinteren Teil der Obergeschosswohnungen verbinden, spielen mit der Direktheit des pragmatisch materialisierten Ökonomieteils und machen ihn wieder auf der ganzen Höhe erlebbar. Die Interieurs im Wohnteil wurden sorgfältig restauriert und vorgefundene Dekorationen wiederhergestellt.

 

Fotos: Alexander Gempeler

Architekten: Althaus Architekten+

Die weiteren nominierten Projekte

Umbau Einfamilienhaus (ARGE HuberHutmacher, Bern und Biel)

Mit den Sanierungs- und Umbauarbeiten wurde die charakterstarke Struktur des Anbaus von 1974 in das Haupthaus hineingetragen und die beiden Baukörper stärker zu einer Einheit verstrickt. Die lineare Tragstruktur in Holz wurde farblich betont und in das Haupthaus bis zur Küche weitergeführt, die neu stärker zum Wohnraum geöffnet ist. Das Farb- und Materialkonzept des gesamten Hauses lehnt sich an den ursprünglichen Zeitgeist an. Das Energiekonzept sieht eine akkurat abgestimmte, schrittweise Verbesserung des Energiehaushalts in Abhängigkeit zum Lebenszyklus und zum Werterhalt der jeweiligen Elemente vor. Nur Bauteile, die sich nicht mehr erhalten lassen, wurden ersetzt. Massgebend war nicht das Erreichen eines Labels, sondern ein sorgfältiger Eingriff in die kulturell wertvolle Substanz.

 

Fotos: Rolf Siegenthaler

Architekten: ARGE HuberHutmacher (Sonja Huber Architektur) (Carol Hutmacher Architektur)

 

Umbau und Balkonerweiterung Mehrfamilienhaus (Brandenberger Kloter Architekten, Basel)

Die bestehenden Balkone mit Gusseisenstützen mussten aufgrund der fortgeschrittenen Korrosion ersetzt werden. Da der Innenhof nicht zugänglich ist, musste dazu eine Leichtbaukonstruktion entwickelt werden, die innerhalb von wenigen Tagen über das fünfgeschossige Haus gehoben werden konnte. Die Konstruktion steht auf einem Betonträger, der die Terrasse im Sockelgeschoss stützenfrei überspannt. Auf diesem stehen filigrane Stahlstützen. Die Bodenplatte der ersten Umbauetappe von 2014 wurde mit zusätzlichen Fundamenten unterfangen, um die Lasten der neuen Balkonschicht aufzunehmen. Im Hochparterre wurde der Wohnraum erweitert, die restlichen Geschosse erhielten einen grosszügigen Balkon. Das erste und das zweite Obergeschoss wurden zudem zu einer Maisonettewohnung zusammengelegt. Eine Fenstervergrösserung leitet mehr Licht in die neue Wohnküche.

 

Fotos: Basile Bornand

Architekten: Brandenberger Kloter Architekten

 

Umbau Ferienhaus (camponovo baumgartner, Zürich)

Bei Umbauten über die Jahrzehnte wurden dem Haus immer mehr Schichten hinzugefügt. Diese wurden beim jüngsten Umbau bis auf die hölzerne Grundstruktur entfernt, um eine neue Schicht hinzuzufügen. Die bestehende Kammerstruktur wurde beibehalten, die Funktionen der einzelnen Räume jedoch verändert. Aus dem einstigen Schweinestall, wo sich eine ungeheizte Küche befand, ist eine kleine Einliegerwohnung mit Schlafraum, Bad und Bibliothek geworden. Die Küche wiederum wurde an ihrem ursprünglichen Ort in der Mitte des Hauses situiert. Die vier Räume im Erdgeschoss bilden eine Enfi lade. Die Täfelung aus Birkensperrholz wurde mit unterschiedlich geölten Sperrholztafeln neu interpretiert. Die Art, wie die Täfelung geölt und verlegt ist, ergänzt das Muster der Täfelung im Wohnzimmer, die erhalten werden konnte.

 

Fotos: Walter Mair und Axel Chevroulet, CBA

Architekten: camponovo baumgartner

 

Umbau Maiensäss (Deschenaux Follonier, Fribourg)

Das Maiensäss wird bis heute während der Hälfte des Jahres als Wohnsitz genutzt, ganz seinem ursprünglichen Zweck entsprechend. Ziel des Umbaus war es, das Gebäude wohnlicher und komfortabler zu machen, ohne den ursprünglichen Charakter zu verleugnen. Die Grundidee bestand in der Erhaltung der alten Holzkammer und im Abriss des angegliederten Hausteils, der aus Ziegeln bestand. Der neue Hausteil präsentiert sich heute als modernes und relativ hohes Raumgefüge aus Beton und Holz, das sich stark vom Ausdruck der hölzernen Kammer unterscheidet. Dieser Doppelcharakter prägt die neue – oder zumindest die erweiterte – Identität des Baus. Beibehalten wurde die Nutzung des Holzteils als Schlafgemach, nur dass das ursprüngliche Volumen erweitert und über der bestehenden Kammer eine neue Etage mit drei Schlafnischen erstellt wurde. Dabei wurde auch die alte Bauweise mit Lärchenbrettern übernommen.

 

Fotos: Joël Tettamanti

Architekten: Deschenaux Follonier

 

Um- und Anbau Bauernhaus (kit, Zürich)

Der geschützte Strickbau des Hauses befand sich in einem guten Zustand. Im Gegensatz dazu musste das marode Nebengebäude abgerissen werden. Auch die westliche Aussenwand des Haupthauses, die aus Riemenbrettern bestanden hatte, konnte nicht erhalten werden. Gemeinsam mit Denkmalpflege und Bauherrschaft haben sich die Architekten auf Spurensuche begeben, um möglichst viel von der Originalsubstanz zu erhalten und sichtbar zu machen sowie das alte Bauernhaus in zwei neue Einheiten, die den heutigen Wohnbedürfnissen entsprechen, zu transformieren. Das Umbau- und Renovierungskonzept basiert auf drei Strategien: der Erweiterung durch ein Volumen in Grösse und Proportion der früheren Stallscheune, dem Ersatz des nicht zu erhaltenden nördlichen Annexes durch einen ebenfalls gleich grossen Neubau und der Ertüchtigung des Kernbaus.

 

Fotos: Ruedi Walti

Architekten: kit

 

Umbau EFH zu Zwei-Generationen-Haus (moos.giuliani.herrmann., Uster)

Das Projekt umfasst die Sanierung und Transformation des Einfamilienhauses aus den 1970er-Jahren in ein Mehrgenerationenhaus mit zwei getrennten Wohneinheiten. Dabei wird eine Gebäudeerweiterung nach Nordwesten, eine Aufstockung des Dachgeschosses sowie die gesamthafte energetische Sanierung der Liegenschaft realisiert. Der Entwurf verfolgt eine gleichwertige Wohnqualität für beide Einheiten. Um eine klare Adressbildung zu erzielen, werden beide Wohneinheiten zukünftig über die Nordostseite des Untergeschosses erschlossen. Die Einpassung in die vorhandene Bebauung mit 16 fast baugleichen Einfamilienhäusern ist ein Kernthema des Entwurfs. Nebst der volumetrischen Gestaltung und Materialisierung wurde auch mit der Fenstergestaltung und -anordnung auf den Bestand referenziert.

 

Fotos: Kaspar Thalmann

Architekten: moos.giuliani.herrmann.

 

Umbau Wohnhaus mit Stallscheune (Schneider Türtscher, Zürich)

Das Gebäudeensemble musste sich seit jeher regelmässig den neuen Lebenssituationen der Bewohnenden anpassen, stets mit einem sehr hohen Grad an Pragmatismus. Der neue Raum des jüngsten Umbaus, für den nur ein schmales Budget zur Verfügung stand, breitet sich in der bestehenden Struktur aus und sucht sich seinen Weg durch die Scheune ins Freie. Unbeheizte Zwischenräume in der einstigen Stallscheune wurden Teil des Narrativs. Die neue wendige Komponente ergänzt das strukturelle Ensemble aus dem massiven, starren Wohnhaus und der leichten, punktuellen Struktur der Scheune. Sie reagiert auf räumliche Bedingungen diesseits und jenseits der neuen klimatischen Grenze. Das Haus schafft Bereiche, die in einer engen Beziehung zur Jahreszeit stehen. Aktuelle Konventionen des Komforts werden infrage gestellt. Der Geist des vernakulären Ensembles wird so in einer hybriden Form fortgeführt.

 

Fotos & Architekten: Schneider Türtscher

 

Umbau Einfamilienhaus (Stefan Wülser Architektur, Zürich)

Die mit dem Wiederaufbau auf dem Sockelgeschoss einhergehende Bestandesgarantie sichert das Bauvolumen an seiner einmaligen Lage. Diese Ausgangslage wurde zum Treiber für die programmatische wie auch konstruktive Entwicklung des Projekts. In einer steten Verhandlung zwischen räumlichen Implikationen des alten Hauses und äusseren Bedingungen entwickelte sich eine spezifische Volumetrie und Raumstruktur. Der Einbezug von Aussicht, Fluglärm sowie den Kaltluftströmen des direkt angrenzenden Waldes als Entwurfsfaktoren bindet die selbstbewusste Architektur an den Ort. Das Haus wird nicht als Körper mit umlaufender Hülle, sondern als performative Montage unterschiedlicher Fassadenelemente in direkter Beziehung zu ihrem äusseren Gegenüber entworfen. Einfachste Baumaterialien und eine materialgerechte und direkte Konstruktion prägen das Gebäude.

 

Fotos: Stefan Wülser

Architekten: Stefan Wülser Architektur